Mein rechtes Auge war in den letzten Monaten (so ca. seit Juli 2019) ja immer wieder Randthema auf meinem Blog, da es mich grundsätzlich doch im Allem eingeschränkt hat.
Nun folgt eine kleine Zusammenfassung, denn ich finde es tatsächlich immer ganz spannend, was andere so an merkwürdigen gesundheitlichen Dingen erleben. Auch wenn die Gründe fast immer unerfreulich sind, finde ich den menschlichen Körper in seiner Komplexität doch sehr faszinierend! :'D
So im Nachhinein kann ich schwer sagen, wie es genau anfing. Denn schon im April 2019 habe ich gelegentlich gemerkt, dass ich in weiter Entfernung mit dem rechten Auge leicht verschwommen sehe. Aber das auch nicht jeden Tag und eben wirklich nur ab rd. 30 m Entfernung. Damals dachte ich, dass ich damit mal zum Augenarzt gehe, wenn es schlimmer wird oder ich im Urlaub nichts besseres zu tun habe.
Im Juni 2019 war ich dann heftig erkältet und lag krankgeschrieben im Bett, als ich plötzlich beim Lesen Probleme bekam. Mit dem rechten Auge war alles verschwommen und das quasi über Nacht. Und es war eben so schlecht und v.a. so plötzlich, dass das linke Auge es nicht richtig kompensieren konnte. Da ich an dem Tag aber noch super krank war, habe ich es erstmal darauf geschoben und beschlossen, zum Arzt zu gehen, sobald ich mich wieder lebensfähig fühlte.
Am nächsten Tag ging es mir insgesamt besser und ich ging zur Arbeit... mit dem Ergebnis, dass es echt unangenehm war, wenn auch nicht mehr so schlimm wie tags zuvor.
Also bin ich nach der Arbeit doch zum Augenarzt gefahren.
Das Auge war aber laut Aussage der Ärztin kerngesund, ich solle mal Augentropfen gegen Trockenheit testen...
Und ja, zwei Tage später war alles wieder gut.
Einen Monat lang hatte ich Ruhe, alles war bestens.
Dann - wieder quasi über Nacht - sah ich auf dem Auge erneut nur verschwommen. Ich habe dann wieder ein paar Tage lang Augentropfen versucht, doch diesmal half es nicht. Ich bin also wieder zum Augenarzt, der diesmal genauer geschaut und wieder nichts gefunden hat. Mir wurden nochmal andere Augentropfen verschrieben, die aber auch nicht halfen!
Ich bin dann also zum Hausarzt, mal abchecken lassen, was es sonst sein könnte, wenn das Auge doch gesund aussieht...
Dort wurde ich gründlich untersucht und habe eine Überweisung zum Neurologen mit Verdacht auf multiple sklerose mitbekommen, mit dem Hinweis, das ernst zu nehmen und den Termin dort nicht aufzuschieben.
Ja, da habe ich doch minimal Panik geschoben und bin am folgenden Morgen in die Notaufnahme des UKSH gelaufen. XD Nicht unbedingt, weil es mir so mies ging - außer einem Sehproblem ging es mir ja blendend - aber kurzfristig bei einem Facharzt einen Termin zu bekommen, ist halt nahezu unmöglich - und dann mit so einem Verdacht vom Hausarzt!
Tja, nach einer ersten Blutuntersuchung und einigen Tests durfte ich das UKSH vorsichtshalber nicht wieder verlassen. Sie wollten mich ein paar Tage dort behalten und Schäden an Gehirn oder Nerven ausschließen. Spontan zu erfahren, dass man stationär aufgenommen wird, ohne es geplant zu haben, ist btw unpraktisch. :-P Mein Handyakku war fast leer, mein Guthaben ebenfalls, aber immerhin konnte ich meinen Freund noch anrufen, dass er ein paar Sachen vorbeibringen darf, und meine Mutter kurz informieren.
Im UKSH war ich dann 2 Nächte und durfte MRT des Kopfes und Untersuchungen der Nervenleitfähigkeit über mich ergehen lassen. Alles ergebnislos. Am letzte Abend gab es dann das Highlight: Lumbalpunktion. An sich nicht wild und mir ging es direkt danach super. Erst zwei Tage später setzten krasse postpunktuelle Kopfschmerzen ein, die nur nachlassen, wenn man flach auf dem Rücken liegt. Das war also wieder daheim meine Beschäftigung für die nächsten 5 Tage (logischerweise mit Krankschreibung).
Jedenfalls gab es keine Hinweise auf Schäden an Gehirn oder Nerven. Auch mein Sehnerv schien perfekt zu funktionieren.
Raus aus dem UKSH habe ich den Augenarzt gewechselt zur angeblich besten Praxis in Kiel, wo aber erstmal auch nur rauskam, dass mein Auge gesund ist. Lediglich eine leichte Ungleichheit der Pupillen wurde festgestellt, die aber mit unter 1mm Größenunterschied im unauffälligen Rahmen lag. Die Augenärztin wollte das weiter beobachten und ich sollte in 5 Wochen wieder kommen. Zusätzlich bekam ich eine Arbeitsplatzbrille verordnet, die meinen Mini-Sehfehler von +0,5 Dioptrien auf beiden Augen behebt und es damit dem linken Auge erleichterte, die Fehlfunktion des rechten Auges auszugleichen, wenn ich 8 Stunden am PC arbeite. Mehr aber auch nicht.
Im Anschluss habe ich - immer im Hinterkopf, das Augentropfen beim ersten Mal ja geholfen hatten - 9 verschiedenen Präparate für trockene Augen getestet, die aber alle nicht halfen, sondern es eher noch schlimmer machten.
Zudem habe ich meinen Sehfehler mal genauer beobachtet und nach und nach ging mir auf, dass es nicht direkt verschwommenes Sehen war, sondern doppeltes Sehen. Nur halt fast nie so ausgeprägt, wie es im Internet immer beschrieben wird. Also ich sah (fast nie) zwei Bilder direkt nebeneinander, sondern eher so, als hätte alles einen (leichten) Schatten. Bei Schrift war es besonders auffällig, daran habe ich es überhaupt erst gemerkt, denn an schlechten Tagen konnte ich vor lauter doppelten Buchstaben nicht mehr erkennen, was geschrieben stand. Aber auch z.B. bei senkrechten Objekten wie Sendemasten oder einzelnen Zweigen fiel es auf. Und halt nicht täglich gleichbleibend, sondern jeden Tag anders intensiv ausgeprägt und meistens morgens deutlich schlimmer als abends. Dadurch konnte ich mich auch nicht wirklich daran gewöhnen und nicht jeden Tag konnte das linke Auge alles kompensieren. An manchen Tagen war mir sogar richtig schwindlig deswegen.
Nach den 5 Wochen beim nächsten Termin habe ich also erklärt, dass es eher Doppelbilder als verschwommenes Sehen ist. Daraufhin hat mich die Kollegin in der Augenarztpraxis, die für neurologische Augenerkrankungen zuständig ist, nochmal untersucht. Aber auch da kein Ergebnis. Das einzige weiterhin: ungleiche Pupillen.
Meine Mutter ist sich btw 100% sicher, dass ich noch nie ungleiche Pupillen hatte. Und auch mir ist das nie zuvor aufgefallen, während es nun an manchen Tagen schon sehr auffällig wurde!
Danach war ich erstmal im Urlaub und währenddessen trudelten endlich die Ergebnisse der Lumbalpunktion ein: alles unauffällig.
Nach dem Urlaub habe ich dann beim Augenarzt einen Pilocarpin-0,1%-Test mitgemacht. Dabei wird eine 0,1%-Pilocarpin-Lösung in beide Augen getropft und wenn das Adie-Syndrom vorliegt, verengt sich die betroffene Pupille. Hier wurde sichtbar, dass sich das linke (!) Auge minimal zusammenzieht, obwohl ich auf dem ja normal sehe. Versteh das mal einer. :'D
Also Verdacht auf das Adie-Syndrom, das verschiedene Erkrankungen als Ursache haben kann, aber wirklich sichere Informationen zu dem Syndrom und wann es auftritt existieren noch nicht. Außerdem eben nur Verdacht, weil das Ergebnis nicht eindeutig genug war.
Ich bekam daraufhin eine Überweisung in die Augenklinik des UKSH, die den Verdacht näher untersuchen sollten. Und was soll man anderes erwarten: Auf den Termin dort musste ich 3 Monate warten und einfach mal so vorbei kommen war auch nicht drin, weil die komplett überlastet sind. Habs versucht, haben mich wieder nach Hause geschickt...
Zeitgleich - ich habe halt kein Glück :D - bekam ich ein Hagelkorn am Oberlid des rechten Auges. Es war nicht allzu groß, aber dennoch störend, also verschrieb mir meine Augenärztin eine Salbe mit Kortison. In dem Zusammenhang fiel mir wieder ein, dass ich auf dem Augenlid schon seit 2015 ein winziges verkapseltes Hagelkorn habe (ist nur fühlbar gewesen, nicht sichtbar) und es sich so anfühlte, als wäre das nun erneut angeschwollen. Naja, denkt sich unsereins ja nichts bei, aber schon nach 3 Tagen Kortison schrumpfte das Hagelkorn und meine Sehfähigkeit verbesserte sich. XD Nach den drei Wochen Kortison war das Hagelkorn noch da, aber ich konnte wieder ganz normal sehen. Das Problem also schon mal gelöst. :-P Allerdings blieben die Pupillen unterschiedlich groß.
Um das mal abzusprechen, war ich erneut bei meiner Augenärztin, die sich das auch nicht erklären konnte und meinte, den Termin in der Augenklinik sollte ich definitiv noch abwarten.
Wegen dem Hagelkorn bekam ich mal wieder befeuchtende Augentropfen, die diesmal aber auch entzündungshemmend wirken sollten, damit das Hagelkorn hoffentlich ganz wegschrumpft... Das passierte allerdings nicht. Auch 2,5 Monate später war am Augenlid das Hagelkorn zu fühlen - wie auch schon zuvor seit 2015.
Bis zu dem Termin in der Augenklinik blieb meine Sehfähigkeit gut. Ab und an wurde es wieder leicht schlechter, aber nie so, dass ich tatsächlich wieder nicht richtig sehen konnte. Dafür blieb erhalten, dass digitale Schrift und Scheinwerfer mit dem rechten Auge quasi verschmiert.
In der Augenklinik verbrachte ich dann 6 Stunden, wovon 2/3 Wartezeit waren. Yay. :D Die haben nochmal alles getestet, was ihnen naheliegend erschien und haben ebenfalls nichts gefunden. Dazu sei gesagt, dass ich erst von einem Assistenzarzt untersucht wurde, der auch alle Untersuchungen anleierte und dann am Ende des Ganzen mit einem Oberarzt sprechen durfte. Die wollten mir auch erst mal wieder erklären, dass ich nur trockene Augen habe - ja, das weiß ich, aber Augentropfen dagegen ändern an meiner Sehfähigkeit nichts. Also habe ich nochmal darauf hingewiesen, dass das Kortison ja geholfen hatte. Und dann kam der Oberarzt auf die Idee, dass vielleicht das Hagelkorn die ganze Zeit über das Problem war. Es wäre durchaus möglich, dass es schon vor Oktober leicht gewachsen war (im Vergleich zu seit 2015) und auf das Auge drückt. Das mag nur minimal sein, aber er erklärte mir dann, dass manche Menschen halt sehr empfindliche Augen haben und bei mir die Augenlider auch sehr eng am Augapfel anliegen, sodass der Druck nochmal größer ist als bei manch anderen Personen. Ich soll daher im Juni nochmal hin, um zu schauen, ob das Sehproblem verschwindet, wenn das Hagelkorn verschwindet. WENN es denn verschwindet... Wenn es bleibt, kann man es rausschneiden, aber er meinte, dadurch, dass es ja mittlerweile nur noch so klein ist, sei es schwer, es genau zu lokalisieren und außerdem würde rausschneiden auch erstmal eine Schwellung verursachen. Aber ehrlich: Das Teil war schon seit 2015 da, ist jetzt halt nur etwas größer. Warum sollte es also bis Juni plötzlich ganz weggehen? >.>
Und zu den ungleichen Pupillen: Da die Pupillen trotzdem ganz normal auf Licht reagieren, ich ganz normal fokussieren kann und der Unterschied eben auch in diesem 1mm-Rahmen ist, gehen die in der Augenklinik nicht davon aus, dass das ein Problem verursacht. Warum es aber so plötzlich auftrat, keine Ahnung...
Das war jetzt eine recht lange Geschichte und abgeschlossen ist sie ja auch noch nicht - aber da sieht man mal, dass die Ursache eventuell total trivial ist, aber Ärzte sonstwas vermuten...
ABER: Dank dem ganzen Mist im UKSH weiß ich jetzt, welche Krankheiten ich alle NICHT habe. Das ist doch auch mal schön... :'D