Sonntag, 16. Januar 2022

[Rez] "Das kalte Reich des Silbers" von Naomi Novik

(c) Bildrechte: cbj
"Das kalte Reich des Silbers"
von Naomi Novik
Originaltitel: Spinning Silver
Verlag: cbj, 2019
576 Seiten | Einzelband
[HC] ISBN: 978-3570165492 | [TB] ISBN: 978-3570313909

~Klappentext~
Mirjem ist die Tochter eines gutherzigen Pfandleihers, der es nicht über sich bringt, Schulden einzutreiben. Als die Familie deshalb hungern muss, übernimmt Mirjem das Geldeintreiben. Sie hat Erfolg, und bald heißt es, sie könne Silber zu Gold machen. Die Kunde davon dringt bis tief in die Wälder, zum gefürchteten Volk der Staryk. Deren König entführt sie in sein eisiges Reich, sie soll für ihn Silber zu Gold machen. Tut sie das nicht, wird der Staryk sie töten. Doch nun versinkt die Menschheit in Kälte …
~Meine Meinung~
Von Naomi Novik habe ich bisher nur ihre "Feuerreiter"-Reihe gelesen, die sich an erwachsenere Fantasy-Lesende richtet. Ihren Schreibstil kannte ich daher als ausführlich, bildhaft, aber auch ein wenig distanziert. Wie das zu einem Jugendbuch passen soll? Da war ich mir lange unsicher, weshalb ich bisher keines von ihr gelesen habe. Nun habe ich endlich, passend zur Jahreszeit, zu "Das kalte Reich des Silbers" gegriffen.

Die Handlung wird überwiegend aus der Sicht der drei jungen Frauen Mirjem, Irina und Wanda erzählt. Gelegentlich kommen auch weitere Perspektiven zu Wort, aber die drei Frauen würde ich als Protagonistinnen bezeichnen.
Mirjem ist die Tochter eines jüdischen Geldverleihers, die früh lernt, in die Fußstapfen ihres Vaters und Großvaters zu treten und Geld zu verleihen und einzutreiben. Um - anders als ihr Vater - Schulden auch wirklich zurückgezahlt zu bekommen, entwickelt sie eine knallharte, kühle Persönlichkeit.
Wanda ist eine einfache Bauerstochter mit zwei Brüdern und einem alkoholkranken Vater, der die Kinder im Rausch gerne verprügelt. Wanda lernt man schnell als mutige junge Frau kennen, die mehrmals über ihren Schatten springt, um anderen zu helfen.
Irina ist die Tochter eines reichen Herzogs, die aufgrund ihres durchschnittlichen Aussehens keine Hoffnungen auf eine gewinnbringende Heirat hat. Über sie erfährt man lange am wenigsten Persönliches, da sich anfangs wirklich alles darum dreht, wie sie am besten verheiratet werden kann. Später lernt man sie als entschlossene junge Frau kennen, die sich nicht von anderen unterbuttern lassen will.
Alle drei Frauen sind von ihren Lebenssituationen her sehr unterschiedlich, was in der kargen Winterumgebung, in der man nur mit Geld noch an Nahrung kommt, schnell deutlich wird. Doch das Schicksal führt die drei dennoch zusammen...

Wie eingangs schon beschrieben, schreibt Naomi Novik sehr ausführlich. Dadurch hat man die Welt und Handlung zwar immer bildhaft vor Augen, aber ich fand, dass die Charaktere dadurch immer eine gewisse Distanz zum Lesenden wahren. Da hätte ich mir noch etwas mehr Nähe und Charaktertiefe gewünscht. Vor allem Mirjem und Irina ähneln sich von der Art her im Laufe der Handlung immer stärker.
Die Handlung selbst wird sehr ruhig erzählt und braucht eine ganze Weile, um die Zielrichtung erkennen zu lassen. Darauf muss man sich einlassen können. Dann erhält man aber ein schönes Wintermärchen, das unterschwellig zu fesseln weiß (übrigens angelehnt an Rumpelstilzchen). Ich habe immer gerne weiter gelesen und wollte stets wissen wie es ausgeht, obwohl ich bei solch ruhigen Geschichten sonst schnell die Motivation verliere.
Anders als in anderen Rezensionen, die ich gelesen habe, fand ich die Informationen, die man über die geheimnisvollen Staryk erhält, ausreichend. Sie bleiben dadurch die ganze Handlung hindurch mysteriös, was ich sehr passend fand. Dennoch werden immer wieder Informationen eingestreut, aus denen man sich selbst ein Bild machen kann.
Was mir allerdings nicht ganz so positiv auffiel, war die Darstellung der Juden. Hier werden schon sehr viele Vorurteile eingebaut, die nur selten korrigiert werden. Das hinterlässt einen etwas schalen Beigeschmack.

Insgesamt liest sich "Das kalte Reich des Silbers" flüssig und fesselnd, auch wenn es ohne große Action auskommt. Der Fokus liegt auf den drei Frauen, die ihren eigenen Weg zu gehen versuchen, in einer Welt, die von Männern geprägt wird. Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen, auch wenn ein paar Punkte noch ausbaufähig gewesen sind. Empfehlung für jede:n, der:die ein spezielles winterliches Jugendbuch sucht und etwas Durchhaltevermögen mitbringt.

2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Alica

    Das klingt sehr spannend und trotzdem ist das wohl eher nichts für mich. Durchhaltevermögen habe ich aktuell keines, wenn es um Bücher geht, das wäre schade um das Buch.

    Aber ich bin mir sicher, dass ich bei dir bald wieder eine Empfehlung entdecke, die genau meinen Geschmack trifft.

    Alles Liebe an dich
    Livia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Kann ich verstehen. Wenn ich aktuell nicht so viel Lesezeit hätte, hätte es sicher auch noch deutlich länger auf dem SuB gelegen. :)

      Löschen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.