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"Das Sterben der anderen. Wie wir die biologische Vielfalt noch retten können"
von Tanja Busse
Verlag: Blessing, 2019
Sachbuch | 416 Seiten
ISBN: [TB] 978-3896675927
~Klappentext~
Naturschützer schlagen Alarm: Sie haben beobachtet, dass die Zahl der Insekten in den letzten 27 Jahren um mehr als 75 Prozent abgenommen hat. Nicht nur die Bienen sind in Gefahr, sondern viele andere Insekten, die vor wenigen Jahren noch als weit verbreitet galten. Und mit den Insekten sterben die Vögel.
In den letzten Jahrzehnten sind vor allem die Spezialisten verschwunden, also Arten, die besondere Lebensräume brauchen, Störche etwa oder Kiebitze. Inzwischen aber passiert etwas Neues, etwas sehr Unheimliches: Allerweltsarten wie Feldlerchen, Schwalben und Spatzen verschwinden und ebenso Insekten, die es früher massenhaft gab. Feldgrashüpfer zum Beispiel oder Laufkäfer.
Tanja Busse, viel gefragte Landwirtschafts- und Ökoexpertin analysiert schonungslos die Situation und schlägt wirkungsvolle Gegenmaßnahmen vor.
~Meine Meinung~
Tanja Busse fasst in "Das Sterben der anderen" in kurzen Kapiteln die wesentlichen Problemfelder unserer aktuellen Zeit bezüglich des Artensterbens zusammen und erklärt mit einfachen, auch für Laien verständlichen Worten, was genau falsch läuft und wie man die Artenvielfalt noch besser schützen könnte.
Ich bin zwar vom Fach, empfand Tanja Busses Ausführungen aber dennoch als interessant zu lesen, da sie viele Anekdoten aus ihrem eigenen Leben einbringt und damit den Lesefluss immer wieder auflockert und anhand ganz realer Beispiele aufzeigt, wie kompliziert das Netz aus Bürokratie, Politik und der tatsächlichen Umsetzung von Natur- und Artenschutz in Deutschland - und EU-weit - geregelt ist. Es wird schnell klar, dass die gesetzlichen Grundlagen nicht unbedingt logisch - und teilweise sogar kontraproduktiv sind. Und wie schwer es als einzelne Person ist, die Komplexität des Artensterbens - und allem was damit zusammenhängt (Umwelt-, Natur- und Klimaschutz) - zu verstehen. Zudem bringt sie viele Zitate bekannter Wissenschaftler*innen ein und weist auch am Buchende eine interessante Liste an Quellen auf.
Ein Großteil der Ausführungen bezieht sich dabei auf die Landwirtschaft, die ohne Zweifel in ihrer aktuellen, hauptsächlich praktizierten Arbeitsweise ein großes Problem darstellt. Anhand dieses Feldes erklärt Tanja Busse anschaulich, wie wirtschaftliche Interessen über das Allgemeinwohl (= biologische Vielfalt und dessen Nutzen für den Menschen) gestellt werden.
Obwohl ich aufgrund meines beruflichen Hintergrunds nur wenig neues aus "Das Sterben der anderen" mitnehmen konnte, empfehle ich es definitiv jedem weiter, der das Gefühl hat, von den aktuellen Diskussionen rund um "fridays for future", Klimawandel und Artensterben überfordert zu sein. Nach dieser Lektüre sollte jeder das Ausmaß des menschlichen Versagens verstehen - und dennoch die Hoffnung nicht verloren haben. Denn ja, es gibt Hoffnung und Tanja Busse zeigt neben den Problemfeldern viele positive Beispiele auf, bei denen Naturschutz klappt.
Vielen Dank an den Blessing Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über das Bloggerportal! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.