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"Frieda"
von Dagmar Fohl
Verlag: Gmeiner, 2019
Einzelband | 246 Seiten
[HC] ISBN: 978-3839224731
~Klappentext~
Elfriede Lohse-Wächtler verlässt mit 16 Jahren ihr Elternhaus und wird freischaffende Künstlerin. Als sie sich in den Maler und Sänger Kurt Lohse verliebt, gerät sie in eine Lebenssituation, die sie in eine psychische Krise treibt. Persönliches Unglück, bittere Armut, Anstaltsaufenthalte und der menschenverachtende Nationalsozialismus bestimmen das Schicksal der hochbegabten Künstlerin.
~Meine Meinung~
Dagmar Fohl hat mit "Frieda" einen biographischen Roman über die junge Künstlerin Elfriede "Frieda" Lohse-Wächtler verfasst, der deren hartes Leben auf eine intensive Art einfängt.
Der Erzählstil aus der Sicht von Frieda ähnelt Tagebucheinträgen, in denen in wenigen Kapiteln, die die grobe zeitliche Einordnung darstellen, Ereignisse aus ihrem Leben und besonders ihre Gefühle dazu wiedergegeben werden. Man erlebt Friedas Weg als freischaffende Künstlerin, die mit ihrer für damalige Verhältnisse emanzipierten Art besonders bei ihrem Vater aneckt. Sie liebt die Kunst, gibt ihr Innerstes über ihre Bilder preis und braucht dieses "Ventil", um auch die schweren Zeiten zu überstehen. Und schwere Zeiten gibt es viele in ihrem Leben. Als anfangs unbekannte Künstlerin verdient sie mit ihren Bildern kaum Geld, lebt das Künstlerdasein aber zu intensiv, als dass sie einen "normalen Brotjob" annehmen könnte. Immer wieder muss sie Kompromisse eingehen und Bilder zeichnen, die ihr selbst nicht zusagen oder stattdessen Stoffe u.Ä. verkaufen. Sie schafft es gerade so, sich über Wasser zu halten. In diesen ärmlichen, aber für sie selbst freien Verhältnissen lernt sie Kurt Lohse kennen und lieben und kommt den Rest ihres Lebens nicht von ihm los - obwohl er sie immer wieder wie Dreck behandelt.
Durch den Erzählstil wird man als Leser regelrecht eingesogen von Friedas Leben und ihren Gefühlen. Dagmar Fohl hat sowohl die glücklichen als auch die schweren Zeiten und später Friedas psychische Krise in knappe, aber umso intensivere Worte gefasst. Ich fühlte mich Frieda die ganze Zeit über nahe und war fasziniert von ihrer Persönlichkeit und ihrer Entschlossenheit, niemals mit der Kunst aufzuhören, egal was ihr wiederfuhr. Sogar dass sie Kurt Lohse einfach nicht loslassen kann, habe ich ein Stück weit nachvollziehen können, so lebhaft werden Friedas Gedanken beschrieben.
Es ist schwer, dieses Buch aus der Hand zu legen, wenn man es erst einmal begonnen hat. Selten hat mich das Leben einer Person so mitgerissen, gefesselt und am Ende - als sich der Nationalsozialismus den geistig oder körperlich beeinträchtigten Menschen "annimmt" - fassungslos zurückgelassen. Dagmar Fohl hat mit "Frieda" ein Werk geschaffen, dass das Leben einer außergewöhnlichen Frau in einer Zeit deutscher Geschichte beschreibt, die niemals vergessen werden sollte.
Vielen Dank an den Gmeiner Verlag für die Bereitstellung eines
Rezensionsexemplars! Meine Meinung wurde dadurch
nicht beeinflusst.