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"Wicker King"
von Kayla Ancrum
Originaltitel: The Wicker King
Verlag: dtv, 2018
Einzelband | 320 Seiten
[HC] ISBN: 978-3423762335
~Klappentext~
Ein Brand in einer alten Lagerhalle. Am Tatort zwei Siebzehnjährige, einer davon (der vermutliche Brandstifter) mit Verbrennungen, die beide in die Psychiatrie eingeliefert werden. Einige Monate zuvor: In der Schule hängen August und Jack mit völlig verschiedenen Typen rum, privat verbindet die beiden aber seit Langem eine intensive Freundschaft. Doch Jack, Vorzeigeschüler, Spitzensportler, Mädchenschwarm, entwickelt immer stärkere Halluzinationen und driftet mehr und mehr in eine Fantasiewelt ab. In dieser ist er der König, der »Wicker King«, und August ist sein Ritter. Um Jack nah zu bleiben und zu verhindern, dass dieser sich endgültig in seiner Scheinwelt verliert, lässt sich August auf das Spiel ein: Er begibt sich gemeinsam mit Jack in dessen Fantasiewelt hinein und steuert sie beide damit genau auf die Katastrophe zu, die er verhindern wollte.
~Meine Meinung~
Zu allererst muss ich die tolle Aufmachung des Buches loben! Besonders auffällig ist der Farbverlauf von hell nach dunkel auf den Seiten, passend zu Jacks schlechter werdender Psyche. Hinzu kommen Skizzen und Fotos, die zur jeweiligen Handlung passen. Optisch also absolut genial gemacht!
Die Handlung ist in sehr kurze (oft nur 1 bis 2 Seiten lange) Kapitel unterteilt, also vermutlich nicht für jeden was. Zu Beginn fand ich es auch gewöhnungsbedürftig, aber schnell musste ich feststellen, dass trotzdem alles gesagt wird, was es zu erzählen gibt. Die einzelnen Szenen aus dem Leben von August und Jack übten sogar einen richtigen Sog auf mich auf, sodass ich das Buch quasi inhaliert habe. Man muss sich aber natürlich auf die episodenartige Erzählweise einlassen können und sich auch oft einen eigenen Anteil denken.
Inhaltlich geht es um die Freundschaft zwischen den beiden Jungen, die sich seit der Kindheit kennen. Sie sind unzertrennlich, wobei Jack den Ton angibt und August ihm folgt. Irgendwann fängt Jack an, Halluzinationen zu haben und statt zum Arzt zu gehen, bittet er August um Unterstützung bei einem verrückten Vorhaben...
Was anfangs wie eine enge Freundschaft wirkt, entwickelt sich nach und nach, wirklich schleichend, in eine toxische Richtung. Und genau dieser langsame Wandel ist perfekt gelungen, sodass man sich als Leser am Ende selbst fragt, wie genau es jemals so weit kommen konnte.
Großer Bestandteil der Geschichte ich natürlich Jacks Erkrankung, die ihn immer heftigere, realere Halluzinationen sehen lässt, und wie sich diese auf die Realität von Jack und August auswirken. Mir war vorher tatsächlich nicht bewusst, dass eine so ausgeprägte Halluzination möglich ist - also auch noch was gelernt. Wie sich diese Erkrankung auf den Handlungsverlauf auswirkt, fand ich ziemlich cool und bezogen auf Jack und August auch nachvollziehbar. Was ich allerdings nicht ganz verstehen konnte, war, dass keiner der weiteren eingeweihten Personen zeitig auf die Idee kommt, mal Erwachsene oder gar einen Arzt zu informieren. Daher gibt es ein bisschen Punktabzug. Das Nachwort der Autorin erklärt das und ein Stück weit habe ich es beim Lesen auch nachvollziehen können - wäre aber selbst nie so verantwortungslos gewesen.