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"Das Bild - Rose Madder"
von Stephen King
Originaltitel: Rose Madder
Verlag: Heyne, 1995
Einzelband
672 Seiten
~Klappentext~
"Nach 14 Jahren Ehehölle bringt Rosie Daniels endlich die Kraft auf, vor der Gewalt ihres brutalen Mannes zu fliehen. Doch der ist ein rachelüsterner Cop und folgt ihr dicht auf den Fersen..."
~Meine Meinung~
Das letzte Stephen King Buch, das ich noch ungelesen im Regal hatte. Ich glaube, jetzt mache ich erstmal wieder ein Jahr Stephen King-Pause. XD (Wobei ich "Die Arena" noch als Hörbuch liegen hab...)
Und wieder einmal eine etwas andere Stephen King Geschichte...
"Das Bild - Rose Madder" handelt von Rosie, eine nicht mehr ganz junge Frau, die seit 14 Jahren mit Norman verheiratet ist. Diese Ehe ist alles außer glücklich, denn Norman neigt zu häuslicher Gewalt. Manchmal hat er schlechte Tage, an denen er Rosie nur etwas piesackt - und manchmal hat er ganz schlechte Tage, an denen Rosie um ihr Leben fürchten muss.
Das Buch beginnt mit einem solchen ganz schlechten Tag. Rosie hat nur ein Buch gelesen, das Norman nicht passt und er schlägt sie, bis Rosie, die seit kurzem schwanger ist, eine Fehlgeburt erleidet. Die Szene ist so realistisch und authentisch beschrieben, das dem Leser wirklich mulmig wird. Ich war kurz davor, das Buch erst mal wieder wegzulegen, so sehr hat mich diese Szene mitgenommen. Vor allem die Gedanken und Gefühle von Rosie in dieser Lage waren absolut nachvollziehbar beschrieben - ihre Angst, Fassungslosigkeit, Hoffnung, dass es noch nicht zu spät ist.
Nach dieser Szene kommt ein Zeitsprung zu dem Tag, an dem Rosie endlich beschließt, Norman zu verlassen. Mittlerweile geht es ihr durch die vielen Schläge gesundheitlich nicht mehr so gut und sie verbringt fast jeden Tag wie apathisch. In einer wachen Minute verlässt sie das Haus, hebt mit Normans Bankkarte etwas Geld ab und steigt in den nächsten Fernbus in eine weit entfernte Stadt.
Dort nimmt das Leben von Rosie endlich eine positive Wendung. Sie gelangt in ein Frauenhaus, in dem sie eine Weile wohnen und sich erholen kann, während sie langsam richtige Arbeit beginnt und zum ersten Mal in ihrem Leben eigenes Geld verdient. Dort kauft sie auch in einem Trödelladen das titelgebende Bild: Rose Madder. Das Bild versprüht eine seltsame Anziehungskraft auf Rosie, obwohl es an sich gar nicht hübsch oder besonders gut gezeichnet ist. Doch Rosie identifiziert sich auf eine ihr nicht erklärbare Art mit der Frau auf dem Bild, von der man nur die Rückansicht sehen kann.
Gleichzeitig macht sich Norman auf die Suche nach seiner unverschämten Frau, die es wagt, einfach seine Bandkarte zu klauen und abzuhauen...
Es wird schnell klar, dass das Buch auf einen Showdown zwischen Rosie und Norman hinausläuft. Dennoch bleibt es spannend, während Norman immer verrückter und gewaltbereiter wird und auf der Suche nach Rosie die ein oder andere Leiche zurücklässt. Für diese Szenen wird in Kursivschrift zu Norman gewechselt, sodass man einen Einblick in sein krankes Gehirn bekommt. Diese Szenen sind auf ihre ganz eigene Art spannend und man hofft die ganze Zeit, dass Norman doch noch einen Fehler macht und gefasst wird, bevor er mehr Schaden anrichten kann.
Zeitgleich wird als Kontrast Rosies neues Leben geschildert. Sie findet einen gut bezahlten Job, bekommt ihre eigene Wohnung, lernt einen netten Mann kennen... Rosie wird dabei immer fröhlicher, genießt das Leben, wird selbstbewusster.
Soweit wäre das Buch auch wunderbar ohne Übernatürliches ausgekommen. Doch ganz ohne kann Stephen King dann doch nicht und baut mit dem Bild "Rose Madder" eine Parallelwelt ein, in die Rosie eines Nacht hineingerät. Das Ganze wird zwar sehr eindrucksvoll und bedrückend, mit viel Atmosphäre, beschrieben, hätte aber tatsächlich nicht Not getan und wirkte seltsam Fehl am Platz. Es wäre schön gewesen, wenn Rosies Probleme mit Norman auf eine realere Art ihr Ende gefunden hätten. Dennoch, für sich selbst stehend, war die Welt im Bild und die Frau "Rose Madder" wunderbar und bleibt auf jeden Fall im Gedächtnis.
Das Buch ist auf jeden Fall nichts für schwache Nerven, da sowohl die Anfangsszene mit der Fehlgeburt, als auch eine weitere, kaum fassbare Misshandlung, bei der mir wirklich übel wurde, die aber zum Glück nicht so ausführlich beschrieben wird wie die Anfangsszene, schockieren. Es ist schwer zu glauben, was im Zuge häuslicher Gewalt alles an krankhaften Dingen möglich ist und die unverblümte Art, mit der Stephen King hier schreibt, wirft dem Leser die Grausamkeit nur umso deutlicher vor Augen. Wer von solchen Misshandlungen weiß oder ahnt, darf nicht tatenlos bleiben.
Fazit: Schwieriges, aber leider nur allzu gegenwärtiges Thema, über das man in der Form wohl selten liest. Das übernatürliche Element wäre nicht notwendig gewesen, stellt für sich genommen aber eine faszinierende Welt dar.