Donnerstag, 17. März 2022

[Rez] "The Invisible Life of Addie LaRue" von V. E. Schwab

 
links: deutsche Ausgabe, rechts: englische Sonderausgabe
"Das unsichtbare Leben der Addie LaRue"
von V. E. Schwab
Originaltitel: The Invisible Life of Addie LaRue
Verlag: Fischer Tor, 2021
Einzelband | 592 Seiten
[PB] ISBN: 978-3596705818

~Klappentext (deutsche Ausgabe)~
Addie LaRue ist die Frau, an die sich niemand erinnert. Die unbekannte Muse auf den Bildern Alter Meister. Die namenlose Schönheit in den Sonetten der Dichter. Dreihundert Jahre lang reist sie durch die europäische Kulturgeschichte – und bleibt dabei doch stets allein.
Seit sie im Jahre 1714 einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat, ist sie dazu verdammt, ein ruheloses Leben ohne Freunde oder Familie zu führen und als anonyme Frau die Großstädte zu durchstreifen. Bis sie dreihundert Jahre später in einem alten, versteckten Antiquariat in New York einen jungen Mann trifft, der sie wiedererkennt. Und sich in sie verliebt.
~Meine Meinung~
"The Invisible Life of Addie LaRue" oder auf Deutsch "Das unsichtbare Leben der Addie LaRue" gehört zu diesen Büchern, die gefühlt in jedem Buchblog-Feed auftauchen und sehr gehyped werden. Ich war daher skeptisch, hab mir das Buch dann aber doch gekauft, als diese hübsche englische Sonderausgabe mit Illustrationen erschien. Und das muss ich vorweg wirklich einmal betonen: Die Ausgabe ist toll und ein Schmuckstück in jedem Bücherregal.

Zum Inhalt: Es geht um die junge Frau Adeline LaRue, geboren und aufgewachsen in einem winzigen Dorf in Frankreich in den 1700ern. Als ihr mit 23 Jahren eine Heirat aufgezwungen wird - gehörte sich damals für Frauen nun mal - sucht sie verzweifelt nach einem Ausweg und schließt einen Pakt mit einem dunklen Gott. Doch in ihrer Verzweiflung denkt sie nicht über die genaue Wortwahl nach und so hat der Pakt Auswirkungen, die Addie sich absolut anders vorgestellt hat: Sie wird unsterblich, aber jeder Mensch vergisst sie sofort, wenn sie sich aus dem Blickfeld bewegt.

Die Handlung wechselt zwischen dem Jahr 2014 und Addies Vergangenheit, die man in mehreren Szenen über die Jahrhunderte hinweg verfolgt, meistens anhand von Treffen mit dem dunklen Gott, der versucht, Addie endlich zum Aufgeben zu bewegen, damit er ihre Seele bekommen kann. Bis 2014 hat Addie sich aber an ihr Leben gewöhnt und denkt nur selten ans Aufgeben.
Alles ändert sich dann, als Addie auf Henry trifft. Ein Buchverkäufer, der sich als erster Mensch an sie erinnern kann...

Addie gefiel mir als Protagonistin grundsätzlich gut. Ihre Verzweiflung, die sie in den Pakt getrieben hat, war nachvollziehbar beschrieben, auch wenn ich sie zu der Zeit als etwas zu naiv empfunden habe. Aber sie wächst über die Jahrhunderte charakterlich und lernt, mit ihrem neuen Dasein umzugehen und einen eigenen Sinn im Leben zu finden, ganz abseits von Erinnerungen an sie. 
Den Aspekt an der Handlung fand ich auch interessant umgesetzt. Muss der Lebenssinn wirklich darin bestehen, dass sich andere Menschen an einen erinnern? Muss man das Ziel haben, in die Geschichte einzugehen? Oder gibt es auch andere Wege, einen Sinn im Leben zu finden? In der Hinsicht regt der Roman schon zum Nachdenken an.

Henry als zweiter Protagonist bleibt lange undurchsichtig, was aber mit dem Grund zusammenhängt, warum er sich an Addie erinnern kann. Das führte dazu, dass ich ihn die meiste Zeit unsympathisch fand. Dass Addie sich dennoch zu ihm hingezogen fühlt, ist aber naheliegend. Immerhin ist er der erste Mensch, der sich an sie erinnert.

Der Schreibstil gefiel mir, leicht poetisch und mit einer melancholischen Grundstimmung. Das unterstützte Addies unsterbliches Leben und die Leere, die sie durch fehlende dauerhafte Kontakte erlebt.
Leider führt aber der Schreibstil in Kombination mit der sehr zögerlichen Handlung dazu, dass mir der Roman zu langatmig wurde. Bis Addie Henry trifft vergehen 150 Seiten. Das ganze Buch hatte 540 Seiten. Es wird sehr viel aus Addies Alltag gezeigt, was mir in dem Umfang zu viel war. Ich brauche keine zwanzig Szenen, in denen Leute Addie sofort wieder vergessen, um zu merken, dass das eine blöde Situation ist. Die Rückblicke in ihre Vergangenheit waren mir auch zu viel Alltag, statt den Fokus auf geschichtliche Entwicklungen zu legen, was sicherlich interessanter gewesen wäre. Auch die Treffen mit dem dunklen Gott, die wirklich oft gezeigt werden, wurden mir schnell zu eintönig. Die Handlung wurde kurz spannender, als Addie Henry trifft und man genau wie sie herausfinden will, warum er sich erinnern kann. Die Auflösung war dann aber viel zu offensichtlich.

Insgesamt mochte ich die Idee hinter der Handlung und den Schreibstil, die Handlung selbst war mir aber zu langweilig und langatmig, sodass ich ab der Hälfte viele Szenen nur überflogen habe, weil sich eh alles irgendwie wiederholt. Nicht hilfreich war zudem, dass mir Henry so unsympathisch war. Aber ich kann durchaus verstehen, warum so viele den Roman mögen.

5 Kommentare:

  1. Ich bin zwiegespalten, was den Roman angeht. Zum einen denke ich, dass er mir ebenfalls zu langatmig sein würde, zum anderen, dass er mir vielleicht aus anderen Gründen nicht gefällt (Hype-Bücher+ich). Darum habe ich mich auch gegen das Lesen entschieden. So ganz streichen kann ich ihn aber auch nicht. Mhm.

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    1. Also ich hätte definitiv nichts verpasst, wenn ich es nicht gelesen hätte. Aber vllt läuft es dir mal günstig über den Weg, dann bin ich auf deine Meinung gespannt. :)

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    2. Ach, hier liegt noch genug anderer Lesestoff herum, so ist das nicht ;-)

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  2. Huhu!

    Langatmig fand ich diese ganze Szenen gar nicht :D Ich mochte das, dass die Autorin durch die Zeiten führt und man diese Verzweiflung spürt, wenn sich tatsächlich niemand an einen erinnern kann.
    Henry, doch, er war mir tatsächlich sympathisch! Aber ich hab jetzt schon von einigen gehört, dass es da sehr unterschiedliche Meinungen gibt.
    Echt schade dass es dich nicht so begeistern konnte, aber so ist es halt manchmal ...

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. So unterschiedlich kann das Empfinden sein. :D Aber ich merke auch, dass ich aktuell wenig Geduld für ruhige Romane aufbringe. Vllt war es also auch ein bisschen der falsche Zeitpunkt.

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