Donnerstag, 26. Dezember 2019

[Rez] "Hier musst du glücklich sein" von Lisa Heathfield

(c) Bildrechte: Carlsen
"Hier musst du glücklich sein"
von Lisa Heathfield
Originaltitel: Seed
Verlag: Carlsen, 2016
Einzelband | 320 Seiten
[HC] ISBN: 978-3551583383

~Klappentext~
Eine kleine Gemeinschaft, abgeschottet von der Welt. Hier ist Pearl aufgewachsen und hier fühlt sie sich sicher, denn ihr Oberhaupt Papa S. beschützt sie alle vor der vergifteten Welt da draußen. Doch als sich der gleichaltrige Ellis und seine Familie ihrer Gemeinschaft anschließen, wird Pearls Weltbild auf die Probe gestellt: Ellis wächst Pearl täglich mehr ans Herz – und er scheint nicht an die Lehren von Papa S. zu glauben! Langsam wird auch Pearl klar, dass sie fliehen müssen, um sich zu retten…
~Meine Meinung~
"Hier musst du glücklich sein" war mein erster Roman über das Leben in Sekten und ich war gespannt, wie das Thema umgesetzt wurde. 
Pearl wird in "Saat" geboren und wächst dort auf, sie kennt folglich das Leben "außerhalb" nicht und lernt über die Welt auch nur das, was ihr von Papa S. und dessen beiden Stellvertretern beigebracht wird. Doch sie ist glücklich, es fehlt ihr an nichts. Die Lebensgemeinschaft weist sich durch Naturverbundenheit aus, was ich grundsätzlich auch sehr schön fand und nachvollziehen konnte, warum Pearl so fasziniert von allem ist und ein Stück weit auch, warum sie an die Mutter Natur als eine Art Göttin glaubt. Überhaupt ist der Zusammenhalt in der Gemeinschaft, in dem man eine große Familie ist, in der keiner EINE Mutter hat, sondern alle Kinder von allen sind, wichtig und der Grund, warum die Mitglieder in "Saat" bleiben und kaum hinterfragen. Ich fand es sehr nachvollziehbar beschrieben, warum Pearl und die meisten anderen zufrieden sind und nichts anderes kennenlernen wollen.
Doch vereinzelter Unmut besteht auch, in Form von Pearls "Schwester" Kate. Denn sie ist neugierig, wie die Welt außerhalb aussieht und ist nicht mit allem in "Saat" zufrieden. Vor allem, dass die Frauen alle eines Tages Gefährtin von Papa S. sein müssen, gefällt Kate nicht, sie würde lieber frei wählen, mit wem sie zusammen sein will...

Als Leser*in spürt man auf jeder Seite eine bedrückende Grundstimmung, da man natürlich sieht, was alles "falsch" läuft. Ich war einige Male erschrocken, mit welcher Selbstverständlichkeit Pearl und die anderen Lügen glauben oder sich freuen, Papa S.' Gefährtin zu werden - lernen sie doch vorher nicht, was genau das Dasein als "Gefährtin" alles beinhaltet... Schon der Romanbeginn ist da krass, denn Pearl bekommt zum ersten Mal ihre Periode und wird klammheimlich für 24 Stunden in einem Erdloch eingesperrt, wo sie sich der Mutter Natur nahe fühlen soll, um zu einer "richtigen" Frau zu werden.

Erst als Ellis mit seiner Mutter und seiner kleinen Schwester in die Gemeinschaft aufgenommen wird, fängt Pearl endlich an, Dinge zu hinterfragen, auch wenn es ihr jedes Mal schwer fällt, die Wahrheit zu akzeptieren...

Bis kurz vor dem Ende hat mich "Hier musst du glücklich sein" gefesselt und begeistert. Das Leben in der Sekte und wie Pearl langsam merkt, was daran alles falsch ist, war spannend zu verfolgen und ein ums andere Mal schockierend. Doch dann kam das Ende und hat leider - meiner Meinung nach - alles falsch gemacht. Die Ereignisse passieren zu plötzlich, ohne richtige Erklärungen und sind zu dramatisch. Hier wurde sich wohl an die wahren Ereignisse von Jonestown angelehnt, ohne jedoch gut in die bisherige Handlung zu passen... Das hat den bisher faszinierenden Verlauf ziemlich kaputt gemacht...

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