Dienstag, 4. Juni 2019

[Rezi] "Mausmeer" von Tamara Bach

(c) Bildrechte: Carlsen
"Mausmeer"
von Tamara Bach
Verlag: Carlsen, 2018
Einzelband | 144 Seiten
[HC] ISBN: 978-3551583802

~Klappentext~
Nur dieses eine Wochenende. Nur noch einmal in Opas altes Haus am Arsch der Welt, hier war alles immer gut. Nur das will Ben, der gerade achtzehn geworden ist und irgendwie festhängt – in der Schule, in der Familie, im Leben. Ein paar Tage raus aus allem. Zusammen mit Annika, der großen Schwester, die doch immer die Vernünftigere war. Einen Spaziergang, ein Osterfeuer und einen umgefallenen Tisch und die Folgen später sieht nicht mehr alles so aus wie vorher.
~Meine Meinung~
In "Mausmeer" entführt Ben seine Schwester Annika an seinem Geburtstag kurzerhand in das ehemalige Haus des Großvaters, das bald abgerissen werden soll. Dort verbringen sie das Osterwochenende zu zweit und finden Zeit zum Nachdenken, zum Reden - mal mehr, mal weniger.

"Mausmeer" ist abwechselnd aus der Sicht von Ben und Annika geschrieben, wobei quasi immer ihre Gedanken niedergeschrieben werden. Dadurch wirken die Sätze manchmal abgehakt, unvollständig, sprunghaft oder unzusammenhängend. Eben so wie Gedanken sein können. Das ist gewöhnungsbedürftig und liest sich nicht unbedingt flüssig, lässt den Leser aber direkt in die Gedankenwelt der beiden eintauchen. Ich fühlte mich ihnen dadurch auf eine merkwürdige Art zugleich nah und distanziert. Denn ja, wir lesen ihre Gedanken und können daraus Gefühle erfahren, aber die Sicht auf die beiden ist dennoch eine Momentaufnahme, sodass man nicht alles über sie erfährt und viele Fragen offen bleiben.
Dennoch hat mich der Erzählstil gefesselt und fasziniert. Er war einfach sehr authentisch und es war verblüffend, wie fast schon poetische mit eher platten Gedanken abgewechselt wurden. Obwohl nichts direkt ausgesprochen wird, spürt man die innere Zerissenheit, Unsicherheit der beiden Charaktere, die - obwohl noch so jung - manchmal wirken wie alte Leute, die über ihre verlorene Jugend philosophieren.

Inhaltlich passiert nichts besonderes. Es geht vordergründig um die Charaktere der Geschwister, ihre Sorgen und Probleme, die sie selbst kaum in Worte fassen können. Ben und Annika verbringen die Zeit im Haus daher überwiegend schweigend, haben sie sich doch schon lange auseinander gelebt. Dabei möchte Ben Annika unbedingt erzählen, dass er die Schule abgebrochen hat und erhofft sich Rat oder Verständnis oder überhaupt jemanden zum Reden. 
Daneben spielt eine Gruppe Angler, die am See hinter Großvaters Garten ein Wochenende lang angeln will, eine Nebenrolle.

Insgesamt hat mir "Mausmeer" durch seine nachdenkliche, ruhige, manchmal poetische Art sehr gefallen. Aber inhaltlich hätte ich mir am Ende doch mehr Aufklärung erhofft. Denn Bens Schulabbruch wird nicht abschließend thematisiert, obwohl ich es wichtig gefunden hätte, zu erfahren, wie die Eltern letztlich reagieren, ob er Unterstützung oder Vorwürfe von ihnen erhält.
Weitere Rezensionen

1 Kommentar:

  1. Hallo liebe Alica,
    der Titel des Buches hat mich ja gerade schon etwas neugierig gemacht. Ich frage mich, wie das Wort im Zusammenhang mit der Geschichte steht. Das Cover hat mich sofort angesprochen. Ich finde es ist mal etwas anderes und sieht auch sehr ansprechend aus.

    Was die Geschichte ansich angeht, wäre ich noch etwas skeptisch. Ich weiß nicht, ob ich mich an den abgehackten Schreibstil gewöhnen könnte. Auch, dass die Handlung ansich eher ruhig bleibt, betrachte ich gerade noch etwas kritisch. Allerdings hörst du dich sehr begeistert an. Das ist eine sehr interessante Buchvorstellung und du hast mich sehr neugierig gemacht.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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