Dienstag, 7. Juli 2020

[Rez] "Das Institut der letzten Wünsche" von Antonia Michaelis

(c) Bildrechte: knaur
"Das Institut der letzten Wünsche"
von Antonia Michaelis
Verlag: Knaur, 2015
Einzelband | 496 Seiten
[HC] ISBN: 978-3426653654 | [TB] ISBN: 978-3426515747

~Inhalt~
Antonia Michaelis wunderbare Heldin, die verträumte Mathilda, arbeitet für eine Organisation, die sterbenden Menschen ihre letzten Wünsche erfüllt. Ein letztes Mal Schneeflocken spüren mitten im Hochsommer, Maria Callas live erleben oder in einem stillgelegten Vergnügungspark Riesenrad fahren – alles kein Problem, kleine Tricks inbegriffen. Das ändert sich, als Mathilda Birger begegnet. Denn er wünscht sich, vor seinem Tod noch einmal seine große Liebe Doreen und ihr gemeinsames Kind wiederzusehen. Mathilda soll sie für ihn suchen – nur will sie Doreen eigentlich gar nicht finden, denn sie hat sich auf den ersten Blick in Birger verliebt.
~Meine Meinung~
Das Institut der letzten Wünsche wird von Ingeborg und Mathilda geleitet, die Menschen, die bald sterben werden, einen letzten Wunsch erfüllen, egal wie verrückt dieser klingt. Entsprechen dreht sich alles in diesem Roman um den Tod. Mir hat die Herangehensweise dabei wirklich gut gefallen. Es kommen einige skurrile bis witzige letzte Wünsche vor, die aufzeigen, was ein Mensch am Ende seines Lebens vermissen oder bereuen kann oder noch einmal erleben möchte. Das muss nicht immer rational sein, macht die betreffenden Menschen aber sehr glücklich. Und das sollte doch eigentlich das sein, was zählt?
Doch auf der anderen Seite wird auch die medizinische Sichtweise betrachtet, v.a. in Form von Mathildas Ex-Freund Daniel, der als Arzt arbeitet, später aber auch durch ein kleines Strafverfahren. Denn aus medizinischer und rechtlicher Sicht soll ein kranker Mensch möglichst lange am Leben erhalten werden. Fast alles andere fällt unter Sterbehilfe und ist strafbar. Und nicht immer ist ein letzter Wunsch zuträglich für die Gesundheit der Person... Dieser Konflikt wird in "Das Institut der letzten Wünsche" aufgegriffen und - wie ich finde - ohne allzu klare Meinung behandelt. So kann jeder selbst entscheiden, was er für sich selbst wünscht.
Ebenfalls Thema ist auch Selbstmord, denn nicht jeder erträgt den Gedanken, noch Wochen oder Monate im Krankenbett dahin zu siechen... und sieht daher die Erfüllung des letzten Wunsches auch als Chance, das Krankenhaus noch einmal zu verlassen und eine Ärzte-unabhängige Entscheidung zu treffen... Daher sollte das Buch auf jeden Fall eine Triggerwarnung bekommen!

Die Handlung dreht sich als roten Faden um den letzten Wunsch von Birger Raavenstein und Mathilda, die sich in ihn verliebt. Darum herum werden zahlreiche andere letzte Wünsche abgearbeitet. Leider gerät die Handlung dadurch ein wenig langatmig, zieht sich Birgers Wunsch doch gefühlt endlos hin. Als "Ausgleich" sind sowohl Mathilda als auch Birger aber so spezielle Charaktere, die sich ein ums andere Mal auffallend merkwürdig verhalten und ihre kleinen Päckchen zu tragen haben, dass man ihnen gerne folgt.
Überhaupt sind die Charaktere - wie von Antonia Michaelis gewohnt - alle sehr individuell und zum Teil auch etwas schräg geraten. Jeder hat so seine Macken und ungewöhnlichen Angewohnheiten. Das macht sie alle irgendwo sehr sympathisch und liebenswert (auch wenn sie oftmals zu sehr wie Romanfiguren wirken). Sie sind es, die die Handlung lebendig und abwechslungsreich gestalten.

Was mir etwas weniger gefallen hat, ist zum einen, das Mathilda ihren Hund regelmäßig alleine lässt und ihn gerne mit Schokoladen-Pudding füttert (jeder weiß, dass Schokolade für Hunde tödlich ist, daher schlechtes Vorbild!) und zum anderen, dass Mathilda (aus deren Sicht die Handlung erzählt wird) manchmal extrem überflüssige Gedanken hat, durch die sie mir etwas unsympathisch wurde. Z.B. kommt es gleich dreimal vor, dass die Nebenfiguren versucht, anhand ihres Aussehens einem Herkunftsland zuzuordnen, nur um dann zu überlegen, ob sie dadurch eigentlich Rassistin ist - um dann wiederum krampfhaft zu versuchen, es auf umständliche Art zu "retten". Wenn das einmal vorkommt und sie daraus lernt, nicht so oberflächlich zu denken, okay. Aber warum wiederholt sie das auch noch?

Insgesamt gefiel mir "Das Institut der letzten Wünsche" aber sehr, denn es regt dazu an, über das eigene Lebensende und wie man es sich vorstellt bzw. welche Wünsche man selbst dafür hat, nachzudenken. Zudem sind die letzten Wünsche überwiegend wirklich liebenswert und wunderschön! Kleine Dämpfer sind wie gesagt die Langatmigkeit und Mathildas negative Charakterezüge.

7 Kommentare:

  1. Wie gesagt, schau dir mal To the Moon an, müsste es mittlerweile auch für die Switch geben, daran erinnert mich der Eindruck des Buches sehr und das Spiel ist wirklich wirklich toll, genauso wie auch der Nachfolger Finding Paradise <3

    Das Buch ... weiß nicht, ob ich es lesen mag, mal sehen =)

    Sommerliche Grüße
    Vivka

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    1. Hab es auf die Wunschliste der Switch gesetzt und werde es definitiv bei der nächsten Aktion runterladen. :D

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  2. Liebe Alica,

    das Buch stand lange auf meiner WuLi. Irgendwann habe ich es runtergeschmissen. Und wenn ich nun Deine Rezension lese, denke ich, hm, nee, will ich eher nicht lesen. Gerade was Du auch an Negativem aufgezählt hast, finde ich gar nicht gut.

    Ganz liebe Grüße
    Petrissa

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    1. Ja, kann ich verstehen. Bei den negativen Punkten musste ich auch jedes Mal etwas schlucken... Aber der Rest vom Buch ist wirklich schön. Ich finde es nur oft schwer rauszulesen, ob Autor*in da auch so denkt oder ob es absichtlich auf den Charakter angepasst ist... :/ Und zumindest das mit dem Schokoladenpudding hätte im Lektorat auffallen müssen.

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  3. Hallo Alica, :)
    mir hat das Buch sehr gefallen, gerade auch wegen der Gedanken, die man sich über die Wünsche machen kann.
    Antonia Michaelis erschafft wirklich denkwürdige, einzigartige Charaktere. Es stimmt aber schon, dass die Charaktere dann stark wie Romanfiguren und nicht wie reale Menschen wirken.
    Deine Kritikpunkte kann ich auch gut nachvollziehen. Mir ist das selber beim Lesen gar nicht so aufgefallen.^^
    Es freut mich auf jeden Fall, dass dir das Buch insgesamt schon gut gefallen hat. :)

    Liebe Grüße
    Marina

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  4. Das klingt nach einer wirklich interessanten Geschichte, die mich trotz der kleinen Schwachstellen, wirklich interessieren würde. Werde mir das Buch gleich mal merken ;)
    Liebe Grüße
    Sarah

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