Sonntag, 2. September 2018

[Rezi] "Blut und Eis" von Nika S. Daveron

(c) Bildrechte: Papierverzierer Verlag
"Blut und Eis"
von Nika S. Daveron
Verlag: Papierverzierer, 2018
Einzelband, 299 Seiten
[eBook] ISBN: 9783959621311

~Klappentext~
"Als die achtzehnjährige Trêve Kerrigan 1921 in Grytviken, einem Ort mitten in der Antarktis, ankommt, fühlt sie sich im ewigen Eis regelrecht begraben. Ihr Vater, ein renommierter Walfänger, ist nur selten zu Hause und sie langweilt sich tödlich auf South Georgia, wo es nur alte Leute zu geben scheint. Bis eines Tages Haya in ihr Leben tritt, die wunderbar schaurige Geschichten erzählen kann. Eines Tages beginnt sie, Hayas Geschichten aufzuschreiben, woraufhin sich Grytviken allerdings verändert. Dunkle Kreaturen schleichen nachts um die Häuser und obendrein gehen äußerst merkwürdige Dinge im Labor von Hayas Vater vor sich. Was anfänglich wie die lockere Erzählung von schaurigen Geschichten begann, führt zu erschütternden Erscheinungen, umherschleichenden Dieben und zu einem gewaltigen Horror in Form eines Mannes ohne Schatten, der die Tore zum Inferno der gescheiterten Schöpfung öffnet."
~Meine Meinung~
"Blut und Eis" entführt den Leser an einen etwas speziellen Handlungsort: South Georgia, irgendwo mitten im Atlantik vor der Küste Südamerikas. Die Walfängerkolonie ist ein trister, kalter Ort, an dem es nicht viel mehr als Schnee, Steine und das endlose Meer gibt. Dorthin verschlägt es Trêve, die nach dem Tod ihrer Mutter aus London zu ihrem Vater - ein Walfänger - auf die kleine Insel zieht. Dieser Schnitt in ihrem Leben könnte nicht drastischer sein und macht die Trostlosigkeit auf der Insel mehr als deutlich.

Die Landschaft wurde wunderbar beschrieben und man konnte sich direkt in den grauen, kalten Alltag einfühlen, der die Menschen dort im Griff hat. Neben der Fischerei gibt es in Grytviken nicht viel zu tun und so besteht Trêves Tagesablauf zu Beginn aus mehr oder weniger sinnlosem Wandern durch den Ort. Dann begegnet sie Haya und die beiden jungen Frauen freunden sich schnell an. Und fast ebenso schnell lässt Trêve sich dazu überreden, Hayas verrückte Tagträume aufzuschreiben...

Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Frauen und aus Sicht von Kendall, einem Dieb, erzählt. Die relativ kurzen Kapitel lesen sich dadurch zügig weg und man erfährt schnell verschiedene Handlungsstränge, die aufeinander zulaufen und im fulminanten Finale aufeinander treffen. Dadurch, dass vieles nicht sofort klar wird, bleibt das Buch durchweg spannend und man rätselt mit den Charakteren mit, was genau auf der Insel vor sich geht.

Der Gruselfaktor hält sich allerdings in Grenzen. Obwohl das Buch als "Horror" eingeordnet ist, fand ich es eher ungruselig und hatte da irgendwie mehr erwartet. Stattdessen überwiegt der Fantasy-Anteil, in Form von Hayas düsteren Fantasien, der magischen Komponente beim Aufschreiben ihrer Tagträume und den Nixen, die vor der Insel South Georgia im Wasser leben und einen bedeutenden Bestandteil der Handlung ausmachen. Mir hat dieser Mix aus karger, trostloser Landschaft und den Fantasyelementen gefallen, aber wer hier richtigen Horror erwartet, wird wohl enttäuscht sein.

Was mir nicht ganz so gefallen hat, waren die oft zu ausführlichen und wiederholenden Gedankengänge der Charaktere, die stellenweise überflüssig waren und eher den Lesefluss hemmten. Der Leser kann sich ja so einiges aus selbst denken, das muss dann nicht immer erklärt werden. ;-) Beispielsweise erfährt man von Trêve oft, dass ihr Grytviken nicht gefällt und wie viel toller London war und was sie dort alles tun konnte, auf der einsamen Insel aber nicht.
Auch wurde erst spät erklärt, warum die Nixen sich versklaven lassen, wenn sie doch einfach wegschwimmen könnten. Das wird erst nach etwa 60% erklärt, wodurch man sich vorher dauernd fragt, ob das ein Logikfehler ist. 

Zum Ende hin nehmen die Ereignisse Fahrt auf und die Handlung wird temporeich und recht episch, fast schon übertrieben fulminant, endet dann aber doch sehr plötzlich. Den finalen Kampf fand ich jedoch gelungen und die Idee des Infernos gescheiterter Schöpfung cool.
Insgesamt empfehle ich das Buch jedem, der an einem etwas anderen Handlungsort eine spannende Fantasy-Geschichte mit dem Schreiben von Geschichten als wichtigem Bestandteil lesen mag.

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