Freitag, 5. Juli 2019

[Rezi] "Der Report der Magd" von Margaret Atwood

(c) Bildrechte: Piper
"Der Report der Magd"
von Margaret Atwood
Originaltitel: The Handmaid's Tale
Verlag: Claasen, 1987 (Erstveröffentlichung) | Piper, 2017 (aktuelle Neuauflage)
Einzelband | 416 Seiten
[HC, Berlin Verlag] ISBN: 978-3827013842 | [TB, Piper Verlag] ISBN: 978-3492311168

~Klappentext~
Die provozierende Vision eines totalitären Staats, in dem Frauen keine Rechte haben: Die Magd Desfred besitzt etwas, was ihr alle Machthaber, Wächter und Spione nicht nehmen können, nämlich ihre Hoffnung auf ein Entkommen, auf Liebe, auf Leben ... 
~Meine Meinung~
Mit "Der Report der Magd" hat Margaret Atwood eine äußerst bedrückende Dystopie erschaffen, in der Frauen keine Rechte mehr haben. 

Erzählt wird aus der Sicht von "Desfred" - so ihr neuer Name als Magd. Berichtet wird abwechselnd aus ihrer Gegenwart und in Rückblenden, wie alles soweit kommen konnte. Denn Desfred ist eine Magd, d.h. sie wird zu höhergestellten Ehepaaren gereicht, um dort vom Hausherren in einer höchst unerotischen Paarung zu Dritt (mit der unfruchtbaren Ehefrau) geschwängert zu werden. Denn nach einer nuklearen Katastrophe ist der Großteil der Frauen unfruchtbar geworden, die wenigen, die noch gebärfähig sind, werden von Haushalt zu Haushalt gereicht und haben dort keinerlei Rechte. Sie müssen tagtäglich in ihrer Kammer sitzen, dürfen nur gelegentlich Einkaufen gehen, dürfen mit niemandem im Haushalt über das notwendigste hiaus sprechen. Sie sind nur noch Gebärmaschinen. Wenn sie sich weigern oder zu oft Fehlgeburten erleiden, werden sie entweder gehängt oder in die Kolonien zum langsamen Sterben geschickt. Und so erlebt der Leser Desfreds Gedanken zwischen Hoffnungslosigkeit und Hoffnung kennen.
Andere Frauenrollen sind die der "Marthas" - Haushaltshilfen - oder der "Tanten", die die Mägde ausbilden. Einzig die Ehefrauen der Hausherren können sich relativ frei bewegen und noch Hobbys nachgehen.

Margaret Atwood gelingt es, aus Desfreds Sicht heraus eine bedrückende und verstörende Welt zu schaffen, die jedoch gar nicht so abwägig ist. Schließlich beruhen die Unterdrückung der Frau und das Herrschaftsverhalten der Männer auf wahren Ereignissen. Nur, dass es in einem Land wie den USA heutzutage nochmal so weit kommen kann, daran glaubt der Leser erstmal nicht. Doch der Prozess, mit dem die Republik Gilead auf dem Boden der USA entsteht, ist auch schleichend und beginnt mit fast schon harmlosen Ereignissen, bei denen auch Desfred nie erwartet hätte, dass sie bald alles verliert und ihr Lebenssinn auf ihre Gebärmutter reduziert wird. Und so bleibt beim Leser das dumpfe Gefühl, dass die Entwicklungen vielleicht doch nicht so unrealistisch sind...

Mich hat "Der Report der Magd" in seinen Bann ziehen können. Die dichte Atmosphäre bleibt das ganze Buch über greifbar, man bangt mit Desfred mit - Wird sie überleben? Wird sich das System ändern? Oder muss sie für den Rest ihres Lebens dieses triste Dasein fristen? Das sind die Fragen, die Spannung erzeugen und mich das Buch trotz einiger Längen nicht aus der Hand legen ließen. Entsprechend ernüchternd war dann leider das offene Ende...
Ich empfehle "Der Report der Magd" dennoch definitiv jedem weiter. Der Roman behandelt auf eindrückliche Art die Unterdrückung von Frauen, in einer Zukunft, die niemand ehrlich wollen kann.

2 Kommentare:

  1. Hallo Alica,

    "Dystopie, in der Frauen keine Rechte mehr haben" - also quasi unsere Vergangenheit mit Einfluss in unsere Gegenwart? ^^ Hm, klingt noch einer sehr düsteren Zukunftsvorstellung, das vielleicht auch noch viel über unsere Gegenwart aussagt. Klingt auf jeden Fall interessant!

    Liebe Grüße
    Dana

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