Montag, 1. Februar 2016

[Rezi] "Das Museum der gestohlenen Erinnerungen" von Ralf Isau

(c) Bildrechte: Thienemann Verlag
"Das Museum der gestohlenen Erinnerungen"
von Ralf Isau
Verlag: Thienemann, 1997
Einzelband
672 Seiten

~Klappentext~
"Die Zwillinge Oliver und Jessica haben ihren Vater vergessen. Natürlich wissen sie, dass jeder Mensch Eltern hat, aber sie können sich nicht mehr an ihn erinnern. Von vergilbten Fotos in der Wohnung blickt ihnen ein trauriges Gesicht entgegen. Das muss Thomas Pollock, ihr Vater, sein. In einer verstaubten Truhe auf dem Dachboden entdecken sie sein Tagebuch und lesen von einem unglaublichen Verdacht. Xexano, der Herrscher Quassinjas, des Reichs der verlorenen Erinnerungen, plant zur Erde zurückzukehren, um sich diese zu unterwerfen. Wenn er den Menschen ihre Erinnerungen stiehlt, sind sie ihm schutzlos ausgeliefert. Alles deutet darauf hin, dass Xexano den Vater der Geschwister in sein Reich entführt und ihn damit den Erinnerungen selbst seiner eigenen Kinder entrissen hat. Im Tagebuch steht, wie man die Welt der verlorenen Erinnerungen betreten kann. Ein altes babylonisches Tor im Museum soll Oliver als Eingang nach Quassinja dienen, während Jessica zurückbleiben und in uralten archäologischen Quellen nach dem Geheimnis Xexanos forschen soll. Zwillingen sagt man nach, sie seien durch ein unsichtbares Band verbunden. Nur wenn dieses nicht zerreißt, selbst über die Grenze zweier Welten hinweg, können Oliver und Jessica ihren Vater wiederfinden und Xexano Gewaltherrschaft über alle Menschen verhindern."
~Meine Meinung~
Ich habe in der Vergangenheit nichts von Ralf Isau gelesen, bis mir Cindy von KumosBuchwolke ans Herz legte, diesem Autor mal eine Chance zu geben. Leider war mein erstes Buch von ihm "Die zerbrochene Welt" ein Fehlgriff. Es konnte mich absolut nicht mitreißen und ich musste es nach 100 Seiten abbrechen, weil es mich so langweilte. Doch da "Die zerbrochene Welt" nach einiger Recherche auch als eines der schlechten Werke des Autor zählt, wollte ich ihm noch eine Chance geben und habe zu "Das Museum der gestohlenen Erinnerungen" gegriffen. Dieses ist neben der "Neschan"-Trilogie eines der bekanntesten und erfolgreichsten Werke Ralf Isaus.

Inhaltlich geht es wie oft in Fantasy-Geschichten darum, dass jemand aus unserer Welt in eine Parallelwelt gelangt und dort Abenteuer bestehen, die Welt retten muss, um letztlich wieder nach Hause gelangen zu können. Hier trifft Oliver, einen etwas pummeligen, künstlerisch begabten Teenager, diese Aufgabe, auf der Suche nach dem Vater, den offenbar alle vergessen haben. Seine Schwester Jessica bleibt währenddessen in Berlin zurück, um dort nach Anhaltspunkten zu suchen. Dabei bekommt sie Unterstützung von der Museumsmitarbeiterin Miriam. Schnell stellt sich heraus, dass das "Vergessen" zu dem Plan des Bösewichts Xexano gehört, gegen den Oliver nun vorgehen muss, wenn er alle retten will.

Oliver bekommt in der Fantasywelt Quassinja, die aus vergessenen Erinnerungen der Menschen besteht, Hilfe von allerhand witzigen, einfallsreichen Wesen, die wie gesagt aus Erinnerungen bestehen. Es beginnt mit der gläsernen Kolibridame Nippy, die einst Sheherazade gehörte. Hinzu kommen weitere unerwartete Wesen, so z.B. der sprechende Mantel Napoleons, ein Pegasus, ein ehemaliger Pinsel Olivers und viele weitere. Da sind keine Grenzen gesetzt. Und natürlich gibt es dort auch vergessene Menschen.
Diese Erinnerungen sind oftmals verrückten Träumen nachempfunden, die jeder Menschen kennt und die daher umso nachvollziehen kann. Dieses Story-Element gefiel mir echt gut.

Der Teil der Handlung, der in Berlin spielt, sagte mir hingegen nicht so zu. Es geht fast ausschließlich darum, wie Jessica und Miriam Literatur durchforsten, um hinter den wahren Namen Xexanos zu kommen. Das mutet oftmals schon recht haarsträubend an und konnte mich absolut nicht fesseln, auch wenn dahinter mit Sicherheit eine langwierige Phase der Recherche steckt. Ich habe da sogar teilweise ein paar Seiten übersprungen... Für all jene, die sich für solche Recherchen begeistern können, mag es aber sicherlich interessant sein - besonders dann, wenn man zu den Geschichten und Mythen hinter den verschiedenen Namen und Orten nicht allzu viel Vorwissen hat.

Die Charaktere waren allesamt gut ausgearbeitet und vielschichtig. Besonders sympathisch waren mir die kleine Nippy und das Pegasus. Aber auch alle anderen waren individuell und unterschieden sich - nicht nur durch ihr Aussehen - von einander. Während mir fast alle Charaktere im Quassinja-Teil gefielen, sogar ein paar der bösen, nervten mich Miriam und Jessica stärker. Sie waren beide recht selbstüberzeugt von dem, was sie gut konnten und haben oft etwas besserwisserisch daher geredet.

Und letztlich ist die Botschaft hinter dem Buch - das Vergessen von Erinnerungen - wunderbar eingebracht worden. Wie viele Dinge sind einem wohl im Laufe des Lebens wichtig, bis man sie vergisst? Ich musste mehrmals beim Lesen grübeln, ob auch mir wichtige Erinnerungen schon abhanden gekommen sein könnten. Natürlich ist es schwierig, die Erinnerungen dann wieder herauszukramen.

Insgesamt würde ich "Das Museum der gestohlenen Erinnerungen" jedem empfehlen, der gerne wirklich fantasievolle, leicht märchenhafte Geschichten liest und sich nicht daran stört, dass der Schreibstil eher einfach gehalten ist, um auch für junge Leser interessant zu sein.

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