[Rez] "Die Chroniken von Alice. Finsternis im Wunderland" von Christina Henry

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"Die Chroniken von Alice. Finsternis im Wunderland"

von Christina Henry

Originaltitel: Alice (Chronicles of Alice)

Verlag: penhaligon, 2020

Band 1 von 3 | 352 Seiten

[HC] ISBN: 978-3764532345

~Klappentext~

Seit zehn Jahren ist Alice in einem düsteren Hospital gefangen. Alle halten sie für verrückt, während sie selbst sich an nichts erinnert. Weder, warum sie sich an diesem grausamen Ort befindet, noch, warum sie jede Nacht Albträume von einem Mann mit Kaninchenohren quälen. Als ein Feuer im Hospital ausbricht, gelingt Alice endlich die Flucht. An ihrer Seite ist ihr einziger Freund: Hatcher, der geisteskranke Axtmörder aus der Nachbarzelle. Doch nicht nur Alice und Hatcher sind frei. Ein dunkles Wesen, das in den Tiefen des Irrenhauses eingesperrt war, ist ebenfalls entkommen und jagt die beiden. Erst wenn Alice dieses Ungeheuer besiegt, wird sie die Wahrheit über sich herausfinden – und was das weiße Kaninchen ihr angetan hat …

~Meine Meinung~

Neuinterpretationen von "Alice im Wunderland" gibt es viele und schon das Original bietet sich für düstere, verrückte Handlungen an. An "Finsternis im Wunderland" hatte ich daher relativ hohe Erwartungen! Und tatsächlich wurden sie überwiegend erfüllt.

Alice sitzt seit 10 Jahren in einem Krankenhaus bzw. einer Psychiatrie fest, kann sich aber an nichts genaues aus ihrer Vergangenheit erinnern. Ihr einziger Kontakt besteht zu Hatcher, der in der Zelle neben ihr sitzt und mit dem sie durch ein Mäuseloch in der Wand kommunizieren kann.

Eines Tages bricht ein Feuer aus und den beiden gelingt gemeinsam die Flucht. Doch mit ihnen bricht der Jabberwock aus - ein mächtiges Ungeheuer und Hatcher ist überzeugt, dass sie ihn finden und aufhalten müssen... 

Der Roman ist eine Adaption von Alice, die nur relativ lose mit dem Original zusammenhängt. Es tauchen vor allem bekannte Gestalten wieder auf, die aber ebenfalls nur lose an die Originalcharaktere erinnern. Alice und Hatcher suchen diese Charaktere auf, in der Hoffnung, dass sie ihnen helfen können, den Jabberwock aufzuhalten. Und dabei muss Alice sich auch ihrer Vergangenheit mit dem weißen Kaninchen stellen...

Man sollte vorab wissen, dass es in "Finsternis im Wunderland" neben psychischen Störungen auch um Gewalt, Vergewaltigungen, ja sogar Kannibalismus geht. Also definitiv nichts für schwache Nerven und eine Triggerwarnung hätte ich schön gefunden. Auch, da einige Szenen schon ziemlich brutal und blutig waren.

Mir hat dieses düstere "Wunderland" aber gefallen, denn es passt gut zu meiner Vorstellung von "Alice im Wunderland". Besonders gelungen fand ich den Aspekt der "Angst" und wie sie einen verfolgen und lähmen kann. Und dass es letztlich helfen kann, sich ihr zu stellen. Ich bewunderte mehrmals Alice' Mut, nicht aufzugeben, obwohl sie mit jeder neuen Erinnerung an das weiße Kaninchen von neuer Angst gepackt wurde. Die Atmosphäre ist entsprechend durchgehend düster, bedrückend und wirkt oft hoffnungslos. Doch genau das machte den Reiz aus.

Hauptpersonen sind Alice und Hatcher. Während Hatcher eine Art gespaltene Persönlichkeit hat, die immer wieder in "Aussetzern" endet, bei denen er brutal mit seiner Axt Gegner abmetzelt, ansonsten aber ein wirklich lieber, gutherziger Mensch ist, ist Alice fast schon normal. Sie ist vor allem durch das schlimme Erlebnis mit dem weißen Kaninchen gezeichnet und hat oft große Angst. Doch sie kann sich selbst immer wieder unter Kontrolle bringen und sich auf ein Ziel fokussieren. Sie wirkt dadurch deutlich weniger verrückt als ich erwartet hatte.

Insgesamt gefiel mir "Finsternis im Wunderland" sehr - bis auf das Ende, das leider sehr einfach zu lösen war. Da hätte ich mir einen größeren Showdown gewünscht. Wobei sich das nur auf die Lösung mit dem Jabberwock bezieht. Das Aufeinandertreffen mit dem weißen Kaninchen empfand ich als überraschend, aber passend.

"Die Chroniken von Alice"
    Band 1 - Finsternis im Wunderland
    Band 2 - Die Schwarze Königin [meine Rezension]
    Band 3 - Dunkelheit im Spiegelland [meine Rezension]