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"Neon Birds"
von Marie Grasshoff
Verlag: lübbe, 2019
Band 1 von 3 | 465 Seiten
[TB] ISBN: 978-3404200009
~Klappentext~
Es ist das Jahr 2101. Ein außer Kontrolle geratener technischer Virus verwandelt Menschen in hyperfunktionale Cyborgs, die dem Willen der künstlichen Intelligenz KAMI gehorchen. In Sperrzonen eingepfercht, werden sie von Supersoldaten bekämpft, die man weltweit als Stars feiert. Doch die Mauern beginnen zu bröckeln. Sekten beten KAMI als Maschinengott an. Und während der Kampf zwischen Menschheit und Technologie hin und her wogt, versuchen vier junge Erwachsene, den Untergang ihrer Zivilisation zu verhindern ...
~Meine Meinung~
Zu "Neon Birds" gab es gefühlt nur überschwängliche Meinungen, viele nannten es Jahreshighlight. Bei solchen gehypten Büchern bin ich immer skeptisch, konnte mich dann aber doch nicht mehr dagegen wehren, es selbst lesen zu wollen. Immerhin klingt der Inhalt - außer Kontrolle geratene KI will die Menschheit vernichten - genau nach meinem Fall. Vollkommen überzeugt hat es mich dann nicht, mich aber durchaus sehr fesseln können.
Der Einstieg beginnt direkt mit einem Knall, sodass der Leser mitten im Geschehen anfängt und sich nur zögerlich in der Welt zurechtfinden kann. Und auch wenn viele neue Begriffe auftauchen, besonders bezogen auf das Militär, das sich gegen die KI - KAMI genannt - richtet, fand ich alles verständlich. Hintergrundinfos werden dabei zwischen den Kapiteln gelegentlich durch Militärakten eingebracht, was ich eine gute Lösung fand, um nicht zu viele Erklärungen in die Dialoge einzubauen. Und je mehr man als Leser über die Welt und KAMI erfuhr, umso mehr gefiel mir das Setting. Es ist eine düstere Zukunftsvision, die ich mir aber tatsächlich auch real vorstellen könnte. Besonders gefiel mir, dass auf die Umweltproblematik eingegangen wurde und ein Bild der Zukunft gezeigt wird (jetzt mal abseits von KAMI), auf die wir tatsächlich aktuell zusteuern. Können wir in dem Zusammenhang bitte mal erwähnen, wie wunderschön die Vorstellung von grünen Städten ist?
Auch die Bedrohung durch KAMI wurde schnell deutlich und schwebt über dem gesamten Inhalt, was das Buch für mich unglaublich fesselnd machte. Manche Entwicklungen waren vorhersehbar, konnten mich durch ihre Tragweite aber dennoch umhauen. Besonders das Ende ist ein richtig fieser Cliffhanger und ich bin sehr gespannt, wie das Problem "KAMI" in den weiteren Bänden gelöst wird.
Insgesamt konnte mich die Handlung also fesseln und ich fand es so spannend und bildhaft geschrieben, dass ich "Neon Birds" innerhalb von drei Tagen verschlungen habe (was für meine Verhältnisse sehr schnell ist).
Aber - und das fand ich wirklich schade - wurde ich mit den Protagonist*innen nicht ganz warm. Am meisten gestört hat mich ihr Alter. Okijen, der ehemalige Supersoldat, ist gerade mal 21. Flover, ebenfalls schon ein hohes Tier im Militär, ist ebenfalls nur um die 20. Das ist so unglaublich unrealistisch, dass es meine Lesefreude etwas geschmählert hat. Bei Andra und Luke ist das Alter in Ordnung, da beide in ihrem Leben beruflich noch nicht viel erreicht haben. Es wird zwar noch erklärt, warum alle so jung schon in hohen Positionen sind, aber 20 fand ich dennoch viel zu jung.
Bei Luke gab es noch einen Punkt, den ich aus Spoilergründen nicht nennen kann, den ich aber angesichts der sonst so peniblen Arbeitsweise im Militär unlogisch fand.
Bei Luke gab es noch einen Punkt, den ich aus Spoilergründen nicht nennen kann, den ich aber angesichts der sonst so peniblen Arbeitsweise im Militär unlogisch fand.
Andra, als einzige Frau unter den Hauptcharakteren, blieb leider unfassbar blass. Als sie erstmals auftauchte, hatte ich mit einer taffen Kämpferin gerechnet, doch sie wird ein "Anhängsel" von Okijen und war so unscheinbar, dass sie auch weggelassen hätte werden können.
Ebenso blass fand ich Okijen. Wie gesagt ist er mit 21 Jahren schon Supersoldat im Ruhestand und man erfährt nicht, warum eigentlich genau. Obwohl er angeblich alles sofort erzählt, wenn man ihn nur fragt...
Ich hoffe sehr, dass die beiden in den Folgebänden noch mehr Tiefe erhalten.
Besser gefallen haben mir Luke und Flover. Besonders Luke (und sein Huhn!) finde ich toll und seine Beweggründe wurden auch klarer. Seine Freundschaft zu Flover war schön zu verfolgen, besonders zum Ende hin. Bei Flover wird auch das Thema Mental Health angeschnitten, auch wenn mir die Entwicklung dahin noch nicht greifbar genug ist. Aber auch hier gehe ich davon aus, dass Band 2 und 3 mehr Charaktertiefe bringen.
"Neon Birds"-Trilogie:
Band 1 - Neon Birds
Band 2 - Cyber Trips [meine Rezension]
Band 3 - Beta Hearts (erscheint Sep. 2020)
Hey Alica,
AntwortenLöschenEine interessante Rezension zum Buch. Das Alter hat mich jetzt tatsächlich nicht so gestört. Bei Flover fand ich das durch seine Mutter Liza Moore doch irgendwie greifbar und ja Okijen hat mich vom Alter her schon geschockt, aber ich konnte das ganz gut hinnehmen. Ich finde es tatsächlich verwirrender, das Liza, Alaska und Marshall so jung aussehen, obwohl sie alle schon deutlich über 60 sind.
Es stimmt schon Andra wirkte eher unscheinbar, aber ich glaube, sie hat noch eine ganz wichtige Rolle in der Reihe und sie musste eine sehr extreme Änderung in ihrem Leben hinnehmen. Ich hoffe, du bekommst das was du dir wünscht in Teil 2 und 3 geliefert.
LG, Moni
Ich glaube, ich erlebe dieses junge Alter mittlerweile in Jugend-Fantasy zu oft, um drüber hinweg zu sehen. :D Wenn ich mir anschaue, wie die meisten Jugendlichen in dem Alter tatsächlich sind, kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass sie solche Aufgaben und Verantwortung übernehmen können.
LöschenWobei du mit Flover schon recht hast. Gerade zum Ende des Bandes wurde ja auch angedeutet, dass ihm seine Postion einfach zu viel ist.
Die Erklärung für Marschall und Co. kommt bestimmt auch noch. Aber das hatte mich wiederum weniger gewundert, da bei all den technischen Möglichkeiten sicherlich auch das junge Aussehen einfach zu bekommen ist (bei uns heute mit Botox und OPs ja auch schon "in").
Band 2 habe ich auch schon vorbestellt. ;)
Ah, ok, jetzt verstehe ich das etwas besser. Ich bewege mich eher selten in dem Genre, daher stört mich das natürlich auch nicht so. Das ist glaube ich bei jedem Genre normal, dass man da mehr auszusetzen hat, je häufiger man das liest und man entwickelt sich ja auch selber kontinuierlich weiter, hinterfragt sich selber und wird dadurch auch kritischer.
LöschenJa, es wurde ja bereits mit einer Technologie erklärt, aber irgendwie passt es in meinem Kopf dennoch nicht zusammen. Da merkt man mal wie unterschiedlich der Fokus liegt. Heutzutage bekommt man auch schon deutlich später Kinder, aber ne 68jährige mit einem 20jährigen Sohn, das ist für mich komisch und dann sieht sie dennoch so jung aus, dass man ihr eigentlich keinen 20jährigen Sohn zutraut. Dieses Bild in meinem Kopf zusammen zu bekommen, fällt mir irgendwie schwer.
LG, Moni
Hallo liebe Alica! ♥
AntwortenLöschenEs freut mich, dass dich das Buch im Großen und Ganzen überzeugen konnte. Ich mochte es auch unheimlich gerne, wie die Informationen zu dem World Building eingestreut wurden, und fand sie ebenfalls recht nachvollziehbar erklärt. ^^
Aber jaa, ich fand die Protagonisten auch zu jung für die hohen Positionen und die gefühlte Erfahrung, die sie haben, das hatte ich damals auch in meiner Rezension angemerkt. :D Ich finde, da hätten nur ein paar Jahre den Unterschied gemacht, aber hey, das ist dann wohl Jugendbuch ...
Ansonsten freut es mich, dass wir beide Flover und Luke am meisten mochten. xD Andra ist für mich bisher auch am blassten geblieben, ich hoffe, das ändert sich mit den Folgebänden.
Ganz liebe Grüße! ♥♥♥
Ich bin auch schon sehr gespannt, wie Band 2 wird (es ist schon vorbestellt... *hust*). Ich hoffe ja, dass ich mich dann schon an das Alter der Protas gewöhnt habe und darüber hinweg sehen kann. :'D
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