Freitag, 22. Mai 2020

[Rez] "Nation Alpha" von Christin Thomas

(c) Bildrechte: Christin Thomas
"Nation Alpha"
von Christin Thomas
Selfpublishing, 2020
Einzelband | 252 Seiten

~Klappentext~
Ich bin eine Omega. Wir werden als Sklaven für die Königsrasse der Alphas gezüchtet und haben keine Rechte, keinen Namen, kein Leben. Man behandelt uns nicht wie Menschen, sondern wie Ware. Nach dreihundertjährigem Martyrium wollen die Alphas uns auslöschen und durch Maschinen ersetzen. Meine Zeit ist abgelaufen, falls der verzweifelte Rettungsplan nicht gelingt. Doch wer würde darauf bauen, wenn die sogenannten Retter selbst Alphas sind? Kann ich ihnen vertrauen oder ist unser Untergang bereits besiegelt?
~Meine Meinung~
Schon der Klappentext verrät, worum es in "Nation Alpha" geht: Rassismus. Schwarze werden in dieser Welt als Sklaven gehalten und Omegas genannt. Um sie im "perfekten Modell" zu erhalten, entstehen sie in großangelegten Zuchtstationen im Reagenzglas. Die weißen Menschen haben sich zu Alphas ernannt, denen der Führer vorsteht. Die Parallele zu Hitler ist nicht zu übersehen.
In dieser krassen, dystopischen Welt in einer fernen Zukunft lernt der Leser eine dieser Omegas kennen. Sie haben keinen Namen, sind sie doch nichts weiter als Eigentum, das zu gehorchen und zu funktionieren hat. Sie kennen nichts als Gehorsam und sollten sie auch nur den kleinsten Fehler machen, werden sie hart bestraft - oder direkt hingerichtet. Die Protagonistin gehört zu den wenigen, die die Ungerechtigkeit all dessen erkennen und sich eine bessere, gleichberechtigte Welt wünschen, aber keine Möglichkeit haben, sich zu wehren. Die Nation Alpha und allen voran ihr Führer - der Alpha One - dulden keinerlei Rebellion. Und das seit 300 Jahren.

Das Setting ist krass und man spürt mit jedem Satz den Schmerz, den die Omegas ertragen müssen. Dazu bedarf es auch keiner ausschweifenden Erzählungen; "Nation Alpha" ist mit knapp 250 Seiten relativ kurz gehalten. Und es ist einfach nur traurig, dass es auch in unserer realen Welt immer noch viel zu viele gewollt rassistische Menschen gibt. Im Nachwort geht Christin Thomas auf einige Punkte ein, die sie zum Schreiben des Buches bewegt haben.
"Nation Alpha" zeigt auf, wie durch Gewalt und Macht eine Welt geschaffen und erhalten werden kann, in der Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe als Untermenschen gelten. Wie es möglich sein kann, dass selbst Kinder so indoktriniert werden, dass sie dasselbe Feindbild annehmen, dass ihnen vorgelebt wird. Und dass sich die unterdrückte Minderheit nicht wehrt bzw. nicht wehren kann.

Und doch zeigt "Nation Alpha" auch Hoffnung auf, denn die Protagonistin gerät schließlich in die Situation, dass man ihr und allen anderen Omegas helfen möchte. Doch dazu werden Opfer notwendig sein...

Die Handlung empfand ich als bedrückend, aber auch spannend. Man möchte unbedingt wissen, ob es gelingen wird, die Omegas zu befreien. Dazu der krass vor Augen geführte Rassismus und das Leid der Unterdrückten. Wen "Nation Alpha" nicht zum Nachdenken anregt, der hat eindeutig ein Problem mit Menschlichkeit. Und so kann ich das Werk wirklich jedem empfehlen, allein weil die Botschaft darin so unglaublich wichtig ist! Zudem finde ich Christins Schreibstil sehr angenehm zu lesen. Sie weiß, wie sie mit Worten die richtige Mischung aus Hoffnung und Hoffnungsloskeit schaffen kann.

Doch ganz perfekt ist das Buch leider nicht. Denn das Ende konnte mich nicht wirklich überzeugen. Wird zuvor noch alles langsam vorbereitet und geplant, ist das Ende dann viel zu plötzlich und einfach erreicht. Zudem fand ich die Begründung, warum der Rest der Welt 300 Jahre lang nicht eingegriffen hat, zu fadenscheinig. In 300 Jahren verändert sich so viel in den Regierungen der einzelnen Länder, dass da nie ernsthaft eingegriffen wurde, finde ich nicht nachvollziehbar. Aber davon abgesehen werde ich "Nation Alpha" sicherlich nicht zum letzten Mal gelesen haben.

1 Kommentar:

  1. Wir haben uns ja schon mal darüber unterhalten und ich kann dir absolut Recht geben, das Ende war so enttäuschend. Zu schnell, zu hastig und nicht wirklich zufriedenstellend. Dabei ist das Buch so so verdammt gut! Weswegen ich dennoch absolut begeistert bin und hoffe, dass noch viele diese Geschichte entdecken werden =)

    Frühlingshafte Grüße
    Vivka

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