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"Wie uns die Pille verändert. Alles, was Frauen über die Pille wissen müssen"
von Dr. Sarah E. Hill
Originaltitel: This Is Your Brain on Birth Control
gelesen von Tessa Mittelstaedt
Verlag: RandomHouse Audio, 2020
Laufzeit: ca. 9h 52min
Das Buch dazu erschien bei Heyne [ISBN: 978-3-453-20708-0].
~Klappentext~
Fast alle Frauen verhüten irgendwann in ihrem Leben mit der Pille. Doch die Hormone haben ungeahnte Auswirkungen: Die Pille erschafft eine andere Version von uns selbst, verändert unser Gehirn, lässt uns anders auf Stress reagieren und kann sogar unsere Partnerwahl grundlegend beeinflussen.
In ihrem bahnbrechenden Sachbuch erklärt die erfahrene Psychologin Dr. Sarah E. Hill die Auswirkungen der Antibabypille verständlich und auf Basis der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Wer es gelesen hat, kann die Vorteile und Risiken verstehen und abwägen, um eine bessere Entscheidung zu treffen – für oder gegen die hormonelle Verhütung.
~Meine Meinung~
Zu Beginn ein kurzer Exkurs, wie ich dazu kam, das Hörbuch zu hören: Ich habe im Januar 2020 die Pille nach 8 Jahren abgesetzt. Gerechnet habe ich mit schlechterer Haut und stärkerer Menstruation. Ersteres trat auch ein, letzteres zumindest bisher nicht. Viel überraschter war ich allerdings, dass ich mich charakterlich komplett anders fühlte. Freier, lebendiger. Als hätte die Pille in den letzten Jahren mein Ich unterdrückt.
In "Wie uns die Pille verändert" geht es um die Auswirkungen der Pille auf die Persönlichkeit und unsere Emotionen. Daher wollte ich es unbedingt lesen/hören! Und auch wenn nicht jede Person, die die Pille nimmt, gleichermaßen von den Auswirkungen betroffen ist, ist das Buch unglaublich aufschlussreich und interessant! Also, wer die Pille nimmt oder es vor hat: Lest/hört vorher dieses Buch! Es hat auch absolut nicht zum Ziel, die Pille schlecht zu reden, sondern klärt sachlich auf, welche Veränderungen im Körper durch die künstlichen Hormone möglich sind. Letztlich muss jeder für sich entscheiden, worauf er sich einlassen möchte und wo die persönlichen Prioritäten liegen. Die Autorin hat auch selbst 10 Jahre die Pille genommen, forscht aber beruflich auch zu dem Thema. Ich jedenfalls wäre froh gewesen, vorher zu wissen, was künstliche Hormone anstellen können und dass sie eben nicht nur den Eisprung verhindern...
Übrigens weist die Autorin auch darauf hin, dass sich auch Frauen*
angesprochen fühlen sollen, wenn es um die Veränderungen durch die
Pilleneinnahme geht. Denn natürlich nehmen nicht nur Frauen ein. Aber
da es bisher noch wenige Forschungsergebnisse gibt, wie sich die Pille z.B. auf Transfrauen auswirkt, bezieht sie
sich formal auf Frauen.
Die Autorin beginnt das Buch mit allgemeinen Fakten dazu, was während des Ovulations-/Menstruationszyklus passiert. Welche natürlichen Schwankungen vorkommen, wozu jeden Monat eine Gebärmutterschleimhaut aufgebaut und abgestoßen wird, welche Hormone in welcher Phase dominieren und wozu sie gut sind. Und erklärt darüber auch, welche Verhaltensänderungen natürlicherweise bei Frauen dadurch ausgelöst werden bzw. ausgelöst werden können.
Dabei widerlegt sie gleichzeitig auch klassische Vorurteile gegenüber Frauen, z.B. dass Frauen angeblich durch ihren Zyklus launisch und unberechenbar seien.
In diesen Kapiteln zur allgemeinen weiblichen Biologie habe ich tatsächlich noch einiges über meinen eigenen Körper dazulernen können, obwohl ich mich eigentlich für gut informiert hielt.
Danach geht es konkret darum, warum es so unglaublich viele verschiedene Pillen-Präparate gibt und wo die Unterschiede liegen. Auch einige krasse Beispiele, was durch die Pille schief gehen kann, greift sie auf. Betont aber auch immer wieder, dass jede Frau anders reagiert und Pille eben nicht gleich Pille ist.
Besonders die Erklärungen zu den hormonellen Unterschiedenen zwischen Pilleneinnahme und ohne und wieso sich dadurch das eigene Verhalten und der Charakter ändern kann, fand ich sehr spannend und aufschlussreich. Besonders auch die Erklärungen dazu, warum man unter der Pilleneinnahme ein höheres Risiko für Depressionen hat. Und ich war überrascht, dass es zu dem Thema tatsächlich schon einige Studien gibt.
Zum Abschluss geht es auch noch darum, wie die Pille zur Emanzipation der Frau beigetragen hat und warum Frauen als Testpersonen in der Forschung nur selten untersucht werden und welche Folgen das z.B. für Frauen bei der Einnahme von Medikamenten haben kann.
Zum Abschluss geht es auch noch darum, wie die Pille zur Emanzipation der Frau beigetragen hat und warum Frauen als Testpersonen in der Forschung nur selten untersucht werden und welche Folgen das z.B. für Frauen bei der Einnahme von Medikamenten haben kann.
Allerdings wird auch viel wiederholt, fast schon mantra-artig, was ich auf Dauer etwas anstrengend fand. Auch werden viele Hypothesen aufgestellt, die in dem Umfang noch nicht durch Studien belegt wurden. Hier hätte ich mir gewünscht, etwas mehr bei tatsächlichen, repräsentativen Ergebnissen aus Studien zu bleiben und nur knapp auf weitere Forschungsbereiche zu verweisen.
Und - das wird vermutlich nicht jede*r Leser*in gefallen - Sarah E. Hill bezieht die Verhaltensänderungen v.a. auf die biologisch-evolutionäre Ebene. Denn Mann und Frau sind nunmal biologisch betrachtet darauf ausgelegt, sich möglichst effektiv fortzupflanzen. Dabei greift sie ab und an auch Punkte auf, bei denen ich nicht unbedingt unterschreiben würde, dass das tatsächlich aus evolutionärer Sicht entstanden ist und die sie - zumindest im Hörbuch - nicht mit Quellen belegt.
Und - das wird vermutlich nicht jede*r Leser*in gefallen - Sarah E. Hill bezieht die Verhaltensänderungen v.a. auf die biologisch-evolutionäre Ebene. Denn Mann und Frau sind nunmal biologisch betrachtet darauf ausgelegt, sich möglichst effektiv fortzupflanzen. Dabei greift sie ab und an auch Punkte auf, bei denen ich nicht unbedingt unterschreiben würde, dass das tatsächlich aus evolutionärer Sicht entstanden ist und die sie - zumindest im Hörbuch - nicht mit Quellen belegt.
Das Hörbuch habe ich in der ungekürzten Fassung gehört, daher kann ich nichts dazu sagen, inwiefern man mit der gekürzten Hörbuchfassung etwas verpasst. Die Sprecherin Tessa Mittelstaedt macht aber einen richtig guten Job. Ich fand ihre Stimme angenehm und für ein Sachbuch sehr passend. Sie schafft es, dass man gerne und aufmerksam zuhört und betont so unterschiedlich, je nach Bedeutsamkeit der Aussage, dass es einfach Spaß macht und man sich die Fakten gut merken kann!
Fazit: Ich habe aus diesem Buch unglaublich viel mitgenommen und verstehe endlich die biologischen Zusammenhänge, die dazu führten,
dass ich mich nach dem Absetzen der Pille wie ein neuer Mensch fühlte. Die weibliche Biologie und die Rolle der Hormone im menschlichen Körper wird definitiv von vielen unterschätzt. Dieses Buch empfehle ich daher jeder Frau* weiter, die mehr über ihren Körper unter der Einnahme von künstlichen Hormonen erfahren möchte. Aber bitte immer bedenken, dass es bei dem Thema keine pauschalen Aussagen gibt, jeder Körper reagiert anders. Es gibt mehr als genug Frauen, die mit ihrer Pille absolut zufrieden sind.
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines
Rezensionsexemplars über das Bloggerportal. Meine Meinung wurde dadurch
nicht beeinflusst!
Ich habe vor einer Weile auch eine Menge Bücher über Frauenheilkunde und -medizin gelesen und war überrascht, wie wenig ich eigentlich über meinen Körper wusste. Es ist sehr schade, dass so wenig davon auch im Schulunterricht vorkam. Aber auch erst seit kurzer Zeit ist es so, dass man die Wirkung verschiedener Medikamente (z. B. Herz) auf Frauen untersucht, die brauchen nämlich oft eine unterschiedliche Dosis.
AntwortenLöschenDarum finde ich solche Bücher auch so wichtig. Leider werden sie bisher nur wenig "gehypt", aber vielleicht kommt das noch.
Ich hatte tatsächlich früher auch kaum darüber nachgedacht, inwieweit Frauen in der Medizin benachteiligt sind. Aber seit ich letztes Jahr "Unsichtbare Frauen" gelesen habe, wo es dazu ein ausführliches Kapitel gab, bin ich echt erschrocken. Es wird definitiv Zeit, dass in der Richtung mehr geforscht wird und v.a. Frauen auch darüber aufgeklärt werden. Es ist mir auch unbegreiflich, dass das bei all den feministischen Strömungen scheinbar kein Thema ist. :(
LöschenDann sollte ich das Buch wohl doch endlich lesen. :)
LöschenDie meisten Themen des neuen Feminismus verstehe ich auch nicht, die gehen am eigentl. Thema oft vorbei.
"Unsichtbare Frauen" hat zwar auch ein paar kleine Schwächen, aber insgesamt finde ich es sehr lesenswert und man sieht danach vieles "alltägliche" mit ganz anderen Augen. :)
LöschenDa stimme ich dir zu, manche feministische Strömung verstehe ich auch nicht. :D