Hallo zusammen,
heute mal ein etwas anderer Beitrag, da ich weiß, dass das einige Menschen interessiert, und ich es quasi als Ergänzung zu meiner Rezension von gestern sehe.
heute mal ein etwas anderer Beitrag, da ich weiß, dass das einige Menschen interessiert, und ich es quasi als Ergänzung zu meiner Rezension von gestern sehe.
Ich habe die Pille mit 22 Jahren angefangen zu nehmen, weil ich meinen natürlichen Zyklus nicht mehr ertragen habe. Ich habe gehofft, dass es nach der Pubertät besser wird, aber nichts änderte sich. Gefühlt wurde es eher immer noch schlimmer. Dazu gehörten neben einer starken, schmerzhaften Menstruation auch sehr unreine Haut, ständiges Schwitzen und depressive Gedanken während der PMS-Phase (in manchen Monaten mit Selbstmordgedanken, also nicht gerade harmlos). Ich fühlte mich von 4 Wochen vielleicht eine Woche lang einigermaßen wohl in meinem Körper.
Also habe ich das getan, was ich am naheliegendsten fand: endlich eine Frauenärztin um Rat bitten und natürlich hat diese sofort zugestimmt, dass die Pille die einzige gute Lösung sei.
Über Nebenwirkungen wurde ich - bis auf die Frage, ob es Thrombose-Fälle in der Familie gab - nicht aufgeklärt. Und damals interessierte mich auch nur, endlich diese ganzen nervigen zyklusbedingten Probleme loszuwerden.
Über Nebenwirkungen wurde ich - bis auf die Frage, ob es Thrombose-Fälle in der Familie gab - nicht aufgeklärt. Und damals interessierte mich auch nur, endlich diese ganzen nervigen zyklusbedingten Probleme loszuwerden.
Ich habe die Pille danach 8 Jahre lang genommen... Und 5 Jahre davon habe ich mir überhaupt keine Gedanken darum gemacht. Danach änderte sich einiges an meiner persönlichen Einstellung zu mir selbst (längere Geschichte), sodass ich es zunehmend "falsch" fand, künstliche Hormone zu schlucken. Passend dazu kamen erste Nebenwirkungen auf, die ich vorher nicht hatte (v.a. starke Wassereinlagerungen in den Beinen).
Anfang 2020, als ich einen neuen Blister anfangen sollte, habe ich es schließlich nicht mehr über mich gebracht. Kennt ihr das, wenn alles in euch "Nein!" schreit? Genauso ging es mir. Also habe ich es einfach gelassen.
Ich hatte eigentlich auch nur erwartet, dass sich der Zustand von früher wieder einstellen würde, sprich unreine Haut, Unterleibschmerzen, starke Menstruationsblutung.
Was dann aber tatsächlich mit meinem Körper abging, übertraf das alles noch etwas. :'D Und darum geht es hier eigentlich. Dinge, die man vor dem Absetzen nicht erwarten würde (bzw. ICH habe sie nicht alle erwartet). XD Natürlich reagiert jeder anders auf den plötzlichen "Hormonentzug", aber ich finde es trotzdem interessant, was potenziell alles passieren kann.
Unreine Haut. Im Gesicht hält es sich im Vergleich zu früher in erträglichen Grenzen (= v.a Kinn/rund um den Mund ist betroffen, der Rest nur vereinzelt). Im Vergleich zu früher ertrage ich mein Spiegelbild an den meisten Tagen also noch, auch wenn es Tage gibt, an denen ich deswegen wieder so down bin, dass ich mich nicht aus dem Haus traue. Problematisch ist da vor allem die Corona-Situation, da meine Haut durch das Masketragen gereizt wird und ich somit ohnehin zu Pickeln neige. Diesmal bin ich aber gewillt, es ohne künstliche Hormone in den Griff zu bekommen, habe meine Hautpflege auch schon angepasst und erziele erste Erfolge. (Ist übrigens gar nicht so einfach, wenn man zeitgleich Rosacea hat und daher 99% aller Cremes bei unreiner Haut nicht verwenden kann...)
Dafür hatte ich monatelang (auch jetzt noch leicht, nach 6 Monaten!) richtig fiese Pickel am Hals/Nacken! WTF soll das eigentlich??? >.> Da hatte ich noch nie in meinem Leben Pickel bzw. wenn dann alle paar Monate mal einen und die haben nie so ein Chaos hinterlassen (= riesige rote Pickelmale und ein paar Stellen, die verdächtig nach Narben aussehen...). Und auf dem Rücken, aber da war es früher auch schon mal deutlich schlimmer und sieht ja eh keiner. Gefühlt bessert es sich da auch schon wieder deutlich.
Haarausfall. Soll es auch schlimmer geben, aber vorerst kann ich keinen Zopf tragen, weil man dann tatsächlich ziemlich ausgedünnte Stellen sieht und ich auch keinen gescheiten Zopf mit denen hinbekomme. Zudem hatte ich zwei Monate lang schlimme Entzündungen auf der Kopfhaut. Haare kämmen machte richtig Freude... nicht. Meine Haare sind auch generell "anders" geworden, irgendwie seidiger, was wohl mit der vermehrten Talgproduktion zusammenhängt...
Menstruation. War von Beginn an regelmäßig und nur schwach. Also super. :D Habe auch kaum Schmerzen. Nichts im Vergleich zu früher, aber vllt ändert sich das auch noch...
Stimmungsschwankungen. Das hat mich mit am meisten überrascht. Denn meine Grundstimmung ist um 100% besser. Ich fühle mich richtig befreit. Lässt sich schwer beschreiben, aber ich fühle mich weniger fremdbestimmt und habe im Rückblick das Gefühl, die letzten Jahre unter einer schweren Decke verbracht zu haben. Ich kann mich plötzlich wieder für Kleinigkeiten begeistern, nehme vieles emotionaler wahr. Dafür habe ich ca. 1 Woche pro Monat eine totale Hochphase, in der ich täglich Bäume ausreißen könnte, 2 "normale" Wochen und eine Woche, wo ich total schlapp und antriebslos bin. Bisher bleiben auch die depressiven Verstimmungen aus, zum Glück...
Entzugserscheinungen. Noch etwas, womit ich gar nicht gerechnet habe: Monatlich zum Ende der Menstruation, also etwa zu der Zeit, wo ich normalerweise wieder mit der Einnahme der Pille begonnen hätte, habe ich Kopfschmerzen. Und zwar heftig. Fehle deswegen seit einem halben Jahr jeden Monat 1-2 Tage auf der Arbeit, weil es echt nicht geht.
Wechselwirkung mit meiner Schilddrüse. Ich habe Hashimoto und quasi keine funktionierende Schilddrüse mehr (sie hat die Größe einer verschrumpelten Weintraube, statt ein Schmetterling zu sein). Daher nehme ich täglich künstliche Schilddrüsenhormone. Drei Monate nach dem Absetzen der Pille bekam ich Herzrasen und -rhythmusstörungen. Weil sich die Pille auf die Verarbeitung der Schilddrüsenhormone auswirkt und man daher mit Pille einen höheren Bedarf hat. Wusste ich nicht. Nach dem Absetzen war meine Dosis demnach zu hoch und ich rutschte in die Symptome einer Schilddrüsen-Überfunktion. (Da ich im Moment eh alle 3 Monate beim Endokrinologen bin, wird meine Dosis grad angepasst.)
Insgesamt bin ich ja schon stolz auf mich selbst, dass ich es schon so lange durchgehalten habe. Ich dachte auch, dass es mir schwerer fallen würde, weil ich ja weiß, wie schlimm es mir damals, in der Vor-Pillen-Zeit, ging. Aber da ich wie gesagt grundsätzlich so viel bessere Laune habe, tröstet mich das über miese Tage hinweg. :)
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit dem Absetzen der Pille gemacht? Oder ganz anderes erlebt? Wenn ihr dazu noch Fragen habt, immer her damit. ;)
Schön, dass Du das alles so offen kommunizierst!
AntwortenLöschenIch hatte schon immer Probs mit meiner Haut und habe allein deswegen schon sehr früh über die Pille nachgedacht. Damals (das ist Jahrzehnte her) gab es wohl drei, die sich positiv auf die Haut ausirken sollten, ich wurde leider nicht richtig hellhörig, als meine Ärztin damals fragte: Welche wollen Sie nehmen? Ich meine, wenn sie das nicht weiß ... (Internet wie heute gab es damals nicht.) Aber schon sehr schnell habe ich rasante Änderungen mit mir festgestellt und die waren nicht alle positiv. Deswegen war das ein Schnellschuss und nach knapp einem halben Jahr wieder alles vorbei. Die Haut habe ich anders in den Griff bekommen und dass ich starke Schmerzen während der Tage habe, ist eben so, ich plane es z. B. auch in meine Arbeit ein, dass ich zwei Tage im Monat nicht richtig funktioniere. Allerdings habe ich eine Menge Freundinnen, die allein schon wegen Depression und Co. auf ihre Pille schwören - und ich denke so oft, dass die auch dafür verantwortlich sein könnte. Es wird verdammt noch mal Zeit, dass das mal richtig jemand untersucht. Immerhin gab es schon Todesfälle wegen der Pille, auch bei ganz jungen Frauen. Alle reden immer von der "großen Freiheit", die sie mit sich bringt, aber da gibt es auch immer die andere Seite der Medaille.
Immerhin wurdest du überhaupt gefragt. Meine erste Frauenärztin hat mir einfach nur ein Rezept in die Hand gedrückt und gemeint, ich soll das einfach mal testen. Inzwischen bin ich ehrlich gesagt fassungslos, wie bedenkenlos teils schon jungen Mädchen einfach so die Pille verschrieben wird. Immerhin stellt sie einen massiven Eingriff in den Hormonhaushalt dar - und keiner weiß bisher, wie sich das bei Teenagern auf die Entwicklung von Gehirn und Körper auswirkt. Frauenärzt*innen sollten da viel besser aufklären und den Frauen die Möglichkeit geben, differenziert abwägen zu können, was ihnen wichtiger ist: die "große Freiheit" oder ein natürlich funktionierender Körper ohne einen ganzen Haufen teilweise unklarer Nebenwirkungen. Und m.M.n. sollte die Pille für Personen unter 20 Jahren ohnehin nur in Ausnahmefällen verschrieben werden...
LöschenIch verstehe auch immer noch nicht, wieso mich von den 4 Frauenärzt*innen, bei denen ich in den letzten Jahren war, niemand darüber aufgeklärt hat, wie die Wechselwirkungen mit meinen Schilddrüsentabletten sind. Obwohl mich jeder nach Vorerkrankungen gefragt hat...
Unterschreibe ich so.
LöschenIch hoffe sehr, dass die Ärzte es selbst überhaupt wissen. Ich meine, die Forschung entwickelt sich ja immer weiter und da muss man freiwillig am Ball bleiben.
Hallo liebe Alica,
AntwortenLöschenvielen Dank für diesen super interessanten Beitrag und dass du deine Erfahrung so offen mit uns teilst! Ich habe das Gefühl, über die negativen Aspekte der Pille wir deutlich zu wenig und die Pille wird eher als unproblematisches Allheilmittel dargestellt ... was definitiv problematisch ist.
Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen, dass sich die negativsten Seiten deiner Menstruation nicht wieder einstellen und sich die negativen Folgen auch wieder etwas legen! ♥
Alles Liebe!
Dana
Es ist ja auch einfach nur krass, wenn man bedenkt, dass es mal eine "Pille für Männer" im Testlauf gab, die aber wegen der zahlreichen Nebenwirkungen wieder in der Versenkung verschwand. Aber Frauen sollen sich dem aussetzen und bloß nicht jammern? Ich hoffe wirklich, dass es da ein Umdenken, auch bei dem Ärzt*innen, geben wird. Finde es einfach nur noch unverantwortlich, dieses "Allheilmittel" ohne Aufklärung über die zahlreichen Nebenwirkungen (auch jungen Mädchen) zu verschreiben... Natürlich kann sie in manchen Lebenssituationen oder aus gesundheitlichen Gründen auch eine große Erleichterung sein, aber ja, mehr Aufklärung bitte. :D Wenn ich damals gewusst hätte, was da alles an Neben- und Nachwirkungen auf mich zukommen kann, hätte ich mich vielleicht auch dagegen entschieden...
LöschenDanke! ♥ Ich denke, solange ich positiv bleibe, wird das schon. :'D Es ist ja vor allem Geduld gefragt... >.> Und im Vergleich zu früher fühle ich mich in meinem Körper generell viel wohler. Da lässt es sich vermutlich über schlechte Zeiten auch besser hinweg kommen. :O Es ist auch definitiv ein Vorteil, dass ich auf meiner aktuellen Arbeit 1-2 Tage ohne Krankmeldung fehlen kann. XD
Hey, danke für den ausführlichen Bericht. Ich habe die Pille Anfang des Jahres selbst abgesetzt und manches kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe mich danach auch einfach besser und energiegeladener gefühlt. Vorher habe ich bestimmt einmal die Woche wegen kleinerer Probleme geweint und das kam seit dem Absetzen gar nicht mehr vor. Das war im Grunde auch der Anlass, weshalb ich sie abgesetzt hatte - zusätzlich dazu, dass ich sie manchmal (fast) vergessen habe und es mir einfach zu unsicher wurde.
AntwortenLöschenDas Pickelproblem habe ich auch, das legt sich mittlerweile aber endlich wieder, und Kopfhautprobleme hatte ich auch, die habe ich damit aber überhaupt nicht in Verbindung gebracht. Spannend!
Vor stärkeren Regelschmerzen hatte ich auch Angst, aber die hatte ich tatsächlich nur die ersten paar Monate und das hat sich jetzt auch wieder eingependelt.
Alles in allem fühle ich mich jetzt viel besser als vorher und hoffe, dass sich deine letzten Probleme auch bald legen!
Danke für deinen Erfahrungsbericht! :D
LöschenJetzt wo du es sagst, breche ich seit dem Absetzen auch seltener in Tränen aus. Bin trotzdem nah am Wasser gebaut, aber die Gründe erscheinen mir jetzt nachvollziehbarer. XD
Danke! Aktuell scheinen sich auch meine Pickelprobleme langsam einzupendeln. Mich stört dabei ja am meisten der Mist an meinem Nacken, weil das im Vergleich zum Gesicht wirklich übel aussieht. :( (Und ich das bisher echt noch nie hatte, nicht mal in meiner schlimmsten pubertären Phase.)
Ich drücke uns beiden die Daumen, dass es besser bleibt! :)