Donnerstag, 27. August 2020

[Rez] "Milchmädchen" von G. R. Gremin

(c) Bildrechte: Königskinder
"Milchmädchen"
von G. R. Gremin
Originaltitel: Cowgirl
Verlag: Königskinder, 2016
Einzelband | 272 Seiten
[HC] ISBN: 9783551560261

~Klappentext~
Zwölf Kühe mitten in einem schäbigen walisischen Wohngebiet verstecken? Das bleibt doch niemals unbemerkt! Aber Gemmas Leben ist sowieso total durcheinander – ihr Vater ist im Knast, die Mutter abgekämpft und der kleine Bruder nervt einfach nur. Und wie sie sich mit der komischen, starken Außenseiterin Kate angefreundet hat, weiß sie eigentlich selbst nicht. Aber Kate braucht Gemmas Hilfe, damit ihre Kühe nicht verkauft werden müssen.
Gemmas Nachbarn kümmern sich normalerweise nicht so um andere Leute – geschweige denn um Tiere. Doch nun stehen dicke, muhende, Gras fressende Kühe in ihren Gärten. Und setzen einiges in Bewegung!
~Meine Meinung~
Der Roman handelt von Gemma, die in einer walisischen Kleinstadt aufwächst und ihre Freizeit am liebsten auf dem Fahrrad verbringt. Eines Tages rast sie fast in Kate und ihre Kuhherde hinein. Kate wird von allen nur Cowgirl genannt und ist eine Außenseiterin in der Schule, die das aber wenig zu stören scheint und die sich gut zur Wehr setzen kann. Zögerlich entsteht so etwas wie eine Freundschaft zwischen den beiden Mädchen - und Gemma erfährt, dass Kates Vater die Kühe aufgeben und verkaufen will, um seinen Nebenjob als Landschaftsgärtner zu einem Vollzeitbetrieb auszubauen. Doch dass die Kühe verkauft werden sollen, ist für Kate unbegreiflich - und Gemma beschließt, ihr zu helfen...

Im Mittelpunkt der Handlung stehen tatsächlich die Kühe, deren Rettung sich gar nicht so einfach gestaltet. Ich fand es total schön, dass der Roman vermittelt, dass Kühe sehr sanfte, liebenswerte Tiere sind und dass Massentierhaltung auch hier ein Problem darstellt. Gemma gewinnt im Laufe der Handlung immer mehr Wertschätzung für die Tiere und setzt sich zunehmend für sie ein, wo sie anfangs noch skeptisch war. Für mich eine absolute Empfehlung, gerade für junge Leser*innen, die vielleicht noch gar keine Berührungspunkte mit echten Kühen hatten. Man sieht nach diesem Roman garantiert die Milchkuhhaltung mit anderen Augen und lernt, den Milchkarton aus dem Kühlregal mehr zu schätzen!

Gleichzeitig zeigt der Roman aber auch eine sozialkritische Ader auf. Gemma stammt aus einer eher ärmlichen Familie. Ihr Vater sitzt im Gefängnis und ihre Mutter arbeitet unglaublich hart, um ihre zwei Kinder durchzubringen. Überhaupt ist das ganze Viertel, in dem Gemma lebt, von Kleinkriminalität geprägt. Die Kühe bringen hier tatsächlich nach und nach mehr Zusammenhalt in die Anwohner, was ich ebenfalls schön und nachvollziehbar fand. Es zeigt mal wieder auf, dass Tiere eine ganz besondere Wirkung auf Menschen haben können.

Die Charaktere sind etwas gewöhnungsbedürftig. Gemma war mir anfangs eher unsympathisch. Sie hängt sich an die beliebten Cliquen der Schule, um nicht selbst ins Fadenkreuz für Sticheleien zu geraten und ist Kate gegenüber anfangs sehr frech und unfair. Überhaupt verhält sie sich anfangs die meiste Zeit frech und ignorant. Aber das wandelt sich, sodass ich ihre Entwicklung wirklich gelungen fand!
Kate ist eher verschlossen und unnahbar, taut aber auch zögerlich etwas auf. Ich fand sie schwer einzuschätzen.
Wirklich positiv aufgefallen sind mir aber vor allem die Nebencharaktere, allen voran Gemmas Oma und ihre Nachbarn! Sie brachten durch ihre individuellen Charakterzüge und teilweise verrückten Einfälle richtig Schwung in die Dialoge.

Insgesamt war ich von dem doch eher dünnen Buch mehr als positiv überrascht. Eine große Empfehlung!

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