Donnerstag, 29. Oktober 2020

[Rez] "Meine dunkle Vanessa" von Kate Elizabeth Russell

Den folgenden Beitrag kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung [da Rezensionsexemplar].
(c) Bildrechte: C.Bertelsmann
"Meine dunkle Vanessa"
von Kate Elizabeth Russell
Originaltitel: My Dark Vanessa
Verlag: C. Bertelsmann, 2020
Einzelband | 448 Seiten
[HC] ISBN: 978-3-570-10427-9
 
~Klappentext~
Vanessa ist gerade fünfzehn, als sie das erste Mal mit ihrem Englisch-Lehrer schläft. Jacob Strane ist der einzige Mensch, der sie wirklich versteht. Und Vanessa ist sich sicher: Es ist Liebe. Alles geschieht mit ihrem Einverständnis. Fast zwanzig Jahre später wird Strane von einer anderen ehemaligen Schülerin wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt. Taylor kontaktiert Vanessa und bittet sie um Unterstützung. Das zwingt Vanessa zu einer erbarmungslosen Entscheidung: Stillschweigen bewahren oder ihrer Beziehung zu Strane auf den Grund gehen. Doch kann es ihr wirklich gelingen, ihre eigene Geschichte umzudeuten – war auch sie nur Stranes Opfer?
~Meine Meinung~
Die Thematik von "Meine dunkle Vanessa" ist keine leichte und zum sogenannten "Grooming" hatte ich bisher auch keine solch ausführliche Darstellungsweise gelesen oder gesehen. Daher gleich vorweg: der Roman ist keine leichte Kost. Ich musste nach einigen Szenen erstmal durchatmen und es sacken lassen. Missbrauch ist nie ein angenehmes Thema und schon gar nicht, wenn es um Minderjährige geht. Aber der Klappentext sollte in der Hinsicht auch hinreichend vorwarnen. Dennoch sind ein paar Szenen unerwartet explizit beschrieben.

Der Roman wird abwechselnd aus zwei Zeitebenen beschrieben, stets aus der Sicht von Vanessa. 
Eine Zeitebene beginnt im Jahr 2001 als Vanessa mit 15 Jahren an eine neue Schule wechselt. Sie war schon immer Außenseiterin, da sie sich von allen unverstanden und einfach anders fühlt. Sie hängt viel ihren Gedanken und Tagträumen nach und verarbeitet alles in teils düsteren Gedichten. An dieser neuen Schule wird ihr Lehrer in Literatur - Mr. Strane - auf sie aufmerksam und Vanessa fühlt sich erstmals in ihrem Leben wirklich verstanden und so akzeptiert wie sie ist. Daher findet sie die zögerlichen Annäherungsversuche ihres Lehrers auch nicht schlimm, zeigt es ihrer Meinung nach doch nur, wie wichtig sie diesem ist...

Die zweite Zeitebene spielt im Jahr 2017. Vanessa führt ein eher zielloses, chaotisches Leben, findet einfach keine innerliche Ruhe. Als dann von einer ehemaligen Schülerin Vorwürfe wegen Missbrauchs gegen Mr. Strane öffentlich werden, sieht Vanessa sich mit der ganzen Debatte erneut konfrontiert. Doch bei ihr war doch alles anders, er hat sie doch geliebt. Oder?

Der Roman zeigt auf eine unglaublich intensive und tief unter die Haut gehende Art Vanessas Gedanken und Gefühle während der ganzen Zeit auf, ohne an irgendeiner Stelle belehrend oder überzogen zu wirken. Es ist verstörend zu verfolgen. wie sie sich von Mr. Strane "einwickeln" lässt, so lange, bis er ihr ganzes Sein bestimmt. Und wie sie nicht von ihm los kommt, auch Jahre später nicht. Mich hat vor allem auch Vanessas Wahrnehmung der ganzen Beziehung fasziniert. Sie verdrängt unangenehme Situationen, nimmt nur noch die "Liebesgeschichte" wahr, vergleicht ihr eigenes Leben ständig mit dem Roman "Lolita". Es zeigt, wie eine solch manipulative, toxische Beziehung das eigene Denken und Handeln beeinflussen kann. Dadurch übt die Handlung einen düsteren Sog auf den*die Leser*in aus und lässt einen nicht mehr los. 
Zeitgleich ist man so wütend auf den Lehrer, der eine 15-jährige dermaßen manipuliert und ausnutzt und auf die Eltern und Lehrer*innen, die lieber wegschauen als sich ernsthaft mit dem Problem auseinanderzusetzen.
 
Insgesamt ein Roman, der lange im Gedächtnis bleibt und zum Nachdenken anregt. Wo beginnt Missbrauch? Wie kann man - insbesondere Minderjährige - davor schützen? Große Leseempfehlung für jeden, der sich den Inhalt zutraut.
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über das Bloggerportal. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst!

4 Kommentare:

  1. Ich wollte das Buch auch sehr gerne lesen, die Leseprobe war sehr überzeugend. Scheint auch sehr intensiv zu sein. Aber genau darum geht es, denke ich, denn es ist auch ein sehr intensives Thema.

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  2. Liebste Alica,

    das Thema klingt extrem heftig, aber auch sehr einnehmend umgesetzt. Das Buch steht schon auf meiner Wunschliste, aber du rufst mir hier gerade noch mal in Erinnerung, warum ich das Buch lesen wollte. ^^ Tolle Rezension!

    Ganz liebe Grüße ♥♥♥

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    1. Ja, das ist absolut keine leichte Kost! Ich bin sehr gespannt, wie es dir gefallen wird, wenn du es dann liest! :3

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