Sonntag, 11. Oktober 2020

3 Empfehlungen zum Thema Anti-Rassismus

Nachdem die #blacklivesmatter Bewegung dieses Jahr erneut hochkochte, haben viele beschlossen, sich mehr mit dem Thema Rassismus auseinander zu setzen. Ich hoffe sehr, dass ihr das auch weiterhin tun werdet! Hier folgen die drei Bücher, die ich bisher zum Thema gelesen habe:

"Exit Racism" von Tupoka Ogette
Dieses kurze Werk (nur rd. 136 Seiten!) würde ich jedem als Einstiegswerk in das Thema empfehlen. Es ist leicht verständlich und übersichtlich erklärt. Zu jedem Informationskapitel gibt es wie bei einem Workshop ein paar Fragen an den*die Leser*in und die Gedanken einiger Seminarteilnehmenden von Tupoka Ogette. Der*die Leser*in wird dadurch erstauntlich schonend an das Thema herangeführt und zur Selbstreflexion aufgefordert. Ich war tatsächlich überrascht, wie verständnisvoll Tupoka Ogette hier schreibt. Gleichzeitig macht sie aber klar, dass Rassismus keine "Einbildung" ist und jeder aufgefordert ist, etwas zu verändern.

"Deutschland Schwarz weiß" von Noah Sow
Noah Sows Werk war meines Wissens nach eines der ersten zum Thema Alltagsrassismus in Deutschland. Ich habe es auch schon vor über einem Jahr gelesen. Damals war es mein erstes Buch über Rassismus. Hier werden vor allem diverse Bespiele für Rassismus in der Werbung, in den Nachrichten usw. aufgeführt. Aber auch Informationen über die Entstehung von Rassismus geliefert.
Noah Sow schreibt im Gegensatz zu Tupoka Ogette deutlich vorwurfsvoller und provokativer. Daher würde ich eher dazu raten, sich erst grundlegend mit Rassismus zu beschäftigen und den Prozess der Selbstreflexion zu starten, bevor man hierzu als Ergänzung/Weiterführung greift. Aus Erfahrung zu anderen Themen weiß ich leider, dass Menschen bei zu viel offener Kritik eher abblocken statt zu reflektieren... (Typisches Trotzverhalten, aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben...)

"How to be an Antiracist" von Ibram X. Kendi
Ibram X. Kendi beschreibt in seinem sehr ausführlichen Werk auf einer wissenschaftlicheren Ebene welche Formen des Rassismus es gibt. Dabei bringt er auch seine eigene Lebensgeschichte und die Geschichte des Rassismus ein, sodass eine interessante Mischung entsteht, bei der man Ibrams eigenen Prozess hin zum Anti-Rassisten miterlebt. Es wird deutlich, dass der Beginn der Selbstreflexion keineswegs auch der Startpunkt eines anti-rassistischen Lebens ist. Vielmehr ist es ein stetiger Lernprozess. 
Bezogen ist der Rassismus hier auf die USA und erklärt dadurch, wieso Rassismus dort solch gravierende Ausmaße angenommen hat. Allein deshalb finde ich das Werk sehr empfehlenswert! Aber auch die verschiedenen Formen des Rassismus bzw. auf welche Merkmale sich Rassismus beziehen kann, werden sehr ausführlich beschrieben und liefern gemeinsam mit wissenschaftlichen Erkenntnissen dem*der Leser*in einen erheblichen Wissens-Mehrwert. 
Sprachlich ist es insgesamt etwas anspruchsvoller, da Ibram X. Kendi zur klaren Abgrenzung seiner Darstellungen stets die verschiedenen Formen des Rassismus benennt, wodurch manche Sätze etwas verworren klingen. Dennoch empfand ich das Werk nie als zäh, was v.a. durch die eingestreuten persönlichen Erfahrungen gelingt.
Wer schon immer wissen wollte, wieso auch Schwarze und PoC in den USA jemanden wie Trump wählen, sollte dieses Buch unbedingt lesen! Ich habe über das politische und gesellschaftliche System der USA viel dazu gelernt!


"How to be an Antiracist" wurde mir freundlicherweise vom Verlag über das Bloggerportal zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst!

4 Kommentare:

  1. Exit Racism fand ich auch sehr informativ und gut gemacht, die anderen beiden Bücher kenne ich noch nicht.

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    1. Ich kann sie wie gesagt auch sehr empfehlen, wenn man noch tiefer in das Thema einsteigen will. :)

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  2. Noah Sows Buch ist toll. Dadurch habe ich wirklich einiges kapiert. Wie sehr man doch in seiner Sozialisierung verhaftet ist, obwohl man denkt, man ist überhaupt nicht rassistisch.
    Und erschrocken hat mich auch ihre Schilderung, was sie an einem einzigen Tag so an Rassismus erfährt.

    Die anderen beiden kenne ich nicht.
    Kennst Du zufällig das Buch: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten? Das steht auf meiner WuLi.

    Liebste Grüße
    Petrissa

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    1. Man wird wirklich auf viele Dinge aufmerksam gemacht, über die man zuvor nie nachgedacht hatte! Mir war vieles zwar grundsätzlich klar, aber ich habe mir die Probleme, die mit Rassismus und unserer rassistisch sozialisierten Gesellschaft einhergehen, nie so klar vor Augen geführt. Seit ich diese drei Bücher gelesen habe, nehme ich meine Umwelt auf jeden Fall ganz anders wahr und hinterfrage viel öfter, was ich sehe/höre.

      Ich hatte hier in Kiel an einer Lesung von Alice Hasters teilgenommen, wo sie auch aus ihrem Buch "Was weiße Menschen..." vorgelesen hat. Ich möchte es auf jeden Fall auch noch vollständig lesen. :)

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