Freitag, 9. Oktober 2020

[Rez] "Die Seelenspringerin. Abgründe" von Sandra Florean

(c) Bildrechte: Sandra Florean
"Die Seelenspringerin. Abgründe"
von Sandra Florean
Selfpublishing, 2018 (Neuauflage)  
Band 1 von 7 | 236 Seiten
[TB] ISBN: 978-3981962239

~Klappentext~
Tess verfügt über die unkontrollierbare Gabe, in das Bewusstsein übernatürlicher Wesen zu springen. Ein Albtraum für die junge Frau, da sie dabei Zeuge von Gewaltverbrechen wird, die sie jedoch nie verhindern kann. Mit einem Mal häufen sich die Sprünge und Tess ahnt, dass das kein Zufall sein kann. Sie vertraut sich dem Polizisten Jim an und hilft ihm schließlich bei der Aufklärung der Morde. Dadurch begibt sie sich so tief in die Welt der Übernatürlichen, dass sogar der Vampirgebieter Octavian auf sie und ihre Kräfte aufmerksam wird…
~Meine Meinung~
Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde auf Instagram gemeinsam mit der Autorin gelesen, sodass ich einige Hintergrundinformationen erhalten habe, die das Lesen nochmal interessanter machten.

"Die Seelenspringerin" handelt von Tess, die seit ihrer Jugend ohne Vorwarnung in die Körper von "Andersartigen" (Vampire, Wertiere usw.) springen kann. Sie hasst diese Ereignisse, da sie meistens zu gewalttätigen oder gruseligen Szenen springt, die sie lange gedanklich und emotional verfolgen. Diesen Aspekt fand ich sehr gelungen umgesetzt und die Fähigkeit sehr spannend, besonders, da man nie weiß, was Tess als nächstes schlimmes erleben muss. Man leidet daher mit Tess mit, kann die emotionale Belastung nachvollziehen. Ebenso wie der Wunsch, eine Heilung oder Lösung für ihr Problem zu finden. Doch die Fähigkeit scheint einzigartig zu sein... Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob Tess in den nächsten Bänden herausfinden kann, wieso sie so anders ist.

Ansonsten bin ich Tess gegenüber aber noch zwiegespalten. Auf der einen Seite kann ich verstehen, warum sie so verzweifelt ist, warum sie andere abweist und warum sie so unsicher ist. Aber auf der anderen Seite versinkt sie manchmal auch zu sehr in Selbstmitleid. Sie empfindet sich als unattraktiv und eher Typ Mauerblümchen, aber in den ersten Kapiteln machen ihr gleich mehrere Männer eindeutige Angebote. Zudem sieht sie sich selbst und die Andersartigen als Monster an, was ich vom Begriff her nicht okay fand. Immerhin fühlt Tess sich zu Vampiren hingezogen und geht mit ihnen ins Bett - redet aber zeitgleich ständig davon, was für kranke Monster das sind. Wenn sie sich selbst nicht akzeptieren kann ist das eine Sache, aber pauschal alle Andersartigen zu verurteilen fällt meiner Meinung nach klar unter Rassismus.

Dass passt zwar auch grundsätzlich zu dem Worldbuilding, in dem die Andersartigen erst vor Kurzem in die Öffentlichkeit getreten sind und Rechte bekommen haben, aber die Integration in die Gesellschaft ist noch nicht weit fortgeschritten. Sie werden von den Menschen noch sehr skeptisch beobachtet und Gewaltverbrechen sind an der Tagesordnung. Dass Rassismus da als Problem dazu gehört, kann ich nachvollziehen und zieht auch die Verbindung zu unserer realen Gesellschaft, was auch Sandra Floreans Intention war. Aber dass ausgerechnet die Protagonistin kein Deut besser ist? Finde ich ehrlich gesagt extrem schade. Vor allem weil dadurch das Gesellschaftskritische bei mir nicht konkret genug ankam. Ich hoffe sehr, dass Tess in der Hinsicht noch selbstreflektierter wird.

Von Tess' Einstellung abgesehen mag ich das Worldbuilding aber ganz gerne. Es gibt verschiedenste Andersartige, wobei in diesem Band der Fokus auf Vampiren und Werlöwen liegt. Es ist eine brutale, blutige Welt und es wäre schön, wenn es zu Beginn eine Triggerwarnung gäbe. In der Gesellschaft haben sich je nach Gruppe der Andersartige Subkulturen ausgebildet, die sich teilweise über das Gesetz hinwegsetzen, während andere Andersartige sich Mühe geben, mit Menschen gleichgestellt zu leben. Die darauf entstehenden Konflikte sind naheliegend und sorgen für eine düstere Grundspannung.

Die Handlung dreht sich vor allem um Tess und ihren mentalen Kampf mit ihrer Fähigkeit und den Problemen, die dadurch mit ihren Mit-"Menschen" entstehen. Besonders Tess' Liebesleben verbunden mit ihrem Vertrauensproblem wird thematisiert. Am Rande geht es um einen Kriminalfall, bei dessen Auflösung Tess hilft. Ich hätte es schöner gefunden, wenn der Fokus mehr auf der Polizeiarbeit und Tess' Hilfe bei den Ermittlungen gelegen hätte, aber vielleicht kommt auch das noch in den Folgebänden.

Alles in allem ein solider Auftakt, der mich mit dem Worldbuilding überzeugen konnte, mit dessen Protagonistin ich aber noch nicht wirklich warm geworden bin. Von der Handlung her hatte ich beim Klappentext einen anderen Fokus erwartet.

"Die Seelenspringerin"
    Band 1 - Abgründe
    Band 2 - Machtspiele
    Band 3 - Maskerade
    Band 4 - Familienbande
    Band 5 - Götterhauch
    Band 6 - Dämonenbrut
    Band 7 - Lichterben

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