Montag, 7. September 2020

[Rez] "Solitaire" von Alice Oseman

(c) Bildrechte: dtv
"Solitaire"
von Alice Oseman
Originaltitel: Solitaire
Verlag: dtv, 2015
Einzelband | 368 Seiten
[HC] ISBN: 978-3423761192

~Klappentext~
Die sechzehnjährige Tori Spring hat das Gefühl, dass sie sich zwischen Weltschmerz, Erfolgsdruck, dem Zwang, ihre Zukunft planen, sich selbst finden und jetzt eigentlich die beste Zeit ihres Lebens haben zu MÜSSEN, verliert. Dass sie kurz davor ist, zu zerbrechen an der Gleichgültigkeit der Welt. Dass sich daran auch im neuen Jahr nichts ändern, dass wieder nichts passieren wird. Und dann passiert doch etwas: Tori trifft auf Michael Holden. Eigentlich verkörpert Michael mit seinem Enthusiasmus und der schwarzen Hipster-Brille all das, was Tori verachtet, und dennoch ist sie fasziniert von seiner überschäumenden Lebensfreude und seiner Neugier auf die Welt. Und es gibt Solitaire, eine anonyme Schülergruppe, die seit Kurzem Toris Schule in Atem hält. Anders als alle anderen fragt Tori sich, was und wer wirklich hinter Solitaire steckt.
~Meine Meinung~
Die Meinungen zu diesem Buch gehen etwas auseinander, sodass ich selbst recht offen daran gegangen bin und mich überraschen lassen wollte, zu welcher Meinung ich tendieren werde. Und am Ende war ich irgendwo dazwischen.

"Solitaire" handelt von Tori, einer Teenagerin, die relativ verloren in ihrem Alltag ist. Sie sagt von sich selbst, dass ihr alles egal ist. Dass sie keine Ahnung hat, was sie vom Leben erwarten soll. Sie passt sich ein Stück weit an, um nicht vollkommen alleine in der Schule zu sein, hat aber auch keinen richtigen Draht zu ihrem Klassenkamerad*innen. Sie fühlt sich anders und wenn man ihre Gedanken so mitverfolgt, dann ist sie auch tatsächlich ungewöhnlich. Dinge, die andere Menschen in ihrem Alter interessieren, berühren sie nicht. Sie ist zynisch und pessimistisch. Einige ihrer Gedanken haben mich total an mich selbst erinnert und an das Gefühl, dass ich damals in der Schule hatte: nicht zu verstehen, wie andere im eigenen Alter ticken und keinen Sinn in ihrem Tun zu finden. Daher konnte ich mich selbst schnell mit Tori identifizieren, auch wenn sie mir trotzdem manchmal zu anstrengend wurde, wirkt es doch, als würde sie sich manchmal krampfhaft absondern wollen, um ihr Selbstbild aufrecht zu erhalten. Auch ihr Spruch "Das ist lustig, weil es wahr ist." wiederholte sich für meine Nerven etwas zu oft, sodass es mir irgendwann schwer fiel, Toris passenden Tonfall im Kopf beizubehalten.
Erst als Tori auf Michael Holden trifft, ändert sich ihr Verhalten etwas. Sie wird ihm gegenüber offener und hat Spaß in seiner Gesellschaft. Die Freundschaft zwischen den beiden fand ich nachvollziehbar dargestellt und war froh, dass es keine klassische Liebesgeschichte gab, in der der "starke Mann nur Dank seiner Liebe das graue Mäuschen retten kann". Vielmehr muss Tori selbst ihren Platz im Leben finden.
Auch sehr gelungen fand ich Toris Beziehung zu ihrem Bruder Charlie, der eine Zwangsstörung hat und dem gegenüber Tori viel Verantwortung übernimmt. Man merkt daran, dass ihr eben doch nicht alles egal ist.

Die Handlung ist in der ersten Buchhälfte leider noch kaum vorhanden. Ich wusste wirklich sehr lange nicht, worauf das Buch hinaus laufen wird und was es mir überhaupt sagen will. Es ging eigentlich nur um Toris Alltag und dass sie alles und jeden doof findet.
Erst danach bekam die merkwürdige Organisation "Solitaire" und deren verrückte "Streiche" mehr Bedeutung und die Handlung nahm Fahrt auf. Ab da wurde es deutlich fesselnder, ereignisreich und die Auflösung am Ende war auch gelungen! Leider konnte mich das über die sehr schwache erste Hälfte aber nicht ganz hinwegtrösten...
Ich hätte außerdem wirklich gerne mehr über Michael, Becky (Toris beste Freundin) und Charlie erfahren.

Insgesamt ein durchaus ungewöhnliches Buch mit einer erfrischend "anderen" Protagonistin, das mich von der Handlung her aber leider lange nicht abholen konnte. Da es sich um das Debüt von Alice Oseman handelt, werde ich ihren anderen Büchern aber definitiv eine Chance geben!

4 Kommentare:

  1. Hallo Alica,

    ich hatte von dem Buch damals eine Leseprobe gelesen und fand diese richtig gut. Das Buch selbst fand ich dann eher mittelmäßig.

    Anfangs konnte ich mich auch noch ganz gut mit Tori identifizieren, aber dann ging sie mir doch sehr auf die Nerven.

    Was Michael und die Nebencharaktere angeht, stimme ich dir absolut zu. Diese mochte ich auch sehr und ich hätte gern mehr über sie gelesen.

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Ich glaube, das Buch wäre etwas besser gewesen, wenn es mehr gestrafft worden wäre. Es zog sich anfangs schon sehr.

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  2. Hallo liebe Alica,

    irgendwie habe ich das Gefühl, ich empfehle allen dieses Buch und niemand ist so begeistert wie ich. xD
    Okay. Dann seid es halt nicht. Tut mir leid, dass ihr es trotzdem wegen mir lesen musstet. :D

    Ansonsten kann ich dir aber trotzdem die anderen Bücher von der Autorin empfehlen. Gemessen daran, dass sie momentan selbst "Solitaire" überarbeitet, ist sie wohl auch nicht so hundertprozentig zufrieden damit, und die anderen Bücher haben eine etwas andere Erzählweise, sind diverser und sprechen mehr Themen an. ^^ Dass "Solitaire" trotzdem mein liebstes Buch von ihr ist, ist wohl ein sehr subjektiver Eindruck. xD

    Alles Liebe! ♥♥

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    1. Oh, das muss dir nicht leid tun. XD Ich habe es gerne gelesen (auch wenn die Rezension vllt nicht ganz danach klingt), da Tori einfach soooo cool ist. Ich hatte es selten, dass ich mit einer Protagonistin gedanklich so auf einer Wellenlänge war. :D

      Wenn die überarbeitete Fassung erscheint, lese ich die vllt einfach auch und schaue mal, ob dann meine Kritikpunkte geändert wurden. :D

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