Freitag, 11. September 2020

[Rez] "Die Last der Krone" von Christin Thomas

(c) Bildrechte: Christin Thomas
"Die Last der Krone"
von Christin Thomas
Selfpublishing, 2020
Einzelband | 324 Seiten
[TB] ISBN: 978-3966982566

~Klappentext~
Der siebzehnjährige Etienne ist Thronerbe von Fuchsfels, dem größten Königreich des Nordens. Seit er denken kann, wird er auf Wortgefechte und Feldzüge vorbereitet, aber nicht auf die Schlacht, die er mit sich selbst führt. Der junge Prinz hegt Gefühle für den Bediensteten Noel, die seiner königlichen Pflicht, einen Erben zu zeugen, im Weg stehen. Deshalb fordert sein Vater, dass Etienne der Liebe entsagt.
Aber wie verschließt man sein Herz, wenn man es längst verschenkt hat?
~Meine Meinung~
Ich lese eigentlich ungerne Romance-Bücher, da sie mir oftmals zu kitschig sind. Daher war ich skeptisch, ob mir "Die Last der Krone" gefallen wird, habe ihm wegen des wunderschönen Covers aber doch eine Chance geben wollen. Und ich habe es tatsächlich nicht bereut!

Etienne ist Erbe des Königreichs Fuchsfels und muss, um weiterhin die Linie des Königreichs zu erhalten, eine Frau heiraten, die sein Vater schon für ihn organisiert hat. Doch Etienne ist eigentlich in den Stalljungen Noel verliebt - eine Liebe, die Etiennes Vater vehement ablehnt - und das nicht nur wegen dem unterschiedlichen gesellschaftlichen Stand...

Die Handlung dreht sich entsprechend um diese scheinbar aussichtslose Liebe. Etienne ist hin- und hergerissen zwischen der Verantwortung für das Königreich, die sein Vater ihm auferlegt, und der Liebe, die er so stark empfindet und die doch nicht falsch sein kann. Etienne fühlt sich "anders" und leidet unter der Ablehnung seines Vaters. Ich fand diese starken, schwankenden Gefühle, die Etienne empfindet, angesichts der Situation sehr passend und nachvollziehbar. Es ist seine erste große Liebe und er ist noch jung. Die Verantwortung, die sein Vater ihm aufbürdet, setzt Etienne unter Druck und er weiß keinen Ausweg. Das spiegelt sich auch im Umgang mit Noel wider, den er auf Befehl seines Vaters nicht mehr sehen darf. Aber irgendwie muss Etienne Noel doch sagen können, was ihm auf dem Herzen liegt? Doch wie, ohne ihn zu verletzten? Missverständnisse sind die Folge, die ich aber tatsächlich nachvollziehbar fand, da Etiennes jugendliches Denken und Handeln so authentisch wirken.

Das alles wäre mir aber sehr wahrscheinlich trotzdem zu viel Herzschmerz und Drama geworden, wenn da nicht Pierre gewesen wäre. Pierre ist der Lehrer von Etienne und sein engster Vertrauter. Mit ihm kann Etienne über alles reden und erhält Ratschläge, die von Pierres Lebenserfahrung zeugen. Er ist das Kontrastprogramm zu Etienne und erdet die ganze Handlung auf eine angenehme Art und Weise. Ohne ihn wäre Etienne wahrscheinlich in seiner Verzweiflung untergegangen. Daher war Pierre auch mein Lieblingscharakter. 

Auch die weiteren Charaktere fand ich sehr passend in die Handlung integriert, vor allem die Prinzessin, die Etienne heiraten soll. Sie handelt öfters anders, als ich erwartet hätte, sodass ich sie immer mehr mochte. Etiennes Vater gegenüber entwickelt man hingegen schnell eine Abneigung: Wie kann ein Vater so grausam gegenüber dem eigenen Sohn sein? 

Was neben den Charakteren etwas kurz kommt, ist die Welt, in der die Handlung spielt. Christin Thomas entwirft hier eine Fantasy-Welt, in der es einen kleinen Grad Magie gibt, die im Laufe der Handlung auch von Bedeutung ist. Allerdings bleibt der Weltentwurf insgesamt sehr blass. Zahlreiche Königreiche werden erwähnt, ohne dass man ein Gefühl für sie bekommt. Das fand ich schade, aber letztlich liegt der Fokus eben auf der Liebesgeschichte.

Insgesamt war ich positiv überrascht. Die melancholische Grundstimmung und die stellenweise so wahren Gedanken und Aussagen hinter der Handlung waren wunderschön zu lesen. Dennoch blieb wie gesagt die Welt zu blass und die Handlung zog sich zu sehr in die Länge. Ich hätte es da besser gefunden, früher anzusetzen (z.B. an dem Punkt, wo Etienne und Noel sich näher kommen und nicht schon als "die Katze aus dem Sack ist") und dafür den Rest mehr zu straffen. Es ist doch lange Zeit viel verzweifeltes, ratloses Hin und Her von Etienne, bis er Pierres Ratschläge zu verstehen lernt und sich weiter entwickelt.
Dennoch sehr empfehlenswerte Liebesgeschichte, die ich auch sicherlich erneut lesen werde.

2 Kommentare:

  1. HI Alica
    dein Buch hier klingt interessant. Ich mag es gar nicht, wenn sich Handlungen viel zu lange hinziehen, da gebe ich oft gerne mal auf. Aber dafür klingt es dennoch so, als hättest du einiges für dich mitnehmen können, das freut mich.
    Ich finde selbst wir haben als Menschen manchmal ein bisschen zu lange auf der Leitung gestanden um uns dann letztlich doch zu verändern, das zeigt das Buch wohl auch gut auf.
    Sei lieb gegrüßt
    Nicole

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    1. Ja, auch wenn es hier ein paar Längen gibt, fand ich das Buch sehr schön. Christin Thomas hat auch einfach eine Art zu schreiben, die eine richtig angenehme Atmosphäre schafft. :)

      Da stimme ich dir absolut zu! Manchmal kann ich kaum glauben, wie wenig die Menschen in den letzten Jahrhunderten auf der zwischenmenschlichen Ebene dazugelernt haben. :/

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