Freitag, 7. Februar 2020

[Rez] "Der Gesang der Nachtigall" von Lucy Strange

(c) Bildrechte: Carlsen
"Der Gesang der Nachtigall"
von Lucy Strange
Originaltitel: The Secret of Nightingale Wood
Verlag: [TB] Carlsen, 2018 | [HC] Königskinder, 2017
Einzelband | 336 Seiten
ISBN: [TB] 978-3551317841 | [HC] 978-3551560414

~Klappentext~
Seit sie und ihre Familie nach Hope House gezogen sind, ist die zwölfjährige Henry auf sich allein gestellt. Mama ist krank, ihr Vater arbeitet außer Landes und Nanny Jane muss sich um Baby Piglet kümmern. Also beginnt Henry auf eigene Faust ihre neue Umgebung zu erkunden: das große Haus mit dem vergessenen Dachboden, das geheimnisvolle Licht jenseits des Gartens und die geisterhaften Schatten, die nur sie zu sehen scheint. Und nur sie scheint auch zu merken, in welcher Gefahr ihre Familie schwebt. Also muss Henry all ihren Mut zusammennehmen, um ganz allein ihre Familie zu retten.
~Meine Meinung~
Aufmerksam wurde ich auf den Roman eigentlich nur, weil er auch im Königskinder Verlag erschien... Entsprechend hatte ich keine allzu großen Erwartungen, fand den Klappentext aber ganz ansprechend. Erwartet hat mich dann aber ein richtig tolles Buch über den Umgang mit psychischen Erkrankungen Anfang des 20 Jh.! Und ganz anders als der Klappentext vermuten lässt, ist es überhaupt gar keine fantastische Geschichte.

Die Geschichte spielt 1919. Nachdem Henrys Bruder bei einem Unfall stirbt, gerät das Leben in der Familie aus den Fugen. Um Abstand zu gewinnen, ziehen sie nach Hope House, doch Henrys Mutter bleibt in Trauer und ein Arzt attestiert ihr schließlich eine psychische Störung. Im Folgenden wird sie mit Medikamenten ruhig gestellt, darf ihre Kinder nicht mehr sehen, bleibt aber vorerst in Hope House. Und dann wird Henrys Vater auch noch von der Arbeit aus nach Italien beordert...
Henry selbst versteht nicht, warum sie ihre Mutter nicht sehen darf und warum dieser unheimliche Arzt ständig ein und aus geht und ihren Vater dazu drängen will, die Behandlung der Mutter noch zu verschärfen...

Erzählt wird aus Henrys Sicht, die mit ihren jungen Jahren natürlich nicht wirklich versteht, was vor sich geht, aber intuitiv weiß, dass es nicht in Ordnung ist, wie ihre Mutter von allem abgeschottet und im Delirium der Medikamente in ihren Zimmer eingeschlossen bleibt. Henry möchte ihr helfen, weiß aber auch nicht genau, wie. Man merkt sofort, wie wichtig Henry ihre Familie ist; um ihre kleine Schwester kümmert sie sich beispielsweise rührend. Auch setzt Henry alles daran, um eine Lösung für ihre Mutter zu finden. Mir war Henry von Beginn an sympathisch. Sie bringt eine kindliche Schläue mit, die einfach herzerwärmend ist. Zudem beweist sie im "Kampf" gegen den scheinbar übermächtigen Arzt wirklich viel Mut und versucht mit allen Mitteln, ihre Mutter zurück ins Familienleben zu holen.

Die Handlung weiß dabei durchgehend zu fesseln und ich fand nicht, dass Längen auftraten. Was sich anfangs noch eher langsam aufbaut, zieht sich zunehmend zusammen, verbunden mit dem Zustand der Mutter und aufkommenden Geheimnissen rund um Hope House und das "Licht im Wald". Henry wächst richtig über sich hinaus. Erschreckend fand ich, wie die Ärzte ihre Methoden anpreisen und an der Mutter anwenden, bis sie letztlich sogar zu besonders drastischen Methoden greifen wollen... Da sieht man sehr gut, wie sich die Behandlung psychischer Störungen seit damals verändert hat.
Schön hätte ich Ergänzung dazu ein Nachwort mit Erklärungen oder der historischen Entwicklung der Behandlungsmethoden gefunden, gerade, weil sich das Buch an junge Leser wendet, die vielleicht eher Angst bekommen, wenn sie dann von solchen Erkrankungen in ihrem realen Umfeld hören.

Insgesamt war ich sehr positiv überrascht und absolut begeistert. Der Roman besitzt aber auch eine traurige, bedrückende Grundstimmung, die sicherlich nicht jedermenschs Geschmack trifft.

2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Alica,

    eine tolle Rezension eines Buches, das durchaus interessant und berührend klingt. Vom Klappentext her hätte ich ein einfaches Kinderbuch statt einer doch tiefgründigeren Geschichte erwartet, abe du hast Recht, vielleicht hätten Erklärungen am Ende das Verständnis verbessert.

    Liebe Grüße ♥

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    1. Genau, der Klappentext lässt irgendwie komplett etwas anderes vermuten. :D

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