Samstag, 29. Mai 2021

[Rez] "Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte" von T. J. Klune

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(c) Bildrechte: Heyne
"Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte"
von T. J. Klune
Originaltitel: The House in the Cerulean Sea
Verlag: Heyne, 2021
Einzelband | 480 Seiten
[TB] ISBN: 978-3453321366 

~Klappentext~
Linus Baker ist ein vorbildlicher Beamter. Seit Jahrzehnten arbeitet er in der Sonderabteilung des Jugendamtes, die für das Wohlergehen magisch begabter Kinder und Jugendlicher zuständig ist. Nie war er auch nur einen Tag krank, und das Regelwerk der Behörde ist seine Gute-Nacht-Lektüre. Linus' eintöniges Dasein ändert sich schlagartig, als er auf eine geheime Mission geschickt wird. Er soll das Waisenhaus eines gewissen Mr. Parnassus', das sich auf einer abgelegenen Insel befindet, genauer unter die Lupe nehmen. Kaum dort angekommen, stellt Linus fest, dass Mr. Parnassus' Schützlinge eher etwas speziell sind – einer von ihnen ist möglicherweise sogar der Sohn des Teufels! In diesem Heim kommt Linus mit seinem Regelwerk und seiner Vorliebe für Vorschriften nicht weit, das merkt er schnell. Eher widerwillig lässt er sich auf dieses magische Abenteuer ein, das ihn auf der Insel erwartet, und erfährt dabei die größte Überraschung seines Lebens...
~Meine Meinung~
Das Buch wird ziemlich gehyped und endlich kann ich einmal sagen, dass ich mich einem Hype anschließen kann. Dieses Buch ist besonders, was schon bei dem untypischen Protagonisten anfängt. Linus Baker ist über 40, leicht übergewichtig und liebt seinen Job als Sachbearbeiter so sehr, dass er sogar das 900 Seiten starke Regelwerk fast auswendig kann. Er lebt alleine zusammen mit seiner griesgrämigen Katze Calliope und ist mit seinem schlichten Leben und den klaren Grenzen dessen zufrieden.
Doch als ein Spezialauftrag ihn weit weg von daheim ans Meer und auf eine kleine Insel bringt, auf der ein abgelegenes, sehr ungewöhnliches Waisenhaus steht, muss er lernen, dass nicht alles im Leben klaren Regeln folgt und dass man nicht immer nur distanziert bleiben kann.

Die Entwicklung von Linus ist ein wichtiger Aspekt des Romans und ich fand es so herzerwärmend, wie er sich langsam von seinem starren Selbstbild verabschiedet und offener wird. Denn in ihm steckt so viel mehr, als ein einfacher Sachbearbeiter.
Auch die anderen Charaktere wachsen einem schnell ans Herz. Die sechs Kinder des Waisenhauses sind so liebevoll ausgearbeitet, dass man sie einfach mögen muss. Mr. Parnassus bleibt hingegen länger etwas undurchsichtig, was aber zur Handlung gehört, dennoch findet man auch ihn und seine Arbeit mit den Kindern schnell sympathisch und bewunderswert.

Ein weiteres wichtiges Handlungselement ist die Angst vor dem Unbekannten, was in dieser Romanwelt durch die magisch Begabten eingebaut wird. Die Menschen fürchten sich vor deren Kräften, sodass sich eine Zweiklassengesellschaft entwickelt hat, in der die magisch Begabten streng kontrolliert werden. Linus bekommt das aber erst dann so richtig mit, als er merkt, wie viel Feindseligkeit den Kindern durch die Bewohner im Dorf nahe der Insel entgegen gebracht wird. Dabei sind es doch nur Kinder... Diese Problematik führt zu vielen Szenen und Dialogen, die so viel Wahrheit enthalten. Es geht um unbegründete Ängste vor dem "Fremden", mehr Akzeptanz und Toleranz. Und das alles verpackt in diese wunderschöne Geschichte. Auch wenn manche Dialoge schon sehr gewollt metaphorisch und/oder pathetisch geraten sind, berührt es das Herz. Ich hatte zum Ende hin mehrmals Tränen in den Augen, weil es wirklich einfach nur schön zu lesen war.

Kleines Manko ist, dass die Handlung zu Beginn etwas zögerlich verläuft und man Linus' tristen Alltag erstmal näher kennenlernen muss. Auch darf man hier keine spannende Action erwarten, das Buch ist ruhig und lebt von den Gefühlen, die es transportiert. Aber wer sich darauf einlassen kann, wird hoffentlich nicht enttäuscht werden. Über die Fantasy-Welt hätte ich auch gerne noch mehr erfahren, da sie doch eher Mittel zum Zweck bleibt, aber darüber kann ich hinwegsehen. Für mich ein absolutes Wohlfühlbuch, das einen besonderen Platz in meinem Herzen erobert hat und zeigt, dass es keine jungen, normschönen Charaktere für ein großartiges Buch braucht. ;-)
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8 Kommentare:

  1. Huhu!

    Ach wie schön dass es dir auch so gut gefallen hat! Ja , den Einstieg fand ich auch etwas ... zögerlich, aber irgendwie war es auch wichtig, um Linus und seine Aufgabe zu verstehen und warum er so ist wie er ist. Ich war jedenfalls sehr begeistert <3

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Ich werde das Buch auch sicherlich nicht nur einmal lesen, weil es wirklich toll ist und einen besonderen Platz im Regal bekommt. :3

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  2. Meine Liebe

    Es freut mich sehr, dass dir das Buch so gut gefallen hat. Ich wäre total glücklich, wenn es eine Fortsetzung geben würde, die vielleicht noch mehr auf die einzelnen Figuren eingeht, das wäre doch toll, oder?

    Der langsame Einstieg hat mir super gefallen. Ich fand den auch nicht unbedingt langsam, sondern eher ruhig. Aber du hast total recht, man muss sich darauf einlassen.

    Wirklich ein bunter Schatz in meinem Regal :-)

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Oh ja, eine Fortsetzung fände ich auch schön. Es wäre toll zu erfahren, was aus den Kinder noch wird! :D

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  3. Hallo Alica,
    ich bin gerade auf deinen Blog gestoßen und bleibe sehr gerne als Leserin da :). "Mr Parnassus` Heim für magisch Begabte" höre ich gerade als Hörbuch und mag es bisher auch sehr gerne, wobei ich dir zustimmen muss mit dem langsamen Einstieg. Ich bin gespannt, ob ich am Ende auch so begeistert sein werde wie du.
    Liebe Grüße, Steffi

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    1. Willkommen! :) Ich drücke die Daumen, dass dir das Buch auch so gut gefällt! :)

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  4. Hallo Alica,
    danke für deine tolle Rezension. Ich muss sagen, dass ich um dieses Buch immer einen Bogen gemacht habe, weil es sich anhört wie ein Abklatsch von "Die Insel der besonderen Kinder", nur dass der Protagonist 20 Jahre älter und noch spießiger als Jacob ist. Deine Bewertung lässt mich noch einmal nachdenklich werden. Hast du die Reihe von Ransom Riggs schon gelesen?

    Liebe Grüße
    Lara

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    1. Ich habe nur den ersten Band "Die Insel der besonderen Kinder gelesen", aber es konnte mich nicht so richtig packen. Daher habe ich bisher auch nicht weitergelesen. "Mr. Parnassus" ist schon ein bisschen ähnlich, aber während ich Ransom Riggs Reihe sehr fantastisch fand, wirkt Parnassus eher... real, trotz der "besonderen Kinder". :) Vllt gibst du den Roman einfach mal eine Chance, er wird sicher nicht für jede:n das richtige sein, da er doch ab und an etwas pathetisch wirkt. ;)

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