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"Das Lied der Kämpferin"
von Lidia Yuknavitch
Originaltitel: The Book of Joan
Verlag: btb, 2021
Einzelband | 345 Seiten
[TB] ISBN: 978-3-442-71739-2
~Klappentext~
Eine Gruppe von Rebellen hat sich zusammengetan, um die von mörderischen Kriegen und gewaltigen Naturkatastrophen zerstörte Erde zu retten. Die junge Kriegerin Joan ist ihre Anführerin, ihr Feind der Tyrann Jean de Men. Und die Zukunft der Menschheit wird neu geschrieben...
~Meine Meinung~
"Das Lied der Kämpferin" ist in drei "Bücher" eingeteilt. Im ersten Buch lernt man Christine kennen, die auf einer Art Raumstation - CIEL genannt - über der Erde lebt. Ein kleiner Teil der Menschheit ist dorthin geflohen, ihrem Anführer Jean de Men gefolgt. Die Menschen haben sich dort in den letzten Jahrzehnten zu geschlechtslosen, haarlosen, weißen Wesen entwickelt oder wurden dazu gemacht, das wurde mir nicht ganz klar. Um sich von anderen Menschen dort abzugrenzen, fügen sie sich sogenannte Hautveredelungen zu, was quasi Hautlappen und Verbrennungen sind, die je nach Komplexität den Status der Person darstellen. Christine sinniert hier vor allem über ihr vergangenes Leben auf der Erde und erinnert sich an Joan zurück, die damals die Welt zerstört hat.
Im zweiten Buch wechselt die Szene zu Joan, die gemeinsam mit ihrer Gefährtin Leone auf der Erde wandelt und die Versorgungsleitungen von CIEL zerstört. Man bekommt hier vor allem einen Einblick der Erde, wie sie nach der Zerstörung ist: ein Sandplanet, ohne Sonne, fast leblos. Nur in Höhlen besteht noch Wasser und Lebewesen. Auch erfährt man hier mehr über Joans Sonderstatus, da sie eine Art "magische Verbindung zur Erde" besitzt, die sich in einer Art Musik äußert (daher der Titel).
Im dritten Buch werden dann beide Stränge zusammengeführt.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, was ich über "Das Lied der Kämpferin" denken soll. Es ist derb, man muss sich auf eine grobe Wortwahl einstellen, und gewalttätig bis eklig. Manche Szenen haben mich sehr verstört, aber zeitgleich übt das Buch eine merkwürdige Faszination aus, sodass ich es fast in einem Rutsch gelesen habe. Der Schreibstil ist nachdenklich, teilweise fast poetisch und dann wieder so hart und schonungslos. Die Handlung dreht sich um die Frage, was das Menschsein ausmacht. Vor allem auf CIEL dreht es sich stark um den sexuellen Aspekt, da die Menschen dort sich nicht länger fortpflanzen können, sich aber nach der früheren körperlichen Nähe sehnen. Aber auch Liebe wird immer wieder zum Thema gemacht, egal in welcher Form. Zeitgleich wird das Bild der zerstörten Erde, der Machtgier und dem Egoismus der Menschen aufrecht erhalten und auch die Frage aufgeworfen, was das Leben wert ist. Der Ansatz des Romans ist daher sehr philosophischer Natur, ohne wirkliche Antworten zu liefern.
Es wird deutlich, dass Lidia Yuknavitch hier eine Vielzahl von Botschaften unterbringen wollte, die in der Umsetzung aber etwas zu verworren, zu gewollt und zu inkonsistent wirken. Mir waren auch das ständige sexuelle Begehren in einer eigentlich geschlechtslosen Welt zu viel des Guten. Obwohl Mann und Frau optisch nicht mehr unterscheidbar sind, werden ständig Assoziationen mit dem Geschlecht gesucht. Dazu der fantastische Aspekt von Joans Macht, der nicht wirklich erklärt wird und mir nicht greifbar wurde. Ich würde den Roman daher als Genremix aus Dystopie, Sci-Fi und Fantasy einordnen.
Alles in allem bleibe ich am Ende eher ratlos zurück. Wie gesagt ist der Roman auf jeden Fall besonders und hebt sich vom sonstigen "Einheitsbrei" ab, aber ob ich es nun mochte, kann ich nicht wirklich sagen. "Verstörend schön", wie hinten auf dem Buch angeworben, trifft es da am ehesten.
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über das Bloggerportal. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst!
Ich habe das Buch ebenfalls gelesen und wurde leider ebenfalls etwas ratlos zurückgelassen. Was genau wollte die Autorin eigentlich aussagen? Da bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, auch wenn ich stetig versucht habe, die Bilder, die sie mir gezeigt hat, zu deuten.
AntwortenLöschenTrotzdem habe ich es gerne gelesen, weil es dann doch schwierig ist, das Buch zur Seite zu legen. :)
Da stimme ich dir zu. Ich hatte auch die ganze Zeit das Gefühl, den tieferen Sinn nicht ganz greifen zu können. :D
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