Donnerstag, 7. Januar 2021

[Rez] "Nocturna. Das Spiel des Fuchses" von Maya Motayne

Den folgenden Beitrag kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung [da Rezensionsexemplar].
(c) Bildrechte: blanvalet
"Nocturna. Das Spiel des Fuchses"
von Maya Motayne
Originaltitel: Nocturna
Verlag: blanvalet, 2020
Band 1 von 3 | 506 Seiten
[TB] ISBN: 978-3734161889

~Kappentext~
Es ist Jahre her, dass Finn zuletzt ihr eigenes Gesicht erblickt hat. Denn die Gesichtsdiebin verfügt über Magie, die es ihr erlaubt, ihre Erscheinung beliebig zu verändern. Doch nicht nur sie weiß, wie nützlich dieses Talent ist: Ein finsterer Unterweltboss hat Finn in seiner Gewalt. Sollte die Gesichtsdiebin daran scheitern, einen Auftrag für ihn auszuführen, wird sie ihrer Kräfte für immer beraubt werden. Der gutmütige Prinz Alfehr, Thronfolger wider Willen, wendet ebenfalls zwielichtige Magie an: Er will seinen verschwundenen älteren Bruder, den Kronprinzen, finden, obwohl alle glauben, er sei tot. Als sich Finn und Alfehr gegenüberstehen, ist es, als würden Kräfte so unterschiedlich wie Tag und Nacht aufeinanderprallen. Und diese Wucht setzt eine ungeahnt böse Magie frei...
~Meine Meinung~
Auf das Buch aufmerksam wurde ich durch den Titel und den Klappentext, die ein ausgeklügeltes Spiel, mit Verrat oder Hinterlist vermuten ließen. Allerdings muss ich im Nachhinein sagen, dass beides irreführend ist. Denn das genannte "Spiel des Fuchses" kommt in der Form, die ich vermutet habe, überhaupt nicht vor und das Spiel, das vorkommt, ist ein winziger Teil des ganzen Romans und spielt keine übermäßig große Rolle. Es kommt mir vor als würden in letzter Zeit häufiger Klappentexte ausgewählt werden, die den Inhalt falsch oder mit dem falschen Fokus wiedergeben. Oder kommt das nur mir so vor? Finde ich jedenfalls schade, wenn falsche Erwartungen geweckt werden.

"Nocturna" spielt in einer fiktiven Welt, die jedoch scheinbar an Südamerika und England angelehnt ist. Prinz Alfehr - Alfie genannt - und Finn, die Diebin, leben in dem Land Castellan. Ich fand es schön, dass mal Latinx als Hauptcharaktere vorkommen und der Fokus auf einer lateinamerikanisch angehauchten Welt liegt. Das liest man definitiv selten. Aber die Umsetzung hat leider viel Potenzial verschenkt. Die Welt wirkt austauschbar. Die einzigen Hinweise auf die lateinamerikanische Inspiration sind die spanischen Wörter (btw wird die Magie durch spanische Befehlsformen ausgeführt, finde ich etwas irritierend, wo deren ganze Welt doch Spanisch sein soll) und die Gerichte/Getränke. Alles andere hätte genau so auch in jeder anderen beliebigen Welt angesiedelt sein können. Auch blieb das Worldbuilding oberflächlich. Castellan wurde in der Vergangenheit von Englass unterdrückt und seiner Kultur und Magie beraubt. Doch zum Zeitpunkt, in dem das Buch spielt, ist alles schon ein paar Generationen her und daher nicht wirklich relevant. Daraus hätte man so viel mehr machen können!
Auch das Magie-System fand ich leider zu willkürlich und schlecht erklärt. Es gibt "Schreibtischmagie", die jeder lernen kann, Elementarmagie, die nur manche beherrschen und dann auch nur in einem Element, und es gibt Propio, eine Art "Spezialmagie", die nur wenige Menschen besitzen und die immer individuell ist. Doch wieso das so ist oder wieso es "Schreibtischmagie" für quasi jede Anwendungsmöglichkeit gibt und sich das teilweise mit den anderen Magien zu überschneiden scheint, bleibt unklar. Mir kam jedenfalls jede Person der Handlung viel zu mächtig.

Über die oberflächlich ausgearbeiteten Hintergründe des Settings hätte ich jedoch noch hinwegsehen können, wenn denn die Handlung überzeugt hätte. Aber auch hier war kein richtiger roter Faden erkennbar. Die Handlung sprang hin und her und manche Andeutungen und Handlungsfäden wurden dann irrelevant. Dadurch kam keine richtige Spannung auf. Es war zwar insgesamt unterhaltsam, denn Alfehr, Finn und Luka (Alfehrs Cousin) sind witzige Charaktere, denen man grundsätzlich gerne folgt und die mir alle drei sympathisch waren, aber darüber hinaus wollte bei mir der Funken nicht überspringen. Ich empfand die Handlung leider als zu zäh und unstrukturiert. Und obwohl Alfehr und Co. so planlos und teilweise naiv vorgehen, gelingt ihnen einfach alles durch pures Glück am Ende doch. Daran konnte auch die einzelnen actionlastigen Kämpfe nichts mehr verbessern, die immerhin kurzweilig zu lesen waren und mit ein paar interessanten Ideen aufwarten konnten.

Insgesamt hatte ich höhere Erwartungen an den Roman, die nicht erfüllt wurden. Dabei ist "Nocturna" keinesfalls eine schlechte Geschichte. Maya Motayne schreibt für einen Debütroman sehr flüssig und kurzweilig, das Setting und die Handlung hatten viel Potenzial, aber es wird einfach nicht ausgeschöpft, kratzt zu sehr an der Oberfläche der Möglichkeiten. Daher alles in allem nur ein durchschnittlicher Fantasy-Roman, den ich für Zwischendurch aber durchaus empfehlen kann. Auch wirkt das Ende sehr abgeschlossen, sodass man nicht unbedingt auch den zweiten Band lesen muss.
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über das Bloggerportal. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst!

10 Kommentare:

  1. Hallo liebe Alica,

    was die Sache mit dem Klappentext und den Erwartungen ans Buch angeht: Interessanterweise habe ich diese Erfahrung in der letzten Zeit auch schon gelegentlich machen müssen. Dass der Klappentext Erwartungen schürt, die nicht mit dem übereinstimmen, was man erhält, finde ich prinzipiell vielleicht etwas unglücklich aber nicht unbedingt schlimm, wenn die Geschichte denn auf andere Art dennoch zu überzeugen weiß.

    Zu Nocturna: Das Buch hatte ich aufgrund des Klappentextes auch schon genauer im Blick. Trotz interessanter Elemente ist der letzte Funke dann aber doch noch nicht übergesprungen. Schade finde ich, dass es dann auch einige Kritikpunkte für dich gab und die Geschichte letztlich nicht so zu fesseln wusste, wie erhofft. Ich drücke die Daumen, dass das nächstes Buch wieder voll zu überzeugen weiß.

    Ich wünsche dir einen ganz wundervollen Start ins Wochenende.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Ja, wenn die Handlung vom Klappentext abweicht, aber trotzdem überzeugen kann, finde ich das okay. Kam bei mir auch schon ein paar Mal vor. Aber die Frage ist ja trotzdem, wieso der Klappentext überhaupt nicht ganz stimmig ist. :/

      Ich würde auch behaupten, dass du nichts verpasst, wenn du "Nocturna" nicht liest. Was natürlich wirklich schade ist. :(

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  2. Hallo Alica,

    tatsächlich erging es mir kürzlich mit einem Klappentext sehr ähnlich. Sagt dir "Blackwood - Briefe an mich" etwas? Im Klappentext liegt der Fokus auf Briefen aus der Zukunft, dabei haben die höchstens eine Nebenrolle in der Geschichte bekommen. Da ich insbesondere Vorfreude auf die Handlungsidee hatte, war das ein wenig ungünstig. =')

    Nocturna darf demnächst bei mir einziehen und ich bin schon sehr neugierig auf den Aspekt mit den unterschiedlichen Gesichtern. Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie / ob das eingewoben wird in den Handlungsverlauf. Allerdings fallen mir Logiklücken auch immer stark (negativ) auf. Zudem bin ich ein Fan von ausgeklügelten Weltenentwürfen. Mal sehen, ob mich das Buch da mehr von sich überzeugen kann. ;-) Schade, dass es deine Erwartungen nicht ganz getroffen hat und eher durchschnittlich war.

    Ganz liebe Grüße
    Leni

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    1. "Blackwood" sagt mir nur vom Titel her was, aber der Untertitel "Briefe an mich" lässt ja auch schon einen Schwerpunkt auf die Briefe vermuten. Umso schader, wenn die dann doch nicht so wichtig sind... Da fragt man sich manchmal schon, wer den Klappentext geschrieben hat. :D

      Dann bin ich schon sehr gespannt, wie dir "Nocturna" gefallen wird! :D

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    2. Das dachte ich mir dann auch! xD Es ist natürlich auch Schade für den Autor. Würde man den Klappentext passender zum Inhalt schreiben, würde es vielleicht noch weitere Leser ansprechen, die GENAU DAS lesen wollen.

      Nocturna hat in meinen Augen ein paar positive und ein paar negative Aspekte. Mir gefällt die Magie (z. B. die lebendigen Tier-Holzfiguren), der Schreibstil und auch die facettenreichen Charaktere. Allerdings ist es deutlich brutaler als erwartet, der Verlauf sprunghaft und etwas langatmig. Irgendwann ging es ja auch gar nicht mehr um die Handlung vom Anfang. xD Wirst du die Fortsetzung lesen?

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    3. Ich bin mir der Fortsetzung noch unsicher. Ich denke, wenn meine Bib sie hat, leihe ich sie mir, aber kaufen würde ich mir den 2. Band wohl nicht. :) In deine Rezension schaue ich auch noch rein!

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  3. Hi Alica!

    Deine Rezension hab ich irgendwie verpasst gehabt ... aber wir sehen ja vieles ähnlich bei dem Buch.
    Der Titel, ja, da hab ich mich auch gewundert. Der "Untertitel" hätte auch gar nicht sein müssen, keine Ahnung warum sie das gemacht haben.
    Klappentexte lese ich eigentlich gar nicht mehr - ich hab auch das Gefühl, dass sie oft in die Irre führen oder zu viel verraten. Hier hat mich einfach das Cover angezogen :D Eine Info dazu hab ich schon überflogen, wusste davon aber nichts mehr außer dass mit den wechselnden Gesichtern, als ich mit dem Buch angefangen hab. Ich mag da lieber unvorbereitet dran gehen, weil ich sonst andere Erwartungen hab.

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Ich glaube es gibt mehrere Bücher mit dem Titel "Nocturna", vllt mussten sie daher einen Untertitel wählen, der sich von den anderen Büchern mit dem Titel deutlich abhebt? Hätte man aber sicherlich auch einen besser zum Inhalt passenden finden können.

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  4. Hallo liebe Alica,

    wie bitte kannst du einen Charakter ernst nehmen, der Alfie genannt wird? ^^

    Ich sehe dieses Buch gerade zum ersten Mal und beim Lesen des Klappentextes dachte ich noch, dass das eigentlich ziemlich gut klingt, gerade der Punkt mit der Gesichtsmagie und so. Schade nur, dass das Buch trotzdem einige Schwächen hatte. Konstruierte Handlung und fehlende Erklärungen klingen auch wie potenziell etwas, was mich auch stören würde. :/

    Oh, und ich hasse es, wenn der Klappentext ein falsches Bild vermittelt. xD Wobei ich mittlerweile generell vor allem auf Basis von Meinungen respektive Rezensionen anderer Bücher kaufe und den Klappentext oft längst vergessen habe, trotzdem nervt es mich, wenn man beim Klappentext das Gefühl hat, der:die Urheber:in hätte sich nicht mal ansatzweise mit der tatsächlichen Geschichte beschäftigt ...

    Alles Liebe! ♥

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    1. Jaaaa, das war nicht so ganz einfach. Vor allem weil er wohl schon um die 20 Jahre alt war. XD Ich hatte immer einen kleinen Jungen im Kopf oder alternativ dieses Alf-Vieh aus dieser alten TV-Serie... XD

      Ich lese Klappentexte bevor ich ein Buch wirklich auf die WuLi setze. Manchmal vergesse ich sie dann wieder. Hier hab ich nochmal nachgelesen, als ich im Buch schon weiter war, weil ich eine ganz andere Erwartungshaltung an den Inhalt hatte. >.> Aber die Rezensionen auf Goodreads sind auch überwiegend nicht so rosig, das hätte dich dann vermutlich auch eher abgehalten. :P Es wird v.a. oft mit "A Darker Shade of Magic" von V.E.Schwab verglichen, das ich aber nicht gelesen habe.

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