Montag, 15. Februar 2021

[Rez] "Unser Platz in dieser Welt" von Luisa Strunk

(c) Luisa Strunk
"Unser Platz in dieser Welt"
von Luisa Strunk
Selfpublishing, 2018
Einzelband | 438 Seiten
[TB] ISBN: 978-3752836073

~Klappentext~
Was, wenn es ein Mädchen ist, das dein Herz höherschlagen lässt?
Freunde finden. Irgendwo dazugehören. Sich verlieben. Ganz normale Wünsche für ein 16-jähriges Mädchen. Aber nicht für Marie, die seit Jahren unter den Angriffen ihrer Mitschüler leidet und die Hoffnung, sich weniger einsam zu fühlen, längst aufgegeben hat. Stattdessen findet sie Zuflucht in ihren Büchern.
Als sie eines Abends jedoch ausgerechnet Gwen, das Mädchen mit den blonden Locken und den traurigen Augen, trifft, will sie sich nicht länger verstecken. Es dauert nicht lange, bis sich zwischen den beiden eine innige Freundschaft entwickelt.
Zum ersten Mal in ihrem Leben ist Marie glücklich. Alles scheint perfekt. Wäre da nicht ihr Herz, das jedes Mal verrücktspielt, wenn sie in Gwens Nähe ist. Überfordert von ihren Gefühlen, droht die Freundschaft zu zerbrechen.
Eine Geschichte über die erste große Liebe und die Suche nach sich selbst.
~Meine Meinung~
"Unser Platz in dieser Welt" wird aus der Sicht von Marie erzählt. Sie ist die klassische Außenseiterin und wird von ihren Mitschülerinnen gemobbt. Sie hat keine Freunde und verkriecht sich in Buchwelten. Dass sie jemals glücklich sein könnte, erscheint ihr unmöglich.
Dann freundet sie sich zufällig mit Gwen an, die eigentlich zu der Clique ihrer Mobberinnen gehört. Doch Gwen scheint ganz anders zu sein, als sie sich in der Schule gibt... Eine innige Freundschaft entwickelt sich.
 
Die Handlung dreht sich um die wachsende Freundschaft der beiden so unterschiedlichen Mädchen. Die Charaktere sind dabei leider, auch die Nebenfiguren, recht klischeehaft. 
Dennoch konnte ich Marie gut verstehen und v.a. auch ihren Wunsch, endlich dazuzugehören. Daher fand ich es auch nachvollziehbar, dass sie sich immer stärker an Gwen hängt. Die Gefühle, die sie dabei langsam entwickelt, gehen aber über normale Freundschaft hinaus. Als Leser:in wird das schnell klar, aber Marie, die keine "normale" Freundschaft kennt, kann die Gefühle nicht zuordnen. Ich mochte Marie gerne und habe mit ihr sehr gut mitfühlen können. Allerdings ist ihre Überzeugung, dass sie als Mädchen nicht in andere Mädchen verliebt sein KANN doch ungewöhnlich. Immerhin liest sie extrem viel und lebt wohl kaum hinterm Mond...
 
Gwen hingegen war mir lange Zeit - eigentlich bis zum Ende - suspekt. Auf der einen Seite betont sie immer wieder, wie wichtig Marie ihr ist, auf der anderen will sie in der Schule aber nichts mit ihr zu tun haben, weil sie dann auch Stress mit ihrer Clique bekäme. Zudem macht Gwen regelmäßig ein Drama daraus, was für ein schlechter Mensch sie sei, nur damit Marie ihr bestätigt, dass sie ein toller Mensch ist. Um dann bei der nächsten Gelegenheit wieder abweisend zu ihr zu sein. Ich fand Gwen leider sehr falsch und manipulativ und konnte nicht verstehen, warum sie so handelt. Daher hatte ich nach ca. 2/3 des Romans auch stark das Gefühl, dass sich die Handlung zu einer romantisierten toxischen Beziehung entwickelt, bei der Gwen Marie stets nur ausnutzt. Das wurde am Ende zwar noch kurz thematisiert, aber nicht geklärt. Ich konnte Gwens Charakter bis zum Ende nicht nachvollziehen und war daher leider vom Ende auch nicht überzeugt.

Der bei dem Roman so gelobte queere Aspekt taucht leider auch erst sehr spät auf, da Marie ihre Gefühle nicht versteht. Und der Roman daher fast vollständig eine "normale" Geschichte über Freundschaft ist. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden, aber es zog sich etwas zu sehr. Und dass Marie Gwen bei jedem Sichtkontakt als wunderschön und engelsgleich beschreibt, wurde auch irgendwann nervig. Vor dem Hintergrund, wie Gwen sich verhält (in einer Hetero-Handlung wäre sie wohl der umwerfend gutaussehende Bad Boy), wirkt es leider als würde Marie sie vor allem wegen ihrem Aussehen mögen...

Zum Abschluss möchte ich den angenehmen Schreibstil und das tolle Design loben! Für ein Debüt im Selfpublishing auf jeden Fall herausragend.
Nur leider konnte mich der Inhalt nicht so sehr überzeugen wie erhofft...



2 Kommentare:

  1. Hallo Alica,

    oh wow, das klingt wie etwas, was ein super interessanter Konflikt hätte sein können (sich in ein Mädchen zu verlieben, das zu den Mobberinnen gehört), aber ziemlich toxisch geworden ist? Schade eigentlich, aus der Idee hätte man vielleicht mehr machen können. :/
    Und ich finds auch immer schade, wenn Liebesgeschichten nur über Äußerlichkeiten laufen und die romantische Ebene vernachlässigen ...

    Alles Liebe! ♥♥♥

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    1. Ja, man hätte aus dem Konflikt noch so viel mehr machen können! :/ Ich fand es v.a. schade, dass der toxische Aspekt am Ende so schnell abgehakt war...

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