Mittwoch, 28. April 2021

[Rez] "Das Geschenk eines Regentages" von Makoto Shinkai und Naruki Nagakawa

Den folgenden Beitrag kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung [da Rezensionsexemplar].
(c) Bildrechte: S. Fischer
"Das Geschenk eines Regentages"
von Makoto Shinkai & Naruki Nagakawa
Originaltitel: Kanojo to kanojo no neko (dt. "Sie und ihre Katze")
Verlag: S. Fischer, 2021
Einzelband | 256 Seiten
[HC] ISBN: 978-3103970678
 
~Klappentext~
An einem verregneten Frühlingstag findet Miyu einen kleinen Kater am Straßenrand. Ohne zu zögern nimmt sie das ausgesetzte Tier bei sich auf und tauft es Chobi. Die introvertierte, junge Frau lebt allein, der Umgang mit anderen Menschen fällt ihr schwer. Doch plötzlich ist da diese Katze, die ihre Einsamkeit lindert. Auch für Chobi ist die Begegnung die Chance auf ein neues Leben. Schon bald streunt er durch die neue Nachbarschaft und das Leben seiner zwei- und vierbeinigen Bewohnerinnen. Während sich die Menschen mit den Herausforderungen des modernen Lebens konfrontiert sehen – mit sozialer Isolation, den Grenzen der Kommunikation und der Fragilität von Liebe und Freundschaft –, wissen ihre tierischen Weggefährten, dass sich das Glück nicht festhalten lässt.
~Meine Meinung~
Auf den Roman wurde ich aufmerksam, da die Manga-Adaption letztes Jahr bei "Egmont Manga und Anime" erschienen ist. Der Roman umfasst aber mehrere kurze Geschichten, die locker zusammenhängen. Erzählt wird dabei immer abwechselnd aus der Sicht der Menschen und der der Katzen, die dadurch vermenschlicht werden. Leider gibt es keine klaren Abgrenzungen zwischen den Sichtweisen, sodass ich in den ersten Sätzen eines Perspektivwechsels immer mal wieder irritiert war. Das stört etwas den Lesefluss. Dafür ist der Schreibstil sehr angenehm und stellenweise poetisch, die Gedankengänge v.a. der Katzen haben immer wieder mal philosophische Ansätze, was ich insgesamt schön zu lesen fand und was dem Roman etwas verträumtes gibt. Der Eindruck verstärkt sich noch dadurch, dass die vier Geschichten wie Momentaufnahmen wirken, die aus dem Leben der Charaktere entnommen und beschrieben werden. Es gibt keinen klaren Anfang und ein eher offenes Ende. Das muss man von Stil her mögen, sonst hat man wenig Freude an dem Roman.

In der ersten Geschichte geht es um Miyu und den Kater Chobi, den Miyu an einem verregneten Tag am Straßenrand findet und mit nimmt. Thema ist hier Depression und die Suche nach einem Sinn im Leben. Miyu ist eine stille, zurückhaltende Person, die immer nur "mitläuft", aber nicht aktiv wird. In Chobi findet sie einen Freund, der sie erstmals wirklich braucht.

Die zweite Geschichte handelt von Reina und der Katze Mimi. Mimi taucht dabei schon in der ersten Geschichte als Freundin von Chobi auf, die sich bei Streifzügen durch die Stadt kennenlernen. Reina ist Künstlerin und wird von Miyu überredet, sich an einer Kunstschule zu bewerben, um zu studieren. Neben ihrer Kunst geht es aber auch um sexuellen Missbrauch Minderjähriger...

In der dritten Geschichte lernt man die alte Dame Shino besser kennen, die schon vorher ab und zu erwähnt wird. Sie lebt nach dem Tod ihres Mannes alleine und ist einsam, hat nur noch ihren Hund John, der in der Katzengesellschaft als Weiser gilt. Zudem lernt man hier den Kater Kuro und dann Shinos Enkel Ryuuta kennen, der an Burn Out leidet. Hier mochte ich vor allem die Einstellung von Shino zur Krankheit ihres Enkels sehr.

Als letzte Geschichte geht es zu einem Mädchen namens Aoi, die das Katzenjunge Cookie (ein Kind von Mimi) aufnimmt. Aoi hat nach einem Zwischenfall Panikattacken und kann das Haus nicht verlassen.

Alle vier Charaktere und ihre Katzen haben ihre Päckchen zu tragen, sodass ich auf jeden Fall eine Triggerwarnung für das Buch aussprechen muss. Die Themen decken dabei eine ganze Bandbreite von Mental Health ab und werden wie gesagt als Momentaufnahmen dargestellt. Nicht immer ist es nachvollziehbar, was in den Charakteren vorgeht, aber ich fand die Gefühle von Unsicherheit, Verlorenheit oder Einsamkeit gut transportiert. Die Katzen sind dabei überwiegend nur ein kleiner Aspekt im Heilungsprozess, was ich ebenfalls schön fand.

Leider fand ich aber das Ende des Romans und die Entwicklung der Charakter teilweise einfach zu simpel gelöst. Wer monate- oder jahrelang Depressionen oder Panikattacken hat, legt das nicht "mal eben so" ab. Hier merkt man leider, dass der Roman nur kurz ist und zu viele verschiedene Themen beinhaltet, sodass insgesamt die Tiefe verloren geht. Da wäre es mir fast lieber gewesen, das Ende wäre noch offener gehalten worden.
 
Dennoch ein schöner, poetischer Roman, dem ich besonders Katzenfans empfehlen würde. Man muss aber auch mit den philosophischen, nachdenklichen und manchmal fast schön übersinnlichen Szenen und der Vermenschlichung der Katzen klarkommen und sich bewusst sein, dass hier v.a. Mental Health eher oberflächlich behandelt wird.
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Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über NetGalley.de. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst!

2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Alica,
    ich habe mich so gefreut die Rezension zu diesem Buch bei dir zu lesen. Ich kannte ja den Manga und fand ihn großartig. Was ich nicht wusste ist, dass es neben dieser Geschichte noch weitere in dem Buch gibt.

    Das, was du über die jeweiligen Geschichten schreibst, spricht mich sehr an. Ich weiß allerdings nicht so recht, was ich von den offenen Enden halte. Das kann funktionieren, muss aber nicht.

    Vielen Dank für diese schöne Buchvorstellung <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    1. Bin sehr gespannt, ob das Buch bei dir einziehen darf und wie es dir dann gefällt. :) Ich glaube, wenn du den Manga mochtest, kann dir auch der Roman gefallen. :3

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