Mittwoch, 18. September 2019

[Rez] "Dunkelgrün fast schwarz" von Mareike Fallwickl

Den folgenden Beitrag kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung [da Rezensionsexemplar].
(c) Bildrechte: Penguin Verlag
"Dunkelgrün fast schwarz"
von Mareike Fallwickl
Verlag: [HC] Frankfurter Verlagsanstalt, 2018 | [TB] Penguin Verlag, 2019
Einzelband | 480 Seiten
ISBN: [HC] 978-3627002480 | [TB] 978-3328104841

~Klappentext~
Moritz und Raffael waren schon als Dreijährige beste Freunde. Doch dann taucht eines Tages eine Neue in der Schule auf: Johanna. Vom ersten Augenblick an sind beide von ihr fasziniert. Eigentlich ist klar, wer die Zuneigung des Mädchens gewinnen wird. Schon immer war Raffael der Selbstbewusste, der mit dem entwaffnenden Lächeln, und Moritz nur der Mitläufer. Doch Johanna spielt ihr eigenes Spiel – bis die Freundschaft der beiden Jungen zerbricht. Jetzt, 16 Jahre später, steht Raffael plötzlich vor Moritz‘ Tür. Und auf einmal scheint die Vergangenheit wieder da zu sein, die Erinnerung an ihre Jugend und an all das, was zwischen ihnen kaputtgegangen ist – und an Johanna, die immer noch zwischen ihnen steht.
~Meine Meinung~
"Dunkelgrün fast schwarz" behandelt die Freundschaft zwischen Moritz und Raffael und deren toxische Auswirkungen sowohl auf Moritz, als auch auf andere Personen im Umfeld der beiden.

Was genau mich erwartet, wusste ich vor dem Lesen nicht und war besonders von dem Schreibstil begeistert. Mareike Fallwickl schreib sehr bildhaft, weiß, wie man Charaktere mit gezielten Umschreibungen individuell und lebendig wirken lässt. Besonders mit ungewöhnlichen Vergleichen und Farbdarstellungen kann sie sehr gut umgehen, was man auch am Titel schon erahnen kann. Farben spielen in Moritz' Leben eine besondere Beudeutung, sodass auch der Leser durch die farbigen Beschreibungen besondere Einblicke in die Charaktere erhält. Der Schreibstil - manchmal fast schon poetisch und verträumt, dann wieder hart und unerwartet scharf - machte einen der größten Reize des Buches für mich aus und sorgte für eine spezielle Leseatmosphäre, in die ich gerne abgetaucht bin. Allerdings muss man sich auch die Zeit nehmen, das Geschrieben wirken zu lassen, denn unbedingt einfach und schnell zu lesen, ist es nicht.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven und Zeiten im Leben der beiden Jungen. Erzählstimmen sind dabei Moritz, seine Mutter Marie und Johanna, eine Klassenkameradin von Moritz und Raffael. Die Zeitebenen springen abwechselnd zwischen dem Kennenlernen von Moritz' Eltern über die Kindheit und Schulzeit der beiden Jungen bis hin zu Moritz' Leben als Erwachsener 16 Jahre später. Die Handlung baut sich dadurch langsam auf, setzt sich erst nach und nach zusammen und auch die Charaktere verfestigen sich mit jedem weiteren Kapitel, geben neue Einblicke in ihr Leben preis. Ich mochte sehr, dass sich das Bild von Handlung und Charakteren wie ein Puzzle zusammensetzte und die verschiedenen Sichtweisen die Charaktere so unterschiedlich beleuchteten. Jeder hatte seine kleinen oder großen Geheimnisse, jeder hatte eine andere Meinung, anderes Wissen über die anderen Charaktere. Kennt man eine Person jemals wirklich? Das war eine Frage, die sich durch das ganze Werk zog.

Die Handlung selbst war wie gesagt durch die Freundschaft von Moritz und Raffael geprägt. Während Moritz stets der ruhige, schüchterne und brave Junge war, war Raffael laut, undurchsichtig, grob und egoistisch. Dennoch verbindet die beiden seit sie drei Jahre alt sind eine enge Freundschaft, in der Moritz sich von Raffael abhängig macht und dessen Schattenseiten nicht wahrhaben will oder kann. Auch nachdem sie 16 Jahre gar keinen Kontakt haben, verfällt Moritz sofort in alte Muster, hinterfragt Raffaels Verhalten nicht, widerspricht ihm nicht, nimmt nur hin - und fühlt sich gleichzeitig lebendiger durch ihn.
Raffael ist ohnehin der wohl interessanteste Charakter in dem Buch. Auch der Leser weiß nie, was genau ihn umtreibt, warum er so handelt wie er es tut, was er damit bezwecken will. Daher fand ich es auch sehr schade, dass es keine tieferen Einblicke aus seiner Sicht gab, sondern nur das, was Marie, Moritz und Johanna über ihn wissen und denken. Und das sind eben sehr unterschiedliche Sichtweisen auf Raffael, aus denen sich nur zögerlich ein Gesamtbild ergibt. Auch am Ende wusste ich allerdings nicht, ob Raffael nun ernsthaft gesagt hat, was er wollte, oder es wieder nur eines seiner Spiele war...
Doch auch Marie und Johanna waren interessante Charaktere. Marie, die durch eine ungeplante Schwangerschaft plötzlich in einer fremden Umgebung auf dem Land landet und keinen richtigen Anschluss findet, ist stets bemüht, eine gute Mutter zu sein, kann aber auch nur schlecht für sich selbst einstehen. Sie findet etwas Anschluss bei Raffaels Mutter, die widerum eine tief zerrütettete Person ist.
Johanna hingegen gerät in eine noch tiefere Abhängigkeit zu Raffael als Moritz...

Die Charaktere zeichnen, gemeinsam mit dem Schreibstil, den Roman aus. Sie kennenzulernen, fand ich faszinierend und fesselnd, die Probleme und toxischen Verhältnisse, in die sie sich begeben und wie sie diese jahrelang mit sich herum tragen und letztlich lernen müssen, davon loszulassen - oder auch nicht - gefielen mir. Doch leider war die Auflösung von Allem dann doch etwas ernüchternd und nicht so spektakulär, wie ich erwartet hatte. Besonders Raffaels Sicht kam mir da zu kurz. Auch zieht sich der Roman sehr in die Länge und auch, wenn mir die tiefen Einblicke in das Leben der Charaktere einerseits gefielen, hätten sie doch dennoch stellenweise kürzer ausfallen können.
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über das Bloggerportal! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Alica,

    von dem Grundkonzept - toxische Beziehung zwischen zwei Jungen - musste ich gerade an "The Wicker King" denken, das liegt allerdings noch ungelesen auf meinem SuB. :D

    Aber das Buch klingt auf jeden Fall sehr interessant und schon deine Beschreibung des Schreibstils macht mich neugierig - wie du vielleicht gemerkt hast, mag ich ungewöhnliche Schreibstile. :D Und auch die Charakterisierung wirkt sehr interessant ... auf jeden Fall eine tolle Rezension!

    Liebe Grüße ♥

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    1. Von "The Wicker King" habe ich schon gehört und ich glaube, es steht auch auf meiner endlosen Wunschliste. :D Vielleicht liest du es ja bald - wäre auf deine Meinung gespannt!

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