Donnerstag, 15. April 2021

[Rez] "Homo digitalis. Zwischen den Welten" von Anna Lena Diel

Den folgenden Beitrag kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung [da Rezensionsexemplar].
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(c) Bildrechte: Hybrid Verlag
"Homo digitalis. Zwischen den Welten"
von Anna Lena Diel
Verlag: Hybrid Verlag, 2020 
Einzelband | 448 Seiten
[TB] ISBN: 978-3967410518
 
~Klappentext~
Wie weit würdest du gehen, um dein Kind zu retten? Die Diagnose „Gehirntumor“ bei der achtjährigen Esme reißt Oskars Welt aus dem Gleichgewicht. Trotz fortschrittlicher medizinischer Versorgung ist ihr Tod unausweichlich. Hilfe verspricht der Platz in einem Sanktuarium. Eine Einrichtung, die einen unterbrechungsfreien Aufenthalt in der virtuellen Welt der zweiten Realität ermöglicht. Aber die Behandlung ist unerschwinglich für die Familie und brächte ohnehin nur etwas Zeit, aber keine Heilung. Oskar setzt alle Hebel in Bewegung und stößt auf eine revolutionäre Möglichkeit. Eine Chance, Esme zu retten – und sie gleichermaßen zu verlieren.
~Meine Meinung~
Besser spät als nie endlich meine Rezension zu "Homo digitalis" von Anna Lena Diel (großes Sorry, Anna!). Ich habe den Roman schon im Januar gelesen... *hust* Aber meine Zeiteinteilung lässt mal wieder sehr zu wünschen übrig...

"Homo digitalis" spielt in der nahen Zukunft in Kiel und dreht sich um Oskar, dessen Tochter Esme einen tödlichen Gehirntumor hat. Nachdem die Botschaft Oskar ziemlich aus der Bahn geworfen hat, setzt er alles daran, einen Weg zu finden, Esme doch noch zu retten.
 
In der Zeit von "Homo digitalis" ist es ganz normal geworden, in einer digitalen zweiten Realität alle Alltagsgeschäfte zu erledigen und seine Freizeit zu verbringen. Da in der Zeit der eigene Körper ruhen muss und man für die Nahrungsaufnahme und den Toilettengang in die Realität zurückkehren muss, wurde eine (teure) Möglichkeit geschaffen, den Körper in Tanks quasi zu konservieren und so einen Langzeitauftenthalt in der zweiten Realität zu ermöglichen.
Darüber hinaus dreht sich in dieser Version der Zukunft alles um Sozialpunkte. Jede:r Bürger:in hat ein Sozialpunktekonto, das durch tägliche Arbeit, Sport, gesunde Ernährung u.Ä. aufgestockt wird. Gleichzeitig werden in Echtzeit für negative Taten wie das Essen von Schokolade oder das Schwänzen auf der Arbeit Punkte abgezogen. Die Sozialpunkte werden in Stufen eingeteilt: Wer eine hohe Stufe erreicht, ist angesehener und hat Zugang zu besserer Versorgung usw., während eine niedrige Stufe nur Nachteile bringt.
 
Die Zukunftsversion hat Anna Lena Diel detailliert ausgearbeitet, sodass sie gar nicht unwahrscheinlich wirkt. Es ist ein Leben in vollkommener Überwachung durch den Staat und der Ausrichtung des Lebens an Sozialpunkten und damit "angemessenem und wirtschaftsförderndem" Verhalten. Daneben spielt natürlich die digitale zweite Realität die zentrale Rolle in der Handlung und die ständige Frage, ob dieses digitale Leben lebenswert und "echt" ist. Hier gelingt es der Autorin, verschiedene Sichtweisen einzuarbeiten, ohne selbst eindeutig Stellung zu beziehen. Den Lesenden bleibt es selbst überlassen, wie sie das Geschehen bewerten und wie sie selbst in Oskars Situation handeln würden. Und das war für mich der besondere Reiz an dem Roman. Vor allem wie gesagt in der Hinsicht, dass die Zukunft gar nicht so unwahrscheinlich wirkt.

Daneben werden auch aktuelle medizinische Entwicklungen thematisiert, so wie rechtliche Fragen des "Menschsein". Obwohl damit insgesamt eine Vielzahl gesellschaftskritischer Themen auf den 448 Seiten untergebracht sind, wirkt es an keiner Stelle überzogen oder zu informationslastig. Es liest sich flüssig und man versteht selbst die theoretischen Aspekte sehr gut.

Im Bezug auf das Setting und die Fragestellungen des Romans konnte er mich daher komplett überzeugen.
 
Die eigentliche Handlung war aber leider etwas weniger fesselnd. Der Roman ist in drei Abschnitte aufgeteilt und für mich zogen sich die ersten beiden Abschnitte zu sehr in die Länge. Der eigentliche Haupthandlungspunkt wird erst im letzten Abschnitt ausführlich behandelt und dann für meinen Geschmack auch etwas zu hastig. Daher empfand ich insgesamt den Spannungsbogen als zu flach.
Wer jedoch gerne gesellschaftskritische Zukunfts-Romane liest, ist hier absolut richtig und der angenehme Schreibstil tröstet über die Längen auch gut hinweg.
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Vielen Dank an Anna für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst!

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