[Rez] "Ich will endlich fliegen, so einfach ist das" von Katarina von Bredow

(c) Bildrechte: Gulliver

"Ich will endlich fliegen, so einfach ist das"

von Katarina von Bredow

Originaltitel: Flyga högt

Verlag: Beltz & Gelberg, 2013 und Gulliver, 2016

Einzelband | 339 Seiten

[TB] ISBN: 978-3407746450

~Klappentext~

Vendela ist in Nils verliebt. Oder in Sven. Liebe ist immer kompliziert. Nur von ihrer besten Freundin Tonja wird sie niemand trennen. Doch dann kommt ein neues Mädchen in die Schule und Vendela ist fasziniert, denn Silja pfeift auf alle Regeln und wagt es sogar, sich mit der "Klassenqueen" anzulegen. Vendela ist hin- und hergerissen und muss sich entscheiden – für das Alte oder das Neue, für Tonja oder Silja, für Nils oder für Sven.

~Meine Meinung~

Ich muss gestehen, dass ich ohne große Erwartungen an den Roman herangegangen bin, da ich bisher weder von dem Titel noch der Autorin gehört hatte. Doch ich wurde positiv überrascht und mit einem richtig guten Jugendbuch belohnt!

"Ich will endlich fliegen..." behandelt den Punkt zwischen Jugend und Erwachsenwerden. Vendela und Tonja waren immer unzertrennlich und haben sich versprochen, dass ihre Freundschaft niemals durch eine Beziehung in die Brüche gehen wird. Doch als dann Tonja einen Freund findet und in der Anfangszeit ständig Zeit mit ihm verbringt, ist Vendela plötzlich "unwichtig". Sie selbst wäre gerne mit Nils zusammen, doch sie beide sind zu schüchtern für den ersten Schritt. Und dann kommt eine neue Mitschülerin in die Klasse - Silja. Und stellt die gesamte Dynamik in der Klasse gehörig auf den Kopf. Was zuvor als undenkbare Freundschaften aufgrund der "Rangordnung" galt, wird durch Silja möglich, denn sie kennt weder die Verhältnisse innerhalb der Klasse noch würde es sie kümmern, sich daran zu orientieren. Stattdessen freundet sie sich sowohl mit der "Klassen-Looserin" als auch dem "Klassenschwarm" an, macht sich die "Anführerclique" zum Feind und pfeift einfach drauf. Und Vendela stellt sich zum ersten Mal die Frage, ob Mobbing oder Ausgrenzung wirklich "okay" ist, nur weil es "schon immer so war", und warum es so eine große Sache ist, als "Niemand" mit dem "Klassenschwarm" befreundet zu sein - ja, dass der sich vielleicht sogar in sie verlieben könnte...

Vielleicht merkt man meiner Zusammenfassung an, dass der Roman viele verschiedene Aspekte betrachtet, die sich im Kern aber alle um die Klassendynamik und dem Fortlauf von Freundschaften drehen, wenn Veränderungen das Leben auf den Kopf stellen. Was wichtig und wie in Stein gemeißelt erscheint, wenn man jung ist, wird plötzlich durch kleine oder auch große Schritte verändert. Mit diesen Veränderungen umzugehen, muss Vendela im Rahmen der Handlung lernen und stellt sich selbst und ihre Mitschüler durch Silja immer wieder infrage. Auch über ihre Abhängigkeit von Tonja muss sie erst hinauswachsen und erkennen, dass man nicht nur eine einzige Freundschaft im Leben haben kann. Vendelas Entwicklung habe ich unglaublich gerne verfolgt, ist sie doch sehr authentisch beschrieben. Überhaupt ist der ganze Roman sehr bodenständig. Auch Fehltritte werden nicht mit dem erhobenen Zeigefinger betrachtet, sondern die Charaktere ziehen ihre eigenen Schlüsse daraus. Und genau dieses unaufgeregte machte "Ich will endlich fliegen..." für mich zu einem ganz besonderen Leseerlebnis, von dem junge Leser einiges lernen können.