Samstag, 16. Januar 2021

[Rez] "Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich" von Peter Unfried

(c) Bildrechte: Dumont
"Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich"
von Peter Unfried
Verlag: Dumont, 2008
Sachbuch | 240 Seiten
[TB] ISBN: 978-3832180638

~Klappentext~
An einem Sommertag des Jahres 2006 war es so weit: Peter Unfried kam aus der Nachmittagsvorstellung. Seufzte. Und wusste: Mist, es muss sich etwas ändern. Nicht, dass er vor Al Gores Dokumentarfilm "Eine unbequeme Wahrheit" noch nie von der Klimakatastrophe gehört hätte. Selbstverständlich hatte er sich damit beschäftigt; aber unkoordiniert und theoretisch, wie man es mit vielem macht. Nach dem Motto: Sicher wichtig, aber man hat ja auch noch anderes zu tun.

"Öko" schildert eine beispielhafte Entwicklung vom gedankenlosen Genießer zum bewussten Konsumenten, der beherzt an seiner persönlichen Energiewende arbeitet. Seine amüsant-aufklärerische Öko-Fibel liefert nebenbei ganz konkrete Handlungsmöglichkeiten:
Welches Auto? Welcher Strom? Welcher Kühlschrank? Wie kann das eigene Haus aussehen? Der Satz "Ich allein kann ja sowieso nichts gegen den Klimawandel tun" gilt nicht mehr.
~Meine Meinung~
Das Buch hatte ich nur zufällig auf einem Tisch mit Mängelexemplaren entdeckt und mitgenommen, obwohl es schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und ich entsprechend keine Aktualität erwartet habe. Man merkt ihm grundsätzlich das Alter auch an, denn meiner Meinung nach sind wir gerade durch die Fridays for Future-Bewegung schon deutlich weiter in der "Öko-Debatte". Dennoch enthält es ein paar interessante Gedanken.

Inhaltlich ist es eine Mischung aus biografischen Elementen, Fachgesprächen und Fakten. Das Ganze in einem eher flapsigen, lockeren Erzählstil mit vielen Dialogen. Fand ich persönlich etwas anstrengend zu lesen, weil Peter Unfried selten auf den Punkt kommt und ziemlich viel schwafelt. Aber anders wäre das Buch wohl deutlich kürzer geworden. Für anspruchslosere Leser*innen kann der Stil aber evtl. unterhaltsam sein. Immerhin ließ es sich zügig und einigermaßen kurzweilig lesen.

Peter Unfried beginnt dabei mit seiner Erkenntnis, dass er nachhaltiger leben möchte. Angeregt wurde er dazu vor allem durch Al Gores Dokumentation "An Inconvenient Truth" (dt. "Eine unbequeme Wahrheit"). Auf den ersten ca. 100 Seiten berichtet er daher vom Kauf seines weniger umweltschädlichen Autos, seines neuen Kühlschranks, seinem Umstieg auf Energiesparlampen und Ökostrom. Das liest sich v.a. nervig, da er etwas zu enthusiastisch und ausufernd von solchen "Banalitäten" berichtet. Aber vermutlich kann man sich tatsächlich so sehr für diese Dinge begeistern, wenn man vorher nie darüber nachgedacht hat.

Danach wird das Buch dann endlich interessanter, denn Unfried wendet sich der Frage zu, wieso jemand nachhaltiger leben möchte. Ist es nur wegen dem guten Gewissen? Möchte man wirklich etwas verändern? Oder ist es nur ein Lifestyle, dem man angehören möchte, um sich wichtig zu machen? Er beschreibt dabei verschiedene Typen von nachhaltigen Menschen (Lohas ("Lifestyle of health and sustainability"), klassische und neue Ökos), den bewussten Konsumenten und die Gegenpositionen ("Öko-Hasser"). Es geht viel um "Moralapostel" und warum das vielen Menschen sauer aufstößt. Auch interessant fand ich den Anriss des "moralischen Marktes" und ob es so etwas im klassischen Kapitalismus überhaupt geben kann. Leider bleibt Peter Unfried dabei sehr oberflächlich und gibt vor allem seine Gespräche mit Fachleuten in Dialogform wider. Es lohnt sich auf jeden Fall, zu dem ein oder anderen Thema tiefergehende Literatur zu suchen.

Insgesamt zu oberflächlich und "schwafelnd" und man merkt ihm das Erscheinen vor über 10 Jahren an, bietet aber Denkanstöße zu weitergehender Literatur für Interessierte.

4 Kommentare:

  1. Hallo liebe Alica,
    anhand deiner Rezension kann ich gut verstehen, warum dir der zweite Teil des Buches besser gefallen hat, als der Anfang. Die von dir angesprochenen Themen im weiteren Verlauf hätten mich vermutlich auch eher interessiert, als die persönlichen Beweggründe des Autors. Alles in allem auf jeden Fall ein sehr aktuelles und interessantes Thema.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Genau, vor allem weil er seine persönlichen Gründe schon extrem ausführlich dargelegt hat. :D

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  2. Hallo Alica

    Dieses Buch aknnte ich noch nicht, aber der Titel hat mich direkt neugierig gemacht :D Obwohl das Buch schon älter ist, finde ich gerade deine Beobachtung zur jetzigen Entwicklung im Bereich des Klimawandels sehr spannend - schön, dass da in 15 Jahren doch noch etwas passiert ist :)

    Schade, dass dich das Buch trotz interessanter Thematik nicht überzeugen konnte. Ich kann deine Kritik aber nachvollziehen, ich mag es auch nicht, wenn Sachbücher zu solchen ernsten Themen oberflächlich bleiben.

    Liebe Grüsse
    Mel

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    1. Der Autor hatte scheinbar nicht den Anspruch, wirklich tief in die Materie abzutauchen, sondern eher sein eigenes Verhalten darstellen und analysieren zu wollen. Ich werde aber auf jeden Fall schauen, ob ich noch bessere Bücher zu dem Thema finde. Denn es ist wirklich interessant, was aus psychologischer Sicht in einem Menschen vorgehen muss, damit eine Verhaltensänderung, die gerade im Bezug auf Klimaschutz durchaus weitreichender sein kann, passiert.

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