Montag, 12. Juni 2017

[Rezi] "Alice - Follow the white..." von Stephanie Kempin

(c) Bildrechte: Papierverzierer Verlag
"Alice - Follow the white..."
von Stephanie Kempin
Verlag: Papierverzierer, 2017
Einzelband
328 Seiten

~Klappentext~
"Alles beginnt mit Bettys Beerdigung, wegen der der Unterricht an Miss Yorks Schule ausfallen muss: Auf einmal stört Zoey die Zeremonie, schießt mehrfach auf den Sarg und verschwindet, als wäre nichts gewesen. Doch wenig später steht Betty aus ihrem Sarg auf und macht sich auf die Suche nach ihrer postmortalen Mörderin. Sie findet Zoey und macht mit ihr kurzen Prozess. Ihre besten Freundinnen Alice und Chloe finden Betty, während sie sich noch über die Leiche beugt. Eigentlich müssten sie Betty verpfeifen, doch schnell beschließen die drei Freundinnen, gemeinsam Hals über Kopf zu flüchten.
Fragen über Fragen bleiben jedoch zurück, wie zum Beispiel, warum Zoey nicht mit echter Munition geschossen hat, die auch Untote zur Strecke bringen kann. Warum ist Betty noch relativ normal, zumindest für eine Untote? Was hat es mit Alice' Spiegelsicht auf sich? Und wohin will sie das verdammt mürrische, weiße Kaninchen mit der Armbrust und dem Welten-Chronografen führen?
Eine rasante Achterbahnfahrt hinein in den Kaninchenbau und durch die Welt zwischen den Märchen, der realen Fiktion, jeder Menge Popkultur und der raffinierten Idee, dass es auch so hätte erzählt werden können, wenn die Erzähler vor ein paar hundert Jahren ein bisschen mehr schwarzen Humor gehabt hätten."

~Meine Meinung~
"Alice - Follow the white" ist eine etwas andere "Alice im Wunderland"-Interpretation, die vorwiegend Elemente aus der bekannten Geschichte einpflegt, aber auch viele Märchengestalten auftauchen lässt.

Die Handlung beginnt in der "realen" Welt in einer unbekannten Zeitepoche zu Beginn der Elektrizität. Die drei Protagonistinnen Alice, Betty und Chloe - alle mit besonderen Fähigkeiten und daher an Miss Yorks Schule - gelangen kurz nach Beginn durch den Kaninchenbau hinter Ethan, dem "Spionage-Hasen" hinterher, in das Spiegel-Dämmer-Land, was der Alice-im-Wunderland-Welt entspricht. Es geht darum, das Heilmittel für die "Zombie-Krankheit" zu finden, an der auch Betty erkrankt ist. Auf ihrem Weg gesellt sich der Meisterdieb Garreth zu ihnen und sie gelangen nach etwa der Hälfte des Buches in das Märenland, wo die verschiedenen Märchenelemente untergebracht werden.
Das klingt alles recht verworren? War es leider auch.

Der Beginn des Buches konnte noch überzeugen. Der Einstieg mit dem Tagebucheintrag von Betty, in dem sie berichtet, dass sie Zoeys Gehirn gegessen hat, war unterhaltsam und machte neugierig auf die Handlung. Auch die Flucht ins "Wunderland" und die ungewöhnlichen Gestalten dort sowie das Rästelraten, was es mit der Krankheit auf sich hat und wo das Heilmittel zu finden sein könnte, waren spannend und witzig. Der überaus sarkastische Humor der Story war gut integriert und machte Spaß zu lesen.

Doch sobald es ins Märenland ging, verlor die Handlung für mich sehr an Spannung und Überzeugungskraft. Das Märenland war eigentlich unnötig und der wichtigste Part der Handlung - wie das Heilmittel gefunden wird - wurde praktisch ausgelassen, da Alice nicht dabei war. Dazu muss erwähnt werden, dass "Alice - Follow the white" abwechselnd aus der 3. Person "Alice" und den Tagebucheinträgen von Betty geschrieben ist. Wenn Alice also nicht dabei ist, erfährt man die Handlung nur als Tagebucheintrag. Und leider gefielen mir Bettys Tagebucheinträge überwiegend gar nicht. Sie waren zäh, voller Wiederholungen und Fragen wurden gefühlt 100mal aufgeworfen, aber fast nie beantwortet. Ich habe Bettys Kapitel zum Ende hin nur noch überflogen und trotzdem nicht das Gefühl gehabt, etwas zu verpassen.

Auch sonst wurden Fragen ständig aufgeworfen, sowohl Alice als auch Betty haben ständig darüber schwadroniert, was los ist, was dies soll, was jenes soll. Dadurch ging der Handlungsfluss total verloren. Fragen stellen ist in Ordnung, aber nicht in diesem Ausmaß! Und dann sollten bitte auch irgendwann auf alle Fragen antworten gefunden werden. Stattdessen wurde sehr vieles einfach in den Raum geworfen - was es damit genau auf sich hatte, blieb aber bis zu Ende schleierhaft.

Es erschien leider einfach so, als hätte die Autorin zum Ende hin die Motivation verloren und es nur noch schnell zuende schreiben wollen. Sehr schade, denn der Beginn war wirklich klasse!

Auch die Charaktere hatten Potential. Besonders Chloe mochte ich mit ihrer frechen, vorlauten Art. Sie war für mich die "wahre" Protagonistin. Alice bleibt dagegen blass und hatte überhaupt nichts an sich, was sie interessant gemacht hätte. Ihre Fähigkeit hat sie ihr Leben lang verdrängt und dann kommt sie plötzlich trotzdem total schnell damit klar? Unglaubwürdig. Betty gefiel mir - von ihren zähen Tagebuchtexten abgesehen - auch besser als Alice. Sie ist ein Mädchen der Taten und kommt mit ihrem neuen Dasein erstaunlich gut zurecht. Die Nebencharaktere hatten leider kaum Ecken und Kanten und waren vorwiegend Mittel zum Zweck.

Was noch positiv hervorzuheben ist, ist der bildhafte Schreibstil, der sich sehr flüssig liest.

Fazit: Interessanter Einstieg in eine etwas andere Alice-Geschichte, die leider ab der Hälfte stetig an Spannung verliert.

2 Kommentare:

  1. Hey,

    ich hab von diesem Buch bis jetzt nichts gehört, aber die Beschreibung klingt ja schon wirklich abgefahren und das Cover gefällt mir echt gut.

    Da du nicht sonderlich begeistert von der Geschichte bist, werd ich sie vermutlich auch nicht lesen... Klingt ein bisschen wie zu viel gewollt und dann alles nur halb so gut umgesetzt. Dann bleib ich lieber bei der klassischen Alice.

    Liebe Grüße
    Lena

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    Antworten
    1. Das Cover mag ich auch echt gerne - nur schade, dass ein schönes Cover nicht immer einen guten Inhalt mich sich bringt. >.> Du triffst es gut: Viel gewollt, aber nur halb umgesetzt. Vor allem hasse ich es, wenn zum Ende hin so offensichtlich die Luft raus ist. :(

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