Dienstag, 1. März 2016

[Rezi] "Solange die Nachtigall singt" von Antonia Michaelis

(c) Bildrechte: Oetinger Verlag
"Solange die Nachtgall singt"
von Antonia Michaelis
Verlag: Oetinger, 2012
Einzelband
448 Seiten

~Klappentext~
"Nach Abschluss seiner Tischlerlehre begibt sich Jari auf Wanderschaft, um Freiheit und Natur zu genießen. Dabei trifft er auf Jascha, das bezauberndste Mädchen, dem er je begegnet ist, und folgt ihr zu ihrer Enklave mitten im Wald. Gefangen zwischen märchenhafter Schönheit und menschlichen Abgründen wird der harmlose Tischler zum unerbittlichen Jäger."

~Meine Meinung~
Nachdem mich "Der Märchenerzähler" von Antonia Michaelis sehr begeistern konnte (die Rezi findet ihr hier) wollte ich auch anderen Werken der Autorin eine Chance geben. "Solange die Nachtigall singt" konnte mich auch gleich zu Beginn durch den zauberhaften Schreibstil in den Bann ziehen. Der Wald wird lebhaft beschrieben und man fühlt sich richtig darin verloren. Die Schönheit der Natur wird dabei ebenso deutlich hervorgehoben wie auch die Gefahren, die in ihr lauern. Wer einmal alleine tief im Wald war, kennt vielleicht das Gefühl, dass hinter jedem Baum ein Wildschwein oder verrückter Axtmörder lauert. Ich jedenfalls bekomme alleine im Wald verdammt schnell Schiss (musste aber auch schon in solch einer Situation tatsächlich einem grunzenden Wildschwein gegenüber stehen). Diese Atmosphäre fängt Antonia Michaelis meiner Meinung nach perfekt an und ich konnte mich nie entscheiden, ob ich den Wald selbst besuchen möchte oder lieber ganz großen Abstand halten sollte.

Das war aber leider auch der größte und fast einzige Pluspunkt. Die Handlung ist überwiegend vorhersehbar. Zwar wird versucht, den Leser in die Irre zu leiten, aber meine grundlegende Ahnung konnte nie ausreichend abgeschwächt werden. Die erste Teilauflösung gab es auch schon um Seite 80 rum und danach war bis Seite 400 eigentlich alles absolut klar und die Handlung plätscherte vor sich hin ohne große Höhepunkte. Zum Abschluss gab es nochmal eine typische und leider auch vorhersehbare "Wendung", denn angedeutet wurde es innerhalb des Buches bestimmt 20mal.

Besonders störend war der Protagonist Jari. Ich habe selten jemand so dummes als Hauptfigur erlebt. Er lässt sich Drogen verabreichen, halluziniert fast das ganze Buch über, bemerkt das sogar und macht freiwillig damit weiter. Das war der erste Punkt, den ich absolut unverständlich fand. Immerhin hatte Jari kein besonders schlechtes Leben und mit einem hübschen Mädchen alleine im Wald zu sein ist auch nicht unbedingt ein Grund, um dauerhaft auf Drogen zu sein.

Doch noch unbegreiflicher ist, wozu Jari sich in seinem Drogen- und Liebesrausch verleiten lässt. Zu dem Zeitpunkt war ich wirklich kurz davor, das Buch abzubrechen.

Warum ich es trotzdem bis zum Ende gelesen habe? Ich habe die ganze Zeit gehofft, irgendein überraschender Wendepunkt, irgendeine Erkenntnis in Jaris Kopf würde noch kommen. Aber ich wurde enttäuscht.

Fazit: Der Schreibstil und die Darstellung des Waldes ist wunderschön. Aber ein schönes Äußeres kann in diesem Fall nicht über den lahmen Inhalt hinwegtäuschen. Für mich leider ein Reinfall.

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